Intelligenter Koffer findet sich selbst

Geschichten vom verlorenen Koffer kann jeder erzählen. Wer auf Reisen geht, kennt dieses ungute Gefühl beim Check-in. Wird das Gepäck auch rechtzeitig ankommen? Die Statistiken verheißen leider nichts Gutes. Jede Stunde gehen weltweit 3000 Gepäckstücke verloren. Das ergibt einen Berg von rund 26 Millionen Gepäckstücken pro Jahr. Ein Albtraum nicht nur für Urlauber, sondern auch für die Fluggesellschaften. Doch Lösung ist in Sicht. Airbus, T-Systems und der Kofferfabrikant RIMOWA haben sich zu einer gemeinsamen Initiative zusammengetan. “Bag2Go” heißt das Projekt, mit dem sich der Verbleib der Reisetasche in Echtzeit auf dem Tablet oder Smartphone verfolgen lässt. Jan Reh, Airbus: “Uns war es wichtig, eine für den Passagier möglichst simple Lösung zu finden. Das hier ist ein ganz normales Kofferetikett und wird bald zur Vergangenheit gehören. Wir wollen diese Information auf ein elektronisches Display bringen, das sich auf dem Koffer befindet, damit wir mit unserem Smartphone verfolgen können, wo sich der Koffer gerade aufhält.” Der Koffer ist mit einem Hard- und Software-Modul ausgestattet, das alle relevanten Informationen für den Flug speichert, auch das Gewicht des Gepäcks. Mittels einer Smartphone-App loggt sich der Fluggast bei der Fluglinie ein. Nun kann der intelligente Koffer kommunizieren, sich dank GPS unterwegs jederzeit orten lassen. Sollte er geöffnet oder beschädigt werden, wird das ebenfalls registriert. Jan Reh, Airbus: “Wir hoffen, dass wir damit die Gepäckabfertigung insgesamt verbessern können. Wir arbeiten gemeinsam mit der Industrie, und ‘Bag2Go’ ist Teil des großen Puzzles, damit der Transport von Fluggepäck künftig einfacher und besser von den Gesellschaften kontrolliert werden kann und sich das Reisen für den Passagier eine angenehmere Erfahrung wird.” Schon beim Verlassen des Hotels kann der intelligente Koffer elektronisch eingecheckt werden. Das Warten am Flugschalter entfällt. Der Koffer geht quasi allein auf Reisen. Der Passagier weiß immer, wo er ist. Torsten Chudobba, T-Systems: “Wir haben nichts Neues entwickelt, sondern bereits existierende Technologien kombiniert und zu einem effizienten Tracking-System optimiert. Das ist einfach in der Anwendung und erfordert keine zusätzlichen Investitionen für die Flughäfen oder anderswo.” Das neue Konzept soll 2014 getestet werden. Die Fluggesellschaften machen gerne mit. Denn die Kosten für verloren gegangene Koffer und das Gepäckhandling sind enorm. Der jährliche Schaden wird auf rund zwei Milliarden Euro geschätzt. Andrew Price, IATA: “Diese neue Technologie ist ein Anschub für die Industrie. Nicht nur das Kofferproblem wird gelöst, sondern es eröffnen sich neue, innovative Transportmöglichkeiten. Das mag heute noch ungewohnt erscheinen, in fünf Jahren gehören diese Technologien zum Reisealltag.” Ein Gepäckstück passiert auf seiner Flugreise durchschnittlich vierzehn verschiedene Schnittpunkte, dass es dabei zu Fehlern kommt, kann auch das “Bag2Go”-System nicht verhindern. Doch der permanente Kontakt zum Gepäckstück erleichtert die Suche ungemein. Einen festen Starttermin für den intelligenten Koffer gibt es noch nicht. Er soll 20 Prozent mehr kosten, als ein gewöhnliches Modell.