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Variabel angepasst

Variabel angepasst

An der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden wurde ein Konzept zur variablen Beatmung von Patienten entwickelt und patentiert, das mittlerweile auch auf anderen Intensivstationen verwendet werden kann. Die Ärzte und Wissenschaftler der Klinik sind davon überzeugt, dass ihre Patienten von dem neuen variablen Beatmungsmodus gleich mehrfach profitieren. Um dies nachzuweisen, starten in den kommenden Monaten mehrere europaweite Studien, die von Dresden aus koordiniert werden. Bereits in der Entwicklungsphase des innovativen Modus belegten sie, dass sich durch diese an die natürliche Atmung angepasste maschinelle Beatmung das Risiko von Lungenschäden verringert und sich die Dauer der Beatmung verkürzt. Damit möglichst viele Schwerstkranke profitieren können, soll an der Klinik ein „Referenzzentrum für schwierige Beatmungsfälle“ entstehen. Biologische Systeme – also auch der menschliche Organismus – funktionieren nicht mit der Regelmäßigkeit einer Mechanik. Vielmehr unterliegen sie einer natürlichen Variabilität. Das gilt auch für die spontane Atmung gesunder Menschen: Sie ist geprägt von einer kontinuierlichen Variation der Frequenz und des Volumens einzelner Atemzüge. Müssen Schwerkranke durch ein Beatmungsgerät unterstützt werden, standen dem behandelnden Arzt bisher fast ausschließlich monotone Beatmungsmuster zur Verfügung, die unmittelbar zu Lasten der körpereigenen Steuerungsfunktion gehen. Denn in vielen Fällen wird es dann schwieriger, die Patienten von der assistierten Beatmung zu entwöhnen. „Mit der Dauer der Beatmung steigt für den Patienten das Risiko einer Lungenentzündung“, nennt der Anästhesist und Wissenschaftler Prof. Marcelo Gama de Abreu ein weiteres Problem, das sich mit dem von ihm erfundenen Beatmungsmodus angeblich vermeiden lässt. Auch unabhängig von der Dauer künstlicher Beatmung würden die Patienten von seiner Erfindung profitiere: Bereits während der über mehr als fünf Jahre laufenden Forschung konnten der Oberarzt und Leiter des Bereichs klinische und experimentelle Forschung der Klinik, Prof. Gama de Abreu, Klinikdirektorin Prof. Thea Koch und Dr. Peter M. Spieth in Studien offenbar nachweisen, dass das Risiko von Lungenschäden durch die variable Beatmung sinkt. In weiteren Studien mit Partnerkliniken aus ganz Europa will das Forscherteam um Prof. Gama de Abreu neue Erkenntnisse darüber gewinnen, wie Patienten am schonendsten beatmet und wie sie so schnell wie möglich von der maschinellen Beatmung wieder entwöhnt werden können. Bisher orientieren sich die Ärzte u.a. an dem Druck, den ein Gerät liefern muss, damit sich die Lunge mit Atemluft füllt. Künftig könnte auch die erhaltene oder wieder gewonnene Variabilität für die Einstellung des Beatmungsgeräts relevant werden. „Die Beatmung der Patienten ist der größte Kostenblock in der Intensivtherapie“, erklärt Prof. Thea Koch, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie. „Der neue von uns entwickelte Modus, der die Dauer einer notwendigen assistierten Beatmung senken kann, leistet so einen Beitrag, die Kostenentwicklung in diesem Bereich zu stabilisieren.“ Die Qualität in der Versorgung Schwerstkranker zu verbessern und dabei die finanzielle Belastung des Gesundheitswesen insgesamt in Grenzen zu halten, ist Ziel eines Netzwerkprojekts der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie: „Wir bereiten die Gründung eines Referenzzentrums für schwierige Beatmungsfälle am Uniklinikum vor“, erklärt Prof. Thea Koch. So ist für 2012 ein Workshop geplant, in dem Experten des Uniklinikums aber auch international renommierte Fachkollegen ihr Wissen in Vorträgen und praktischen Übungen an Intensivmediziner aus Sachsen weitergeben. Ziel ist es, die Standards der Maximalversorgung in möglichst vielen Krankenhäusern zu etablieren und die Ärzte vor Ort zu beraten. Das Klinikum würde in einem solchen Netzwerk vorrangig solche intensivmedizinisch versorgten Patienten behandeln, die beispielsweise von einem besonders ausgeprägten Lungenversagen betroffen sind. Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden