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Nordkorea: Südkorea und USA erhöhen Militär-Warnstufe

Chinesisch-nordkoreanischer Grenzübergang dicht

Wegen der anhaltenden Drohungen aus Nordkorea haben die USA und Südkorea eine höhere Warnstufe für ihre Streitkräfte in der Region ausgegeben. Das gemeinsame US-südkoreanische Kommando habe die Einstufung von drei auf zwei angehoben, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf einen hochrangigen Offizier. Ein Grenzübergang zwischen China und Nordkorea wurde für ausländische Touristen geschlossen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow warnte vor einem Anheizen der Krise durch militärische Manöver.

Für die US-Streitkräfte und das südkoreanische Militär gilt laut Yonhap nun die Warnstufe einer "lebensbedrohlichen Situation". Dies ist die zweithöchste Alarmstufe, Stufe eins gilt in Kriegszeiten. Allerdings erhöht die Einstufung nicht die allgemeine Alarmbereitschaft der Armee. Stattdessen werden Überwachung und geheimdienstliche Tätigkeiten verstärkt.

Lawrow, der am Rande des G-8-Außenministertreffens in London seinen US-Kollegen John Kerry traf, warnte vor militärischen Aktionen: "Niemand sollte die anderen mit militärischen Manövern verängstigen, und es gibt große Chancen, dass sich alles beruhigt." Beim Thema Nordkorea gebe es zwischen Russland und den USA "keine Differenzen", sagte Lawrow.

Wegen der Vorgänge in Korea befindet sich auch die japanische Armee "in vollem Alarmzustand", wie Verteidigungsminister Itsunori Onodera vor Journalisten sagte. Ministerpräsident Shinzo Abe versicherte, dass Japan alles tue, "um das Leben unseres Volkes zu schützen und seine Sicherheit zu garantieren".

Die nordkoreanische Staatszeitung "Rodong Sinmun" warf Tokio "militärisches Abenteurertum" vor. Die nordkoreanische Armee sei in der Lage, "US-Militärstützpunkte nicht nur in Japan, sondern auch anderswo im asiatisch-pazifischen Raum zu vernichten".

Nach Ansicht der südkoreanischen Regierung steht ein Raketentest des Nordens unmittelbar bevor. Pjöngjang könne "jeden Moment" aktiv werden, sagte Außenminister Yun Byung Se vor dem Parlament. Zwei nordkoreanische Mittelstrecken-Raketen waren vor Kurzem an die Ostküste des Landes verlegt worden. Der südkoreanische Geheimdienst hält es für wahrscheinlich, dass die Raketen noch in dieser Woche abgefeuert werden.

Für zahlreiche Ausländer ist inzwischen der wichtigste Grenzübergang zwischen China und Nordkorea nach chinesischen Angaben geschlossen. "Es ist Reisebüros nicht mehr erlaubt, Touristengruppen dorthin zu bringen, da die nordkoreanische Regierung Ausländer bittet, das Land zu verlassen", sagte ein chinesischer Grenzbeamter der Nachrichtenagentur AFP. Seines Wissens könnten Geschäftsleute nach Nordkorea aber "frei einreisen und es verlassen".

Die Mitarbeiterin eines Reisebüros in der Grenzstadt Dandong bestätigte, dass die örtlichen Behörden den Touranbietern Reisen nach Nordkorea untersagt hätten. Den Behörden zufolge gehe dies auf ein Einreiseverbot Nordkoreas zurück. China ist einer der wenigen Verbündeten Nordkoreas. Zuletzt äußerte sich aber auch die Regierung in Peking kritisch über die Provokationen Pjöngjangs.

Das kommunistische Nordkorea hat in den vergangenen Wochen immer wieder Angriffsdrohungen gegen Südkorea und die USA ausgesprochen. Südkorea beschuldigte den Militärgeheimdienst des Nordens zudem, hinter einem Hackerangriff auf südkoreanische Banken und Fernsehender im März zu stecken.

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), sagte im ARD-"Morgenmagazin", es sei "sehr, sehr schwierig", mit Nordkorea zu verhandeln. Am ehesten hätten noch die Chinesen einen Zugang zu Pjöngjang. Löning brachte die Möglichkeit weiterer Sanktionen gegen Nordkorea ins Spiel. Die Lage der Zivilbevölkerung bezeichnete er als "so schlecht wie in keinem anderen Land auf der Welt".

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes halten sich derzeit nur wenige Deutsche in Nordkorea auf. Die Zahl liege "im niedrigen zweistelligen Bereich", sagte ein Sprecher in Berlin. Dabei handele es sich vor allem um Entsandte, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, Geschäftsleute und Touristen. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass diese Deutschen das Land verlassen wollten.