Pinguine und Schneesturm - Polarschiff steckt Weihnachten im Eis fest

Die Mannschaft der "Akademik Shikalskiy" posiert in der Antarktis neben einem künstlichen Tannenbaum

Auf den Spuren eines legendären Polarforschers bleiben Touristen und Forscher Weihnachten mit ihrem Schiff im Eis stecken. Sie müssen auf einen Eisbrecher warten. Die Stimmung stimmt, die Pinguine staunen. 

Nach ihrem Polarabenteuer in der Antarktis wollten Forscher und Touristen mit ihrem Expeditionsschiff an Weihnachten eigentlich wieder mit Volldampf in Richtung Zivilisation schippern. Ein Wetterwandel machte ihnen 2800 Kilometer südlich von Hobart einen Strich durch die Rechnung. 

Aus der einsamen Eiswüste schickt Expeditionsleiter Chris Turney über YouTube eindrucksvolle Bilder und Töne in die Welt. Dick verpackt mit Mütze, Anorak und Schneebrille steht er an Deck und versucht, den pfeifenden Wind zu übertönen: "Wir sitzen in einem Schneesturm fest", schreit er ins Mikrofon. Um das Schiff ist nur Eis zu sehen. Rettungsboote und Deck sind voller Schnee. 

Turney versichert, die Stimmung an Bord des Polarforschungsschiffs "MV Akademik Shokalskiy" könne nicht besser sein. 74 Menschen sind dabei, darunter eine russische Besatzung mit 20 Mann und 26 Touristen. Vor dem Schneesturm genoss die Gruppe am 1. Weihnachtstag auf dem Oberdeck bei milden Temperaturen von minus ein Grad noch die Szenerie. "Ein wunderbarer Blick, alles gut hier", twitterte Turney gelassen. Ein paar Pinguine beäugten neugierig das Team, das sich mit roten Zipfelmützen in bester Weihnachtsstimmung präsentierte. 

Der australische Klimaforscher ist in Abenteuerlaune. "Im Eis stecken bleiben - das ist fast wie bei den frühen Entdeckern", twittert er, als genieße er die Erfahrung besonders. Kein Wunder: Turney wandelt mit der fünfwöchigen Expedition auf den Spuren des australischen Polarforschers Sir Douglas Mawson. Der war vor gut 100 Jahren von Hobart auf Tasmanien zur ersten australischen Antarktis-Expedition aufgebrochen. Mit dem privat finanzierten Trip wollte Turney Mawsons Reise nacherleben und einige seiner Messungen wiederholen. 

Die Gruppe schaffte es vor Weihnachten bereits zur Hütte von Mawson auf Cape Denison. Expeditionsteilnehmer mussten den Holzverschlag erst aus dem Schnee graben. Seit 1997 kümmert sich eine "Stiftung Mawsons Hütte" um den Erhalt der Überbleibsel der damaligen Expedition. Besuche vor Ort sind teuer, Turney und Team waren die ersten Besucher seit drei Jahren. 

Auch wenn Turney das Wohlergehen von Passagieren und Besatzung beteuert, ein bisschen Frust ist zwischen seinen Zeilen doch zu lesen. Es seien nur wenige Kilometer bis zum offenen Meer, schreibt Turney. Aber die Crew will kein Risiko eingehen, auch wenn der Schiffsrumpf extra für Fahrten im Eis verstärkt ist. Sie wartet deshalb lieber auf den Eisbrecher, den die Seesicherheitsbehörde (Amsa) alarmiert hat. "Er soll uns einen Weg aus dem Eis bahnen, damit wir alle nach Hause können", schreibt Turney. 

Bei aller Abenteuerlust sind die Teilnehmer der Jubiläumsexpedition mit deutlich mehr Komfort als Mawson vor 100 Jahren unterwegs. Nicht nur die Technik macht die Risiken überschaubar. Auch die Schiffsküche sei reichlich ausgestattet, um die Passagiere bei Laune zu halten, versichert Expeditionssprecher Alvin Stone der Nachrichtenagentur dpa. Auch am Zeitplan ändere sich nichts: Die "Shokalskiy" soll am 6. Januar in Bluff in Neuseeland wieder anlegen. 

dpa