Studie: Vermögen deutscher Haushalte in Eurozone am geringsten

Europäische Zentralbank legt Vergleich von 15 Mitgliedsstaaten vor

Deutschlands Privathaushalte verfügen einer Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) zufolge im Vergleich mit anderen Ländern der Eurozone über die geringsten Vermögen. Das mittlere Vermögen deutscher Haushalte belaufe sich auf rund 51.400 Euro, teilte die EZB am Dienstag in Frankfurt am Main mit. Nach ihrer Berechnungsmethode verfügen die Luxemburger Haushalte mit 397.800 Euro über die höchsten Vermögen. Aber auch in Euro-Krisenländern wie Zypern (266.900 Euro) oder Spanien (182.700 Euro) verfügen die Haushalte laut EZB über mehr Geld.

Für das große Auseinanderklaffen der Haushaltsvermögen in den 15 untersuchten Mitgliedsländern gebe es eine Reihe von Faktoren, heißt es in der EZB-Untersuchung. Hauptfaktoren seien die Einkommen, die Zusammensetzung der Haushalte, Immobilieneigentum, Immobilienpreise und die Möglichkeit, Kredite zur Immobilienfinanzierung aufzunehmen.

Größere Haushalte - wie sie in Ländern wie Zypern oder Malta üblich seien - mit mehr erwachsenen Personen verfügten häufig über größere Vermögen, insbesondere in Form von Immobilien, heißt es in der Untersuchung. In Ländern wie Deutschland, Österreich oder den Niederlanden gebe es viel mehr kleine Haushalte. Das Vermögen von Immobilieneigentümern sei aber beträchtlich größer als bei Personen, die nicht über Immobilien verfügten.

In Deutschland verfügten die Haushalte vergleichsweise selten über Wohneigentum, was sich entsprechend in niedrigeren Vermögen ausdrücke, erklärte die EZB. Speziell in Ostdeutschland seien die Immobilienpreise nach der Wiedervereinigung noch immer niedrig. Auch sei der Immobilienerwerb in Deutschland steuerlich weniger attraktiv, weil es etwa keine Möglichkeiten zu Steuerabzug von Hypothekenzinsen gebe.

Höhere Einkommen wiederum, ebenso wie Erbschaften, spielten bei der Vermögensbildung zwar auch eine Rolle, heißt es in der EZB-Untersuchung. Deswegen seien Vermögen in Ländern mit höheren Einkommen in der Regel größer. Es gebe jedoch noch weitere Faktoren, welche die Vermögensbildung beeinflussten.

Die Bundesbank hatte bei der Vorstellung der Zahlen für Deutschland kürzlich betont, dass bei den Vermögen der deutschen Haushalte nicht alle Ansprüche erfasst seien wie etwa gegenüber der gesetzlichen Sozialversicherung. Damit aber würden für viele Haushalte "die meisten der Lebensrisiken und Grundbedürfnisse zumindest prinzipiell" abgedeckt. Beispiele hierfür seien die gesetzliche Vorsorge für Alter, Arbeitslosigkeit oder Krankheit. In anderen Ländern sorgten die Menschen mehr privat vor.

Bei dem Vergleich, an dem sich 15 der 17 Euro-Staaten beteiligten, wurde das Haushaltsvermögen mit dem sogenannten Median berechnet. Dabei handelt es sich um einen Mittelwert, der aber auf andere Weise ermittelt wird als der herkömmliche Durchschnittswert, das arithmetische Mittel. Der Median wird dadurch weniger stark durch Ausreißerwerte nach oben und unten verzerrt. Besonders reiche oder arme Haushalte fallen also weniger ins Gewicht. Estland und Irland waren bei der Untersuchung nicht vertreten.

Zur Berechnung des Medians wurde eine repräsentative Auswahl der Haushalte in der Eurozone in einer Reihenfolge nach aufsteigendem Vermögen aufgereiht und die Gesamtzahl der Haushalte dann in zwei Hälften geteilt: Auf der einen Seite liegen die Haushalte mit einem Vermögen über dem Mittelwert, auf der anderen Seite Haushalte mit einem geringeren Vermögen.