"Ökozid kennt keine Grenzen": Welche Gefahren nach Kachowka-Dammbruch drohen

Der verheerende Dammbruch hat die Region Cherson radikal verändert. Auch wenn es noch zu früh ist, um die Auswirkungen auf den Ausgang des Krieges zu beurteilen, sind die Folgen für die Umwelt bereits sichtbar.

Neben Krieg und Überschwemmungen ist die Bevölkerung mit einer ganzen Reihe neuer Bedrohungen konfrontiert erklärt Andrea Hinwood, leitende Wissenschaftlerin des UN-Umweltprogramms.

Minen unter mehreren Metern Schlamm

"Das Wasser wird immer schneller und reißt mit den Sedimenten alle Materialien, Ablagerungen und Schadstoffe mit, auf die es stoßen könnte.

Es gibt Kläranlagen, Klärgruben, kleine Industrien, und wir wissen, dass auch der Hafen überflutet wurde, in dem sich Ölterminals befinden und der zum Transport von Pestiziden und anderen Schadstoffen genutzt wurde.

Wir wissen, dass es in einigen der betroffenen Gebiete natürlich auch Munitionsreste geben könnte."

Vor Altlasten aus diesem und anderen Kriegen warnt auch Andy Duncan, Experte für Waffenverschmutzung beim IKRK. "Als der Damm brach, wurden die im Boden vergrabenen Minen vom Wasser mitgerissen und flussabwärts geschwemmt.

Sie werden sich schließlich im Unterlauf des Flusses absetzen, wo sie möglicherweise unter mehreren Metern Schlamm begraben werden, was die Räumung nach Beendigung der Kämpfe zu einem größeren Problem macht. Wir können das Ausmaß abschätzen, aber wir können nicht genau vorhersagen, wo sie landen werden."

Tiere verstehen nicht, was vor sich geht

An eine Rückkehr zur Normalität ist nicht zu denken - auch wenn sich das Wasser wieder zurückzieht. Die groß angelegte Evakuierung betrifft Menschen, aber auch Tiere in Not. Dazu Oleksandr Todorchuk, Gründer der NGO UAnimals: "Die Evakuierung von Menschen mit Booten ist nicht so schwer, wenn man einen Menschen in ein Boot setzen muss, aber wenn man Tiere evakuieren muss, verstehen die Tiere nicht, was vor sich geht, also sind sie im Stress.

Ökozide kennen keine Grenzen, also wird das nicht nur für die Ukraine ein Problem sein, sondern für die ganze Welt."