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Schwuler Junge von Eltern in die Sucht und den Tod getrieben

Ryan Robertson war Christ - und schwul. Seine streng gläubigen Eltern schickten den 12-Jährigen zu Therapien, die ihn zu einem gottgefälligen Heterosexuellen umpolen sollten. Es misslang, Ryan flüchtete voller Selbsthass in die Drogensucht. Und starb mit nur 20 Jahren. Jetzt hat sein Schicksal dazu beigetragen, dass eine Gruppe von christlichen Fundamentalisten ihren Kampf gegen Homosexuelle aufgibt.

Am Abend des 20. November 2001 schrieb Ryan Robertson seine Mutter über "Instant Messenger" im Büro an. „Kann ich dir etwas erzählen?“, fragte der 12-jährige Junge. „Ja, ich höre“, antworterte seine Mutter Linda. „Nun, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, aber ich kann mich nicht mehr selbst belügen“, druckste Ryan herum. Dann schrieb er: „Ich bin schwul.“ Seine Mutter fragte ihn, ob er scherze und wie er darauf komme. Ryans Antwort: „Ich weiß es.“

Doch seine Eltern wollten diese Gewissheit nicht akzeptieren. Aus Angst, wie Linda Robertson am 14. Januar 2013 auf Facebook schrieb – dem Tag, an dem ihr Sohn 24 Jahre alt geworden wäre. Die Angst habe sie und ihren Mann in der Nacht nach dem Outing wach liegen lassen, und die Angst habe auch alles beeinflusst, was sie die folgenden sechs Jahre versuchen sollten, um Ryan zur Heterosexualität zu bekehren.

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Über diesen sturen Kampf, der ihren Sohn erst in die Drogensucht und letztlich in den Tod trieb, sprachen Linda und Rob Robertson nun bei der Jahresversammlung der Organisation "Exodus International" in Kalifornien, wie die „Los Angeles Times“ berichtete. Linda sagte, sie hätten ihren Sohn zur Entscheidung gezwungen: zwischen Gott und seiner Sexualität. „Wenn du Jesus folgst, musst Du eine harte Entscheidung treffen“, habe sie Ryan gesagt. „Du musst ein Leben im Zölibat führen.“


Sechs Jahre lang versuchte Ryan Robertson, heterosexuell zu werden, so wie es Gott angeblich verlangt. Er ging zu einer reparativen Therapie bei Exodus, der Organisation, die seit 1976 versucht, Homosexuelle umzupolen.

Es half nichts. Mit 18 flüchtete sich Ryan in die Drogen. „Wir haben es nicht absichtlich getan, aber wir haben Ryan gelehrt, sich selbst zu hassen“, gab seine Mutter auf der Exodus-Konferenz zu. Nach einem gescheiterten Drogenentzug starb Ryan 2009 an einer Überdosis. Kurz vor seinem Tod und im Angesicht seines Leids hatten die Eltern eingelenkt und Ryan sogar noch im Krankenhaus versprochen, sie würden einen schwulen Lenenspartner akzeptieren. Doch es war zu spät. Linda und Rob Robertson begannen einen neuen Kampf: für homosexuelle Jugendliche, die sich von der Kirche ausgeschlossen fühlen. Diesmal gewannen sie.

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Am vergangenen Mittwoch entschuldigte sich Alan Chambers, der Präsident von "Exodus International, bei den Homosexuellen für „Jahre der ungerechtfertigten Verurteilung durch die Organisation und die christliche Kirche insgesamt“. Und er kündigte an, dass sich Exodus auflösen werde. „Für lange Zeit waren wir eingesperrt in eine Weltsicht, die weder unsere Mitmenschen noch die Bibel ehrt“, sagte Chambers.

Die Robertsons unterhalten mittlerweile eine Homepage (justbecausehebreathes.com, zu deutsch: "Nur weil er atmet") in Erinnerung an ihren verstorbenen Sohn und als Mahnung für mehr Toleranz.

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