Porträt: Jazenjuk soll die Ukraine aus der Krise führen

Arseni Jazenjuk Mitte Februar in der deutschen Botschaft in Kiew. Foto: Tim Brakemeier

Als «politischen Selbstmord» bezeichnete Arseni Jazenjuk noch vor kurzem jede Beteiligung an der Übergangsregierung in der krisengeschüttelten Ukraine. Nun führt der 39-Jährige nach der Zustimmung des Parlaments in Kiew als Ministerpräsident das Kabinett an.

Seinen einstigen Ruf als blasser Technokrat hat er während des blutigen Machtkampfs gegen Präsident Viktor Janukowitsch in den vergangenen Monaten mit mitreißenden Reden endgültig abgelegt.

Jazenjuk wurde am 22. Mai 1974 in Tschernowzy (Czernowitz), etwa 500 Kilometer südwestlich von Kiew, geboren. Als Außenminister vertrat der perfekt Englisch sprechende Vater von zwei Töchtern sein Land schon international. Bei der Präsidentenwahl 2010 landete der Professorensohn jedoch abgeschlagen nur auf dem vierten Platz.

Seit 2012 führt Jazenjuk als Fraktionschef die Vaterlandspartei von Julia Timoschenko im Parlament. Er galt aber bis zu Timoschenkos Haftentlassung nur als «Platzhalter» der charismatischen Politikerin. Nach der Rückkehr der 53-Jährigen schloss Jazenjuk nun eine eigene Kandidatur bei der Präsidentenwahl im Mai aus. Die neue Aufgabe als Hoffnungsträger der Ex-Sowjetrepublik gibt ihm nach Ansicht von Experten jedoch die Möglichkeit, aus Timoschenkos Schatten zu treten.

Für die Rettung des angeschlagenen Landes bringt er viel Erfahrung mit: Jazenjuk ist Doktor der Wirtschaftswissenschaften sowie Ex-Notenbankchef und ehemaliger Wirtschaftsminister. Ein Teil des Protestlagers sieht in ihm aber kein «neues Gesicht». Auch deswegen gab es zuletzt Pfiffe auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan) in Kiew.