Zwischen Gleichstellung und Todesstrafe

In vielen Ländern der Welt werden Schwule und Lesben verfolgt. Und selbst in Deutschland braucht der Staat manchmal Nachhilfe in Sachen Gleichberechtigung.

Es gibt Länder, in denen es lebensgefährlich sein kann, als Mann einen anderen Mann zu lieben.
Uganda ist so ein Land. Vor wenigen Tagen sollten die Parlamentarier des ostafrikanischen Staates über einen Gesetzesentwurf entscheiden, der die Todesstrafe für Homosexuelle vorsah. Daraus ist glücklicherweise nichts geworden. Dank internationalem Protest und mit Hilfe einer Online-Petition, die mittlerweile mehr als 1,6 Millionen Unterzeichner hat, wurde die Abstimmung über das schwulenfeindliche Gesetz ausgesetzt – vorerst.

Und auch in anderen Ländern Afrikas werden Homosexuelle nach wie vor verfolgt oder bedroht. In mindestens 35 Staaten gilt männliche Homosexualität  als illegal, in drei Ländern wird sie sogar mit der Todesstrafe verfolgt.

Im arabischen Raum sieht es für Schwule ähnlich düster aus. So werden im Iran immer wieder homosexuelle Männer ins Gefängnis geworfen oder hingerichtet. Internationale Empörung verursachte vor allem die Hinrichtung eines jungen schwulen Paares, das 2006 öffentlich gehängt wurde. Kurioserweise ist im Iran zwar Homosexualität verboten, nicht jedoch Geschlechtsumwandlungen. Diese sind seit 1987 durch eine Fatwa, ein religiöses Edikt, erlaubt. So kommt es immer wieder vor, dass homosexuelle Männer sich gezwungen sehen, eine Geschlechtsumwandlung durchzuführen, um frei andere Männer lieben zu können.

Während in einigen asiatischen Ländern Homosexualität nach wie vor illegal ist, öffnen sich andere Staaten nach und nach. So hat Indien vor zwei Jahren Homosexualität legalisiert, China sogar schon 1997. Während die Haltung von offizieller Seite eher indifferent ist, werden schwule Themen in der Öffentlichkeit zunehmend diskutiert. Ein Video auf der populären Plattform youku, das zwei sich küssende junge Männer auf einem Popkonzert zeigt, wurde innerhalb weniger Tage mehr als 1,5 Millionen mal aufgerufen. Die Kommentare zum Video reichen dabei von Bewunderung für den Mut der beiden jungen Schwulen bis zu offener Ablehnung von öffentlich zur Schau gestellter gleichgeschlechtlicher Liebe.

Mit wenigen Ausnahmen ist in fast ganz Nord- und Südamerika Homosexualität legal. Doch selbst in einem so fortschrittlichen Land wie den USA, der Heimat der Schwulenbewegung, werden Homosexuelle nach wie vor diskriminiert. Zwar hat Präsident Obama erst kürzlich die Regelung aufgehoben, nach der schwule und lesbische Soldaten und Soldatinnen ihre Homosexualität geheim halten mussten („Don’t ask, don’t tell“). Doch sind Schwulenrechte größtenteils Sache der einzelnen Bundesstaaten. So kommt es, dass nur eine Handvoll von Staaten die Homo-Ehe eingeführt hat. Und in Kalifornien wurde die gleichgeschlechtliche Partnerschaft gar in Folge einer Volksabstimmung („Proposition 8“) wieder ausgesetzt.

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Europa ist der fortschrittlichste Kontinent auf dem Gebiet der Schwulenrechte. In allen europäischen Ländern ist Homosexualität legal, die meisten haben in den letzten Jahren die Homo-Ehe oder ähnliche Partnerschaftsmodelle eingeführt. Der tatsächliche Umgang mit Homosexualität hat jedoch häufig wenig mit dem Gesetz zu tun: Während manche Länder strenge Gesetze haben, aber nicht anwenden, ist Homosexualität in anderen Ländern zwar legal, Schwule und Lesben werden aber trotzdem benachteiligt oder diskriminiert.

Selbst Deutschland, immerhin ein Land mit einem schwulen Außenminister, braucht hin und wieder Nachhilfeunterricht in Sachen Schwulenrechte. Vergangene Woche urteilte der Europäische Gerichtshof, dass hierzulande auch Schwulen und Lesben die in einer eingetragenen Partnerschaft leben die gleichen Rechte zukommen müssen wie heterosexuellen Ehepaaren. Den Schwulen und Lesben in Ländern wie Uganda, die jeden Tag Angst um ihr Leben haben müssen, mag all das wie ein unwichtiges Detail vorkommen. Für Homosexuelle in Deutschland jedoch ist dieses kleine Urteil ein weiterer Schritt in Richtung Gleichberechtigung.

Entwürdigende „Penis-Tests“ in Tschechien
In Tschechien werden die Schwulenrechte, zumindest was Asylbewerber angeht, offenbar auch nicht besonders groß geschrieben. Jüngst sorgten die sogenannten Penis-Tests für Schlagzeilen: Homosexualität - in Europa ein Asylgrund - müssen die Betroffenen dort erst „nachweisen“.  Dazu werden Pornofilme mit Frauen vorgespielt. Zeigt der Mann keinerlei Erektion, gilt seine Homosexualität als bewiesen. Der Mann wird an ein Gerät angeschlossen, dass den Blutfluss zum Penis misst.
Die EU-Kommission hat deswegen eine Untersuchung gegen Tschechien eröffnet. Die „phallometrischen Tests“ seien „entwürdigend“ und dürften nirgends akzeptiert werden, schrieb EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström in einem Brief an den tschechischen EU-Botschafter.

Autor: Zeitjung / Sven Hauberg