Wenn Knöpfe Angst machen

Alleine der Gedanke an eine Strickjacke bringt Hannah Matthews ins Schwitzen: Das liegt nicht etwa an der Wolle, aus der das Bekleidungsstück bestehen könnte oder an den sommerlichen Temperaturen. Hannah Matthews hat panische Angst vor Knöpfen. Die junge Studentin leidet an Koumpounophobie, einer Angststörung, die ihr das Leben zur Hölle gemacht hat.

Seit Jahren trägt Hannah Matthews ausschließlich Kleidung mit Reißverschlüssen. Die britische Studentin aus Maidenhead, einer Kleinstadt in der Nähe von London, gehört nicht zu den Mormonen, die aus religiösen Gründen auf Knöpfe verzichten. Ihre Abneigung gegen Knöpfe ist psychischer Natur: „Ich weiß, es ist irrational, offensichtlich kann mir ein Knopf nicht wehtun. Aber irgendwas an der Form und der Textur macht mich wahnsinnig!“, erzählt die 21-Jährige der britischen Tageszeitung „The Mirror“. Hannah Matthews’ Angst vor den Verschlüssen war so ausgeprägt, dass sie schon davonlief, wenn sich jemand in ihrer Gegenwart die Jacke zuknöpfte.


Im Alter von fünf Jahren sei es zum ersten Mal passiert,  als sie sich gerade für die Grundschule zurechtmachte - und ihre Schuluniform mit Knöpfen anzog: „Ich hab geschrien und gekreischt“, so die junge Frau gegenüber dem englischen Lifestyle-Magazin „FemaleFirst.co.uk“. „Als ich älter wurde, bin ich bereits beim bloßen Gedanken ans Ankleiden und das Anfassen von Knöpfen in Panik ausgebrochen!”

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Doch so unglaublich es klingt, Hannah Matthews ist keineswegs ein Einzelfall, wie der Psychotherapeut Dr. Markos Maragkos vom Münchner „Institut für Traumatherapie“ weiß. Ihm zufolge kann die Angst vor Knöpfen verschiedenste Ursachen haben. Maragkos gegenüber Yahoo! Nachrichten: „Etwa kann es vorkommen, dass man schlechte Erfahrungen im Kontext von Knöpfen macht (man verschluckt einen und hat daraufhin den Eindruck zu ersticken); das ist bei den Betroffenen aber nicht immer so zu beobachten. Es gibt auch sogenannte unspezifische Risikofaktoren, die zum Ausbruch einer spezifischen Phobie vor Knöpfen (aber auch anderer Phobien) führen können: nämlich Belastungen in der Kindheit oder im späteren Erwachsenenalter, beispielsweise Trennungen von Partnerschaften, schwere Erkrankungen und weitere kritische Lebensereignisse.”

Der genaue Auslöser für die Knopfphobie der britischen Studentin ist nicht bekannt, die Auswirkungen waren jedoch massiv: So bereitete es Hannah Schwierigkeiten, einem potentiellen Arbeitgeber im zugeknöpften Hemd gegenüber zu sitzen: „Das hat meine Chancen in Bewerbungsgesprächen natürlich beeinträchtigt!“ beschreibt Hannah dem Online-Portal „FemaleFirst.co.uk“. Mithilfe von Übungen zur Selbstkontrolle gelingt es ihr inzwischen etwas besser, ruhig zu bleiben. ''Es wird mit immer noch unwohl dabei, aber wenn es nur das Hemd des Gesprächspartners ist, kann ich mich inzwischen davon ablenken." Doch wenn der zugeknöpfte Gesprächspartner direkt auf sie zukommt oder wenn das Wort "Knopf" im Gespräch erwähnt wird? "Dann breche ich noch immer in Panik aus."

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Schon das bloße Wort sorgt für Angstzustände - das ist ein Zeichen für die Schwere der Angsterkrankung, wie der Psychotherapeut Maragkos gegenüber Yahoo! erläutert: „Symptome sind vorwiegend die Vermeidung – wie bei allen Phobien -, das heißt der Impuls, Knöpfen aus dem Wege zu gehen, beziehungsweise bei Konfrontation mit ihnen kommt es zu starken, in extremen Fällen, panikartigen Angstreaktionen. In solchen extremen Fällen kann es für den Betroffenen auch nicht möglich sein, das Wort selbst auszusprechen.“

Die Phobie, an der Hannah Matthews leidet, zählt in Deutschland zu den sehr seltenen Erkrankungen: Sie kommt bei lediglich 0,6 – 1,0% der Bevölkerung vor. Mit ihrer ungewöhnlichen Angst befand sich die britische Studentin trotzdem in prominenter Gesellschaft: 2007 offenbarte der inzwischen verstorbene Apple-Chef Steve Jobs seine Koumpounophobie gegenüber dem Wall Street Journal. Das zurückgenommene Design der Apple-Produkte sei auch seiner Knopfphobie geschuldet.




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