Werbung

Wenn Kinder spurlos verschwinden

Am 25. Mai ist der Tag der vermissten Kinder. Rund 50 000 Kinder verschwinden jedes Jahr in Deutschland. Auf der Seite www.deutschland-findet-euch.de kann jeder aktiv bei der Suche nach vermissten Jungen und Mädchen helfen.  Dort wurde für jedes Kind ein eigenes Profil angelegt.

Seit Dienstag, dem 13. Februar 1996, wird die damals 8-jährige Schülerin Deborah ("Debbie") Sassen aus Düsseldorf-Wersten vermisst.
Seit Dienstag, dem 13. Februar 1996, wird die damals 8-jährige Schülerin Deborah ("Debbie") Sassen aus Düsseldorf-Wersten vermisst.

Heute wäre sie 25 Jahre alt. Vielleicht würde sie studieren, vielleicht hätte sie schon Kinder, vielleicht würde sie einfach nur die warmen Frühlingssonnenstrahlen genießen. Ihre Eltern haben jedoch nicht die Gelegenheit, ihre Tochter in diesem Alter kennenzulernen: Seit ihrem plötzlichen Verschwinden an einem Montag vor zehn Jahren haben sie Katrin nie wiedergesehen.

Am Abend des 1. Januar 2001 verschwand Katrin spurlos. Sie hatte den Nachmittag in der Wohnung eines Freundes verbracht. Gegen 18:45 Uhr, es war bereits dunkel und Regen führte auf Straße und Gehweg zu Blitz-Eis, trat das junge Mädchen zunächst zu Fuß den Heimweg an. Sie wollte trampen, weil sich auf ihre Anrufe und SMS-Nachrichten niemand gefunden hatte, der sie nach Hause fahren konnte.
"Zw. 18.30-19.00 z.Hse. Sag Mama & Papa Bescheid" - diese SMS, gesendet an ihre Schwester, ist das letzte Lebenszeichen von Katrin.

Bildergalerie: Diese Jungen und Mädchen sind spurlos verschwunden

Was ist passiert? Wurde sie entführt? Lebt sie noch? Diese Fragen quälen seitdem ihre Eltern und Freunde. An der Stelle, an der sie zuletzt gesehen wurde, hängt heute ein Fahndungsplakat. Ihre Familie meidet die Stelle und nimmt lieber einen Umweg in Kauf.

50 000 Kinder verschwinden jedes Jahr in Deutschland
Es ist mit das Schlimmste, was Eltern passieren kann: Wenn das Kind plötzlich spurlos verschwindet. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) gibt es bundesweit etwa 1.700 Jungen und Mädchen zwischen 3 und 17 Jahren, die offiziell verschwunden sind. Davon seien 510 jünger als 13 Jahre.

Jährlich verschwinden in Deutschland 50.000 Kinder. In der Vermissten-Datei des BKA werden täglich etwa 150 bis 250 Fahndungen in Deutschland neu erfasst oder in der Datei gelöscht. Erfahrungsgemäß tauchten innerhalb der ersten Woche 50 Prozent der Gesuchten wieder auf, binnen Monatsfrist liege die "Erledigungs-Quote" bei 80 Prozent, sagte eine BKA-Sprecherin in Wiesbaden. Nur zu rund drei Prozent der Vermissten gebe es mehr als ein Jahr keinen Hinweis.

Dutzende Hinweise ohne heiße Spur

Viele Fälle bleiben jedoch ungeklärt. Wie der Fall Katrin Konert: Das Verschwinden der damals 15 Jahre alten Jugendlichen war bereits 2002 bei "XY" erörtert worden. Damals hatte ein Anrufer berichtet, das Mädchen im türkischen Urlaubsort Antalya gesehen zu haben, andere wollen sie im Berliner Obdachlosenmilieu ausgemacht haben.

Auch von der Trierer Studentin Tanja Gräff fehlt bislang jede Spur.  Die damals 21-Jährige war am frühen Morgen des 7. Juni 2007 auf einem Sommerfest der Fachhochschule Trier zum letzten Mal gesehen worden.

Mark van Bommel hält das Bild der kleinen Deborah

Das Bild der kleinen Deborah Sassen ging um die Welt, als Bayern-Kapitän Mark van Bommel vor einem Fußballspiel gegen Real Madrid ein Foto von dem vermissten Mädchen aus Düsseldorf zeigte. Dabei kamen ihm die Tränen. Das Mädchen wurde das letzte Mal im Jahre 1996 im Alter von acht Jahren gesehen. Besonders tragisch: Deborahs ältere Schwester wurde nach dem Verschwinden depressiv und setzte ihrem Leben 1999 ein Ende. Sie erhängte sich, aus Kummer um Deborah, wie ihre Mutter vermutet.

Der Fussballer wollte mit der Aktion  die Initiative "Vermisste Kinder" unterstützen. Auf Facebook hat die Initiative eigens eine Seite eröffnet (www.deutschland-findet-euch.de), die die Möglichkeit bieten soll, sich aktiv an der Suche nach vermissten Kindern und Jugendlichen zu beteiligen. Daher wurde auf der Plattform für jedes vermisste Kind ein eigenes Profil angelegt. Der Sänger Jan Sievers unterstützt mit seinem Song "Die Suche" ebenfalls die Kampagne, auf einem Youtube-Video zum Song werden die Bilder und Namen vermisster Kinder eingeblendet (siehe Bildergalerie).

US-Präsident Ronald Reagan führte im Jahre 1983 den Tag der vermissten Kinder ein – er wählte den 25. Mai begangen zum Gedenken an den sechsjährigen Etan Patz, der am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule für immer verschwunden ist. Seit 2002 gibt es den Gedenktag in Europa. Seit 2003 wird er in Deutschland von der Elterninitiative vermisste Kinder ausgerichtet, zurzeit gemeinsam mit dem Weißen Ring.

Bilder: Screenshot Youtube