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„Mögliches Krebsrisiko“: Hirntumor durch Handynutzung

Die Geschichte des Berliner Journalisten Marc T. macht Angst: Seit einem Jahr leidet der 44-Jährige an einem inoperablen Hirntumor. Er ist sicher, dass jahrelanges Telefonieren mit dem Handy der Auslöser seiner Krankheit war. Die Vermutung, Handystrahlen könnten krebserregend sein, existiert schon so lange wie das Handy selbst. Zwar gibt es nach wie vor keine handfesten Beweise, doch Experten raten zur Vorsicht.

Der Hirntumor von Marc T. sitzt über seinem linken Ohr. Für den 44-Jährigen ist das Beweis genug – schließlich hat er genau dort zwanzig Jahre lang mehrmals täglich sein Handy hingehalten. In der Selbsthilfegruppe, die er regelmäßig aufsucht, findet er seine Theorie bestätigt: „Da hab’ ich schon einige kennengelernt, die auch den Tumor genau auf der Seite haben, mit der sie immer telefonierten“, sagt der Journalist dem „Berliner Kurier“. „Das ist doch wohl mehr als verdächtig, oder?“

Und Marc T. ist nicht der einzige, der das so sieht. Das Problem: Die Wissenschaft hat noch immer keinen handfesten Beweis dafür gefunden. In einer Pressemitteilung bezeichnete die Internationale Krebsforschungs-Agentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO die Benutzung von Mobiltelefonen im Juni als „mögliches Krebsrisiko“. Handy-Mikrowellen wurden in die gleiche Gefahrenklasse wie Pestizide, Viren, Autoabgase oder die Magnetfelder an Hochspannungsleitungen eingestuft. Die russische Strahlenschutzbehörde RNCNIRP hatte Anfang des Jahres 2011 auf die Zunahme von Erkrankungen im Zusammenhang mit Mobilfunktelefonen hingewiesen – vor allem unter Kindern und Jugendlichen.

Es gibt keine Beweise

Dennoch: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keinen Nachweis dafür, dass Handynutzung das Risiko Krebs allgemein oder für Hirntumore im Besonderen erhöht“, sagte Dr. Anne Dehos vom Bundesamt für Strahlenschutz gegenüber Yahoo! Nachrichten. „Einschränkend ist aber festzustellen, dass die Datenlage nicht ausreicht, um eine definitive Aussage darüber zu treffen, ob eine intensive Nutzung von Handys über viele Jahre sowie die Nutzung durch Kinder und Jugendliche möglicherweise doch ein erhöhtes Krebsrisiko mit sich bringt.“

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Die Forschungen der letzten Jahre haben jedoch ergeben, dass „eine direkte Schädigung des Erbmaterials durch Handystrahlung, die zur Krebsentstehung führen könnte, sehr unwahrscheinlich ist“, so Dehos weiter. „Für andere Wirkungen, die Krebs auslösen könnten, wie z.B. eine indirekte Schädigung des Erbmaterials, und für die Förderung des Wachstums eines auf anderem Wege entstandenen Tumors gibt es bisher ebenfalls keinen Nachweis.“

Vorsichtsmaßnahmen

Doch solange das nicht Schwarz auf Weiß bewiesen ist, empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz mehrere Vorsorgemaßnahmen zur Verringerung des gesundheitlichen Risikos, die ganz besonders für Kinder und Jugendliche gelten. „Nutzen Sie das Festnetztelefon, wenn Sie die Wahl zwischen Festnetz und Handy haben, und halten sie Telefonate mit dem Handy möglichst kurz“, rät Dehos.

„Telefonieren Sie möglichst nicht bei schlechtem Empfang, wie zum Beispiel im Auto ohne Außenantenne. Je schlechter die Verbindung zur nächsten Basisstation ist, desto höher muss die Leistung sein, mit der das Handy sendet – und damit die Stärke (Intensität) des hochfrequenten Feldes.“ Zudem empfiehlt die Expertin die Nutzung von Head-Sets, da die Intensität der Felder mit der Entfernung von der Antenne abnimmt. „Nutzen Sie die SMS-Möglichkeiten, da Sie dann das Handy nicht am Kopf halten“, so Dehos weiter, „und verwenden Sie ein Handy mit möglichst niedrigem SAR-Wert, da dann Ihr Kopf beim Telefonieren geringeren Feldern ausgesetzt ist.“