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Wie die Mumien-Mogelpackung entstand

Die vermeintliche Mumie aus Diepholz sorgt seit Monaten für Schlagzeilen (Bild: dpa/Lutz Wolfgang Kettler)

Der Fund sorgte deutschlandweit für Furore: Ein zehnjähriger Junge entdeckte mit seinem Vater auf dem Dachboden seiner Großmutter im niedersächsischen Diepholz eine Mumie. Selbst Experten glaubten mitunter an ihre Echtheit. Mittlerweile ist jedoch klar, dass es sich um eine Fälschung handelt. Ein Pathologe von der Hamburger Gerichtsmedizin erklärte nun, wie die Mogelpackung entstand.

Aufräumarbeiten hatten die vermeintliche "Mumie" im Juli ans Licht gefördert. Für eine Sanierung hatten Lutz Wolfgang Keller und sein Sohn Alexander damals den Dachboden entrümpelt. In einem ägyptischen Sarkophag hatte die "Mumie" bis dahin gelegen. Dass das Duo auch auf eine ägyptische Totenmaske und ein Kanopengefäß stieß, machte den Fund noch mysteriöser. Hatte man es hier tatsächlich mit einem Relikt aus einer der ersten, längst vergangenen Hochkulturen zu tun? Nicht nur die landesweite Presse mutmaßte das, auch Experten hielten diese Sensation für möglich. Nach ersten Untersuchungen vermeldete der „NDR“, die Mumie könnte 2.000 Jahre alt sein. Allerdings sollen die Bandagen wiederum aus dem 20. Jahrhundert stammen.

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Da es auch Hinweise auf einen gewaltsamen Tod gab, beschäftigte sich die Verdener Staatsanwaltschaft ebenfalls mit dem Fund. Bei der Obduktion stellte sich schließlich heraus, dass die Mumie aus einem echten Schädel und einem Plastikskelett zusammengesetzt war. Bei einer Vorlesung für Kinder stellte der Pathologe Klaus Püschel von der Hamburger Gerichtsmedizin nun weitere Untersuchungsergebnisse zur angeblichen Mumie vor. „Sie ist ausgepackt, riecht nach Klebstoff. Die Binden sind mit UHU getränkt“, zitiert ihn die „Bild“-Zeitung. Der Alleskleber ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts.

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Püschel erklärt auch, wie durch die akribische Verarbeitung der Eindruck entstand, man habe es mit einem echten Skelett zu tun. Die Knochen aus Plastik seien mit Leim und einer Bleikörnerschicht überzogen worden „Dadurch sahen sie auf den Röntgenbildern wie echte Knochen aus.“ Nur der Kopf sei echt, „so einer wie ihn Medizinstudenten benutzen". Unklar sei nach wie vor, wer hinter der aufwändigen Präparation steckt. Lutz Gaebel von der Verdener Staatsanwaltschaft teilte der Zeitung mit, dass auch die Ermittlungen zur Herkunft des Schädels noch nicht abgeschlossen seien.
 
Mumienfinder Kettler bekräftigt, dass er mit der Mogelpackung nichts zu tun hat. „Ich bin Finder, aber nicht Erfinder. Ich habe das Ding nicht gebaut“, erklärte er der „Bild“. Wie der „NDR“ berichtet, soll Kettlers Vater in den Fünfzigerjahren nach Ägypten gereist sein und dort möglicherweise den Sarkophag mit der "Mumie" erworben haben.

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