Tunesien-Tourismus vor Kollaps: “Wir können nur Gott um Hilfe bitten”

Nach dem Terroranschlag mit Dutzenden Todesopfern im tunesischen Sousse wirkt die sonst belebte Altstadt des Küstenortes wie ausgestorben. Tausende Urlauber haben Tunesien fluchtartig verlassen. Zu Beginn der Hochsaison steht die Tourismus-Industrie vor dramatischen Einschnitten. #Sousse today. More police on the streets and beach, a few tourists. Shops and restaurants employees waiting #Tunisia pic.twitter.com/81JnnHL1YY— ☆Thessa Lageman تيسا (@thessalageman) June 28, 2015 Hotels und Händler befürchten eine dauerhafte Krise. Ladeninhaber Najib Kaaya ist desillusioniert: “Dieser Anschlag hat schmerzhafte Folgen, speziell für unser Geschäft und den gesamten Tourismus. Wir sind nur einfache Leute, wir müssen Familien ernähren. Wir können nur Gott um Hilfe bitten.” Tunesiens Regierungschef Habib Essid sagte, der Kampf gegen den Terrorismus sei nun nationale Aufgabe. Der nationale Sicherheitsrat beschloss, bis zu 80 Moscheen zu schließen, in denen Extremisten verkehren sollen. Akram Melad, Angestellter in einem Café, rechnet mit tiefgreifenden sozialen Veränderungen: “Wenn die Lage in Tunesien so bleibt, müssen wir uns wohl andere Jobs suchen, um zu überleben. Oder wir gehen ins Ausland. Zum Beispiel als Auswanderer nach Europa, etwa nach Italien oder Frankreich. Andere werden sich gezwungen sehen, für die Geldbeschaffung zu stehlen, jemand zu entführen oder Drogen zu verkaufen. Junge Leute könnten von Terrorgruppen beeinflusst und zur Kooperation überredet werden. Für die Veränderung hin zu einem Terroristen genügt dann eine Gehirnwäsche. Sie würden sich auch äußerlich mit Bart und Turban von “normalen” Menschen in Dschihadisten verwandeln. Alles im Namen des Islam.” Für die Festigung der jungen Demokratie bedeutet der bislang folgenschwerste Anschlag auf Urlauber in Tunesien einen herben Rückschlag. Euronews-Korrespondent Mohammed Shaikhibrahim kommentierte in Sousse: “Das tunesische Volk hat sich erfolgreich eines diktatorischen Regimes entledigt, das jahrelang herrschte. Die Tunesier hofften auf ein besseres Leben. Tatsächlich haben sie sich inmitten von politischen Konflikten und Terrorattacken wiedergefunden. Anschläge, deren Ort und Zeitpunkt nicht vorhersehbar sind.” Einige Unverzagte kommen dennoch: In einem Hotel in unmittelbarer Nähe des Anschlagortes von Sousse trafen am Sonntag Urlauber ein: Bus with tourists arriving at hotel next to where #SousseAttack took place. Courageous, some Tunisians said #Tunisia pic.twitter.com/TW07O0yykH— ☆Thessa Lageman تيسا (@thessalageman) June 28, 2015