Werbung

Umstrittene Zutat: Hautcreme aus geklonten Fötuszellen

Eine Creme gegen trockene Haut wurde aus den geklonten Hautzellen eines abgetriebenen männlichen Fötus hergestellt. Der Hersteller macht keinen Hehl daraus. Doch viele Konsumenten sind entsetzt.

Vor  mehr als zehn Jahren hatte Lona Lyda den Brustkrebs besiegt. Durch die Chemotherapie litt sie allerdings unter extrem trockener Haut. Ein Hautarzt empfahl ihr eine Creme namens NeoCutis. „Sie haben mir NeoCutis wegen seiner guten Wirksamkeit gegen trockene Haut empfohlen und ich habe es mir gekauft. Das war es im Wesentlichen“, sagte die Amerikanerin dem TV-Sender „Fox Carolina“.

Das war 2008. Einige Jahre später machte sie im Internet eine schockierende Entdeckung. „Sie haben ein kleines Stück Haut eines abgetriebenen Jungen in winzige Stücke geschnitten und daraus ihre Stammzellen-Linie entwickelt“, empört sich die frühere Krebspatientin über den Hersteller.

Fox Carolina ging der Geschichte auf den Grund und fand die Vorwürfe weitestgehend bestätigt. Laut einer Studie des Herstellers wurde ein verheiratetes Paar aus der Schweiz 2004 mit der Diagnose konfrontiert, dass ihr ungeborenes Kind nicht lebensfähig sei. Der männliche Fötus litt unter einer Deformierung des Gehirns. Der Hirnstamm und die Netzhaut waren nicht richtig ausgebildet. Die Eltern entschieden sich zu einer Abtreibung, spendeten der Wissenschaft aber Zellen des Fötus. Aus den daraus geklonten Proteinen wurde NeoCutis hergestellt.

Lesen Sie auch: Krebskranker Arzt heilte sich selbst

NeoCutis-Nutzerin Lona Lyda ist empört, dass man sie darüber nicht informierte, gibt aber zu, dass sie auch nicht nachgefragt habe. „Ich habe all diese prima Verkaufsargumente gehört, wie gut mir diese Creme tut, aber niemals wurde gesagt: ‚Oh, Ihre Creme enthält Fötus-Zellen’.“

Der Bioethiker Dr. Charles Kay vom Wofford College gibt zu bedenken, dass viele Ärzte schlicht überhaupt nicht wissen, wie ein Medikament in seiner frühen Entwicklungsphase entstanden ist. Er verweist aber auch auf die Auskunftspflicht des Herstellers gegenüber Arzt und Patienten.

NeoCutis macht keinen Hehl aus den Inhaltsstoffen der Creme. Laut der Vertriebsfirma Carolina Aesthetics mache die Packungsbeilage darauf aufmerksam, was sich in der Creme befinde. So könne man auf der Tube die Abkürzung „PSP“ lesen. Der Hersteller erläutert, dass es sich dabei um die Abkürzung für „processed skin cell proteins“ handele, zu Deutsch: verarbeitete Hautzellenproteine. Auf der Website von NeoCutis heißt es: „Wir respektieren unterschiedliche Sichtweisen auf die medizinische Forschung und die Entwicklung medizinischer und kosmetischer Produkte. Es ist allerdings wichtig, dass die Diskussion auf einem akkuraten und gut informierten Verständnis des Ursprungs, der Produktion und der Benutzung passiert.“

NeoCutis verweist darauf, dass seit den 1930er Jahren Körperzellen in der medizinischen Forschung verwendet werden. Leberzellen etwa bildeten die Basis für die 1954 entwickelte Polio-Impfung. Außerdem betont NeoCutis, dass sich in den Cremes keine tatsächlichen Zellen von Föten befinden - sondern nur daraus geklontes Proteinmaterial. Dies gibt auch der Bioethiker Dr. Charles Kay zu bedenken: „Es ist wichtig, dass es keine Fötus-Bestandteile sind, aus denen die Creme hergestellt wurde, sondern dass sie lediglich der Ursprung der Rezeptur sind.“

Lona Lyda gibt sich damit nicht zufrieden. „Für mich ist es ein abgetriebener Junge. Ich weiß, es war nur ein kleines bisschen seiner Haut, aber trotzdem war seine Haut in meinem Gesicht“, so die Frau.