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So sexy war das im Mittelalter: 600 Jahre alte Dessous in österreichischer Burg gefunden

Die Geschichte der Unterwäsche muss neu geschrieben werden: Ein Sensationsfund in Österreich offenbart, dass Frauen schon vor etwa 600 Jahren Büstenhalter trugen. Archäologen fanden vier auf das Spätmittelalter datierte Leinen-BHs auf Schloss Lemberg in Tirol, wie die Universität in Innsbruck am Mittwoch mitteilte. Der Fund überrascht sogar Mode-Experten, denn bisher glaubte man, dass es den BH erst gibt, seit er vor ungefähr 100 Jahren das Korsett ablöste.



Die neu entdeckten historischen Hingucker belegen nun: Offenbar wurde zuerst der BH erfunden, gefolgt vom Korsett, das dann aber wiederum vom BH abgelöst wurde. Besonders ein Exemplar der Mittelalter-Dessous „sieht genauso aus wie ein moderner Büstenhalter“, sagt Hilary Davidson, Mode-Konservatorin des „Museum of London“. „Das sind wirklich erstaunliche Funde“.

Die Leinen-BHs waren schon 2008 entdeckt worden – doch es dauerte sehr lange, die Fundstücke zu untersuchen und mittels Kohlenstoffdatierung auf ihre Echtheit zu überprüfen. Nutz hielt letztes Jahr einen Vortrag über die Büstenhalter, aber die Neuigkeit verließ die akademischen Kreise nicht, bis das BBC History Magazine einen Artikel verfasste. 
    

„Wir konnten es selbst nicht glauben - wir gingen bisher davon aus, dass es im 15. Jahrhundert keine BH-ähnlichen Kleidungsstücke gab“, sagte die verantwortliche Archäologin Beatrix Nutz von der Universität Innsbruck. Die vier BHs befanden sich unter mehr als 2700 Stoffstücken, zusammen mit Schmutz, Holz, Stroh und Lederteilen, wie die Universität weiter mitteilte.

Vier Leinen-BHs sehen aus wie modische BHs mit ausgeprägten Körbchen. Besonders einer hat es den Forschern angetan: Er wirke wie aus einem modernen Kaufhaus, „mit zwei breiten Trägern und einem möglichen Rückenband, das zwar nicht erhalten, aber durch Ausbeulungen an den Körbchen angedeutet ist, an die es angebracht war.

Die Wäsche war jedoch nicht allein funktionell. Die BHs waren aufwendig mit Borten und anderem Schmuck verziert und sollten denen gefallen, die sie zu Gesicht bekamen. Das Mittelalter war also aus heutiger Sicht weit sexier, als bislang angenommen.

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Gemälde aus dem Mittelalter zeigen, was zu jener Zeit in Mode war, sie zeigen aber nicht, was die Leute drunter trugen. Davidson, die Mode-Konservatorin, beschrieb den Fund daher als „fehlendes Glied in der Kette der Geschichte der Unterwäsche“.               

Ende des 19. Jahrhunderts begannen Frauen mit BH-ähnlichen Kleidungsstücken zu experimentieren und der erste BH, wie wir ihn heute kennen, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts patentiert. Man glaubt, dass er von der New Yorker Society-Lady Mary Phelps Jacob erfunden wurde, die mit dem Look ihres Abendkleids über einem steifen Korsett unzufrieden war.              

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Neben den BHs wurde auf Schloss Lemberg außerdem eine Leinen-Unterhose gefunden, die wie ein moderner Slip wirkt. Nutz meint jedoch, dass es sich dabei um Unterwäsche für Männer handelt – denn Frauen trugen damals nichts drunter. „Unterhosen sah man damals Machtsymbol“, meint sie. Gemälde aus dem Mittelalter zeigen oft Mann und Frau, wie sie sich in einem symbolischen Kampf um eine Unterhose streiten – um auszukämpfen, wer in der Familie „die Hosen anhat“.

dapd/Yahoo! Nachrichten


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