Schnappschuss bringt Vater unter Terrorverdacht

Nachdem er seine vierjährige Tochter vor einem Eisstand in einem Einkaufszentrum fotografiert hatte, bekam der Schotte Chris White Ärger mit der Polizei. Man forderte ihn auf, die Bilder von seinem Mobiltelefon zu löschen und nahm seine Personalien auf. Die Begründung: Terrorgefahr.

Chris White hatte am vergangenen Freitag seine Tochter Hazel im Braehead Shopping Centre in der Nähe von Glasgow fotografiert - die Vierjährige saß auf einer Kinder-Vespa und schleckte ein Eis. Kurz darauf kam ein Sicherheitsbeauftragter auf den 45-Jährigen zu und wies ihn auf das Fotoverbot im Einkaufzentrum hin. Wie White dem britischen Nachrichtensender „BBC News“ sagte, sei er dazu aufgefordert worden, alle gerade geschossenen Fotos zu löschen – obgleich sich darauf nur seine Tochter befand. Da er bereits zwei der Bilder von Hazel auf Facebook veröffentlicht hatte, forderte der Wachmann Whites Handy ein und alarmierte die Polizei. Der offizielle Grund für diese Maßnahmen: Terrorverdacht. Als die Beamten zum „Tatort“ kamen, nahmen sie Whites Personalien auf und ließen ihn schließlich gehen – mit seinem Mobiltelefon.

Das Einkaufszentrum begründete die Sicherheitsmaßnahme wie folgt: „Die Verkäufer eines Eiscreme-Standes wurden misstrauisch, als sie sahen, dass ein männlicher Kunde an ihrem Verkaufstresen Fotos machte. Sie dachten, der Mann habe auch Bilder von ihnen gemacht, und alarmierten einen Sicherheitsbeauftragten des Einkaufszentrums“, so ein Sprecher gegenüber dem Nachrichtensender.  „Es ist immer unsere höchste Priorität, all unseren Kunden und Verkäufern ein sicheres und angenehmes Umfeld zu gewährleisten. Der Sicherheitsbeauftragte handelte mit besten Absichten.“

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Ein Sprecher der zuständigen Polizeidienststelle sagte gegenüber „BBC News“: „Ich kann bestätigen, dass wir zu diesem Vorfall eine Beschwerde erhalten haben.“ Es laufe bereits eine Überprüfung des Vorfalls.

Doch White reichte das nicht aus. Auch nicht der Entschuldigungsbrief, den er vom Braehead Shopping Centre erhielt. Der 45-Jährige rief auf Facebook eine Kampagnenseite ins Leben, auf der er seine Geschichte nacherzählt und zu ihrer Verbreitung aufruft. Die Seite trägt den Namen „Boycott Braehead“ (dt. „Boykottiert Braehead“) und erfreut sich großer Beliebtheit. Immerhin 22.038 Facebook-Nutzern „gefällt“ die Seite aktuell.

Der Vorfall in dem Einkaufzentrum und seine schnelle Verbreitung haben bereits Konsequenzen: Die britische Kette Capital Shopping Centres hat angekündigt, schnellstmöglich in allen elf Filialen in Großbritannien das Fotoverbot aufzuheben – dazu gehört auch das Braehead Shopping Centre.