Weil sie Klassenkameradin mobbte: Frau stellt Stieftochter bloß

An vielen Schulen gehört Mobbing zum Alltag. Wie aber bringt man die Übeltäter, die ihren Klassenkameraden das Leben schwer machen, zum Schweigen? Eine Mutter in den USA zahlte es einem Kind einfach mit gleicher Münze heim: Als sie erfuhr, dass die Tochter ihres Verlobten eine Mitschülerin wegen deren Kleidung aufgezogen hatte, steckte sie sie kurzerhand in Klamotten, denen das Mädchen so gar nichts abgewinnen konnte. Die pädagogisch fragwürdige Maßnahme zeigte Wirkung, ist aber nur bedingt gut zu heißen. 

Vergangenen Mittwoch erhielt Ally Olsen aus Murry in Utah eine E-Mail vom Lehrer der Tochter ihres Verlobten. In der Nachricht hieß es, dass die Viertklässlerin seit drei Wochen eine Klassenkameradin wegen deren Klamottenstils mobbe – mit dem Ergebnis, dass das Mobbingopfer nicht mehr zur Schule kommen wolle. „Als ich die Mail erhielt, war ich verwirrt, denn vor wenigen Wochen hat Kaylee noch eine Auszeichnung vom Direktor erhalten, weil sie bei einem Mobbingvorfall dazwischen gegangen war“, erklärt Olsen. Sie stellte Kaylee zur Rede, die zugab, die Kleidung ihrer Mitschülerin als „schäbig“ bezeichnet zu haben, da sie kurze Hosen und Tanktops trug. „Wir haben Kaylee dazu erzogen, sich konservativ zu kleiden, aber hätten nie erwartet, dass sie so voreingenommen wird.“

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Das Mädchen gab sich nicht einsichtig. Also nahm Olsen Kaylee am nächsten Tag mit auf einen Einkaufsbummel. Nachdem die Zehnjährige mehrere Klamotten als „hässlich“ oder „peinlich“ bezeichnet hatte, ließ die 41-Jährige sie genau diese Sachen anprobieren. Dann teilte sie dem Kind mit, dass sie ihm die Kleidung kaufen werde – als Strafe. „Ich wollte, dass Kaylee das peinliche Gefühl nachempfindet, dass sie bei einer anderen Person auslöst, wenn sie Klamotten trägt, in denen sie sich unsicher fühlt“, so Olsen. „Ich wollte Kleidung kaufen, von der Kaylee selbst sagt, dass sie sie hasst.“ Am nächsten Tag ging das Kind unter Tränen in einem neuen, rot gemusterten Overall zur Schule.

Zu Hause erklärte Kaylee später, dass sie die anderen Klassenkameraden ausgelacht hätten, weil sie einen „Schlafanzug“ trage. Der Vorfall sollte dem Mädchen verdeutlichen, wie sich Mobbing anfühlt. Deshalb entschuldigte sich Kaylee bei der Klassenkameradin, die sie zuvor schikaniert hatte. Die Frau postete noch ein Foto des Kindes in dem neuen ungeliebten Outfit auf Facebook, bei dem sie zum Schutz seiner Identit

ät zuvor das Gesicht unkenntlich gemacht hatte, und glaubte die Angelegenheit sei damit erledigt.

Dann hörte sie von einem ähnlichen Mobbing-Vorfall, in den Kalyee ebenfalls verwickelt war – und ließ sie erneut ein ungeliebtes Outfit anziehen. In einem gepunkteten Kleid musste sie zur Schule und zum Fußballspiel ihres Vaters gehen. Auch auf Facebook veröffentlichte Olsen erneut ein Foto – w
ieder mit verfremdetem Gesicht. „Wir wollten Erwachsenen zeigen, wie wir ein Zeichen setzen.“ Kaylee sei mit ihrer Bestrafung letztendlich gut umgegangen. „Sie hat aus der Erfahrung wirklich gelernt. Sie hat sich bei mir sogar bedankt, dass sie das durchmachen musste“, so Olsen. „Die Sachen behalte ich, für den Fall, dass sie noch einmal gemein zu anderen Kindern ist. Hoffentlich können wir eines Tages darüber lachen.“

Auch wen
n die erzieherische Maßnahme ihre Wirkung nicht verfehlt hat, warnt Psychologin Kirsten Filizetti dennoch vor Bestrafungen, bei denen Kinder bloß gestellt werden. „Eltern sollten vorsichtig sein, Scham und Schuld als eine Form der Strafe zu benutzen.“ Besser wäre es, in einem Gespräch mit dem Kind die Motive für das Mobbing herauszufinden und ihm zu erklären, was das bei den Betroffenen anrichte – möglicherweise auch, indem man die Opfer selbst hinzuziehe. „Es ist wichtig, dass sich das Opfer gehört fühlt.“



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