Schwere Zeit für Schumacher-Managerin Kehm

Schumachers Managerin Sabine Kehm wird ständig von Journalisten belagert. Foto: Guillaume Horcajuelo

Sie reist seit über einem Jahrzehnt mit Michael Schumacher um die Welt. Früher regelte sie Interviewanfragen und seine Medientermine, dann wurde Sabine Kehm auch Managerin des erfolgreichsten Piloten in der Formel-1-Geschichte.

Sie verlegte ihren Wohnsitz von Frankfurt/Main in die Schweiz, nahe Schumachers Domizil. Mit der gesamten Familie verbindet sie nach so langer Zeit eine enge Freundschaft. Nun ist sie es, die neben den Ärzten der Universitätsklinik von Grenoble, in der Schumacher seit über drei Tagen um sein Leben kämpft, Rede und Antwort steht. So schwer auch ihr es fällt.

Grenoble, Pressekonferenz der Ärzte. Kehm steht an der Seite des Podiums, verfolgt die Aussagen. Klar ist: Nichts, was vorher nicht besprochen wurde, geht auch an die Öffentlichkeit.

Sobald die Privatsphäre verletzt wird, kann Kehm sehr deutlich werden. Ein paar klare Worte und ein stechender Blick reichen. Anders ging und geht es nicht in einem von Männer dominierten Sport über den zum Großteil auch Männer berichten.

«Wir schätzen die Arbeit der Medien sehr, dennoch sollten bitte Privatsphäre und Gefühle der Familie respektiert werden», betonte Kehm bei ihrer Medienrunde am Neujahrstag. In einer Traube von Kameraleuten, Fotografen und Journalisten beantwortete sie geduldig immer wieder die Fragen nach Schumachers weiter kritischem Zustand.

Wie nahe ihr selbst der Kampf um Leben und Tod von Schumacher geht, ist ihr in diesen Momenten nicht anzumerken. Dabei kannte sie am Anfang ihrer Karriere den Kerpener nicht einmal. Unvoreingenommen und «mit Manschetten» sei sie 1994 auf den Hockenheimring gefahren, erzählte Kehm einmal in einem Interview «motorsport-total.com». Sie war damals eine aufstrebende, ehrgeizige Sportjournalistin, der Wechsel auf die andere Seite undenkbar. Und doch kam es anders.

1999 klingelte das Telefon, am anderen Ende Willi Weber. Seinerzeit Schumachers Manager. Ende desselben Jahres stieg Kehm als Medienberaterin in den Schumacher-Kosmos ein.

Schumacher vertraut ihr. Er verlässt sich auf ihr Know-how. Schumacher höre sich die Meinungen anderer an. «Ob er der dann immer folgt, steht auf einem zweiten Blatt, auch wenn er das überdurchschnittlich häufig tut. Aber er hat ganz klar den Ansatz, zu sagen: 'Das ist der Bereich, in dem kennst du dich besser aus, und wenn du der Meinung bist, es ist besser so, dann machen wir es so'», erzählte Kehm einmal.

So gelang es Schumacher und Kehm 2009 auch lange Zeit, die Folgen seines schweren Motorradunfalls nicht öffentlich werden zu lassen. Erst als das geplante Comeback für Ferrari platzte, wurde klar, wie gravierend die Verletzungen damals gewesen waren.

Kehm kennt Schumacher wie nicht viele andere außerhalb seiner Familie. «Weil er außerhalb des Cockpits sein Visier nur ungern öffnete, ist er für viele ein Unbekannter geblieben», schrieb sie in ihrem Buch über den siebenmaligen Champion nach dessen Rücktritt 2006.

Vier Jahre später kam er zurück in die Formel 1. Mit Kehm als Managerin. «Ich habe entschieden, meine geschäftlichen Dinge mehr und mehr selbst in die Hand zu nehmen. Daher werden künftig alle Management-Tätigkeiten von meinem Büro in Gland aus abgewickelt und koordiniert werden. Managing Director dieses Büros ist Sabine Kehm», teilte Schumacher damals mit.

Nach seinem Rücktritt Ende 2012 nach seinen drei Jahren bei Mercedes ließ das Interesse an Schumacher und damit die Arbeit für Kehm aber keineswegs nach. Immer wieder gab es neue Sponsoren oder die Verlängerung bestehender Zusammenarbeiten. Nun, in der schwersten Phase des Lebens von Michael Schumacher, der mit Freunden und Familie eigentlich seinen 45. Geburtstag in Méribel feiern wollte, stellt sie sich der Öffentlichkeit. Und damit auch vor die Familie, die am Krankenbett dem zweifachen Vater, Ehemann, Bruder und Sohn die nötige Stärke zum Überleben geben will.