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Udo Lindenberg im «Sonderzug nach Pankow»

Udo Lindenberg hat sich einen Traum erfüllt - mit dabei die Fotografin Tine Acke. Foto: Paul Zinken

Udo Lindenberg hat Jahrzehnte vom «Sonderzug nach Pankow» geträumt. Am Mittwoch um 18.16 Uhr ist es soweit. Ein Sonderzug der U-Bahn rollt am Olympiastadion im tiefen Berliner Westen los. Das Abfahrtsignal piept, in den Waggons riecht es nach Zigarre: Lindenberg ist an Bord.

Und mit dem Rocker Fans, die Karten für das U-Bahn-Konzert gewonnen haben. «Es wird ganz intim. Ich hoffe, ihr habt alle eure Reizwäsche mitgebracht», sagt Lindenberg, wie üblich mit Hut und Sonnenbrille.

1983 hatte der Musiker aus dem Westen den «Sonderzug nach Pankow» besungen - eine freche Aufforderung, ihn im Osten auftreten zu lassen. In Pankow wohnten die DDR-Oberen. Dort wollte der Rocker hin. «Ich muss da was klären, mit eurem Oberindianer. Ich bin ein Jodeltalent und will da spielen mit 'ner Band», sang er. Bei seinen Fans im Osten war Lindenberg seit dem Mauerfall 1989 immer wieder. Nur ein solcher «Sonderzug nach Pankow» musste 32 Jahre lang auf die Abfahrt warten.

«Ein alter Traum wird endlich wahr», sagt Lindenberg. «Es gab ja schon mal einen Sonderzug, zum Tag der Einheit 2003 nach Magdeburg, aber noch nie einen nach Pankow.» Nach der Bahnfahrt stand dort im Ballhaus ein Konzert an, mit einer Schweigeminute für die Opfer des Flugzeugabsturzes in Frankreich. Lindenberg wünscht den Angehörigen «Power», so viel Kraft wie möglich.

Das U-Bahn-Konzert ist für ihn eine «geile Idee». Die Initiatoren - der RBB-Sender radioBerlin 88,8 und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) - hatten die Fahrt als Finale ihrer Aktion «Mach mal 'ne Ansage» ausgesucht. Dabei sagten Prominente die Stationen durch.

Schon am Montag hatte sich der «Panikrocker» im Goldenen Buch im Rathaus Pankow verewigt. Von «Panikow» spricht er nur noch und sieht sich als Ehrenbotschafter. «Das schönste Geschenk, das Pankow mir machen konnte, war aber das Mädchen aus Ostberlin», sagt er über die Hauptdarstellerin des Berliner Mauer-Musicals.

Als er in der U-Bahn das «Mädchen aus Ostberlin» besingt, meldet sich eine Frau: «Hier!». Viele Fans «auf der falschen Seite der Mauer», wie es eine Zuschauerin formuliert, hat Lindenberg seit ihrer Jugend begleitet. «Es ist ein Lebenstraum», sagt Sabrina (48). Unterwegs spielt Lindenberg mit seinen Musikern einige Hits, auch Musicaldarstellerin Josephin Busch ist dabei. An einer U-Bahntür schaut ein Doppelgänger zu. Ein Tablett mit dem typischen Eierlikör wandert durch die Reihen.

Lindenberg tanzt, drückt seine Fans. Als er den «Sonderzug nach Pankow» singt, leuchten draußen in der Dämmerung die Hochhäuser am Potsdamer Platz. Das Lied wurde 1983 einer der größten Ohrwürmer: «Ich hab'n Fläschchen Cognac mit und das schmeckt sehr lecker. Das schlürf' ich dann ganz locker mit dem Erich Honecker. Und ich sag: Ey, Honey, ich sing für wenig Money im Republik-Palast, wenn ihr mich lasst.»

Im Palast der Republik durfte er noch im selben Jahr auftreten - es sollte bis zum Mauerfall seine einzige Show im Osten bleiben. Die geplante Tour wurde von der DDR-Regierung wieder abgesagt.

Das alles wissen wohl noch die meisten, die in der U-Bahn selig die Lieder mitsingen. «Hinterm Horizont» klingt auf der Ost-West-Fahrt nach mehr Gänsehaut als sonst. Als der Sonderzug um 19.30 in der U-Bahnstation von Pankow einrollt, warten Menschentrauben mit gezückten Handys. Wer hätte sich das 1983 vorstellen können?

Informationen von radioBerlin 88,8