Über 300 Tote und Verletzte - Proteste in Bangladesch eskalieren

Demonstranten schwenken Nationalflaggen, als sie während einer Demonstration auf der Fußgängerbrücke in Shahbagh stehen, um Gerechtigkeit für die Opfer zu fordern, die während der Proteste gegen die Quotenregelung verhaftet und getötet wurden.<span class="copyright">Getty Images / NurPhoto / Kontributor</span>
Demonstranten schwenken Nationalflaggen, als sie während einer Demonstration auf der Fußgängerbrücke in Shahbagh stehen, um Gerechtigkeit für die Opfer zu fordern, die während der Proteste gegen die Quotenregelung verhaftet und getötet wurden.Getty Images / NurPhoto / Kontributor

Demonstranten fordern den Rücktritt von Premierministerin Sheikh Hasina. Beobachter sehen in den Protesten den Anfang vom Ende ihrer Partei - vor allem, wenn die Armee ihre Loyalität aufkündigt. Bei den anhaltenden Protesten sind mittlerweile schon über 300 Menschen ums Leben gekommen.

Tausende Demonstranten sind am Sonntag in Dhaka und anderen Städten Bangladeschs dem Aufruf zu Protesten gegen die Regierung gefolgt. Das zeigen örtliche Medienberichte. Die Demonstranten fordern den bedingungslosen Rücktritt von Premierministerin Sheikh Hasina.

Über 300 Tote

Polizei und Mitglieder der Regierungspartei Awami Liga gingen am Sonntag mit Gewalt gegen die Demonstranten vor, wie Medien berichteten. Über 300 Menschen sind mittlerweile bei den Auseinandersetzungen ums Leben gekommen, berichtet „Tagesschau“.

Der Protest richtete sich zunächst gegen eine Quotenregelung, die 30 Prozent aller Jobs im öffentlichen Dienst für Angehörige der Veteranen des Unabhängigkeitskriegs gegen Pakistan 1971 garantierte. Das Oberste Gericht Bangladeschs hatte am 21. Juli die Quote auf fünf Prozent reduziert. Durch das gewaltsame Vorgehen der Regierung gegen die Proteste weiteten sich diese aber zu einer breiten Bewegung gegen die Regierung aus.

Militär könnte sich gegen Regierung stellen

Unklar ist derzeit, wie sich das Militär zu der Forderung der „Keine Kooperation“-Bewegung positioniert. Laut Beobachtern gibt es Anzeichen, dass die Armee sich gegen die Regierung wenden könnte. 48 hochrangige pensionierte Offiziere forderten am Sonntag auf einer Pressekonferenz der Regierung, die Streitkräfte unverzüglich von den Straßen abzuziehen.

Die Protestbewegung hat Unterstützung von bekannten Persönlichkeiten, darunter Filmstars, Musiker und ehemalige Generäle, erhalten. Sogar 47 Unternehmen der wirtschaftlich wichtigen Textilbranche haben sich mit den Demonstranten solidarisiert, berichtet „Tagesschau“.

Premierministerin Hasina zeigt sich trotz der Proteste unnachgiebig und bezeichnet die Demonstranten laut „BBC“ als „Terroristen, die die Nation destabilisieren wollen“.

Vereinte Nationen fordern Ende der Gewalt

Die anhaltenden Unruhen hätten lange bestehende wirtschaftliche, soziale und kulturelle Ursachen, hieß es in der von dem pensionierten ehemaligen Armeechef General Ikbal Karim Bhuiyan vorgetragenen Erklärung. Die Offiziere seien zutiefst besorgt „angesichts der grausamen Morde, Folterungen, Entführungen und Massenverhaftungen, die Bangladesch in den letzten drei Wochen heimgesucht haben“, sagte Bhuiyan.

Die Vereinten Nationen fordern ein Ende der Gewalt. Der UN-Menschenrechtschef, Volker Türk, rief laut „BBC“ die bangladeschische Regierung und die Demonstranten zu Zurückhaltung auf und warnte vor weiteren Todesfällen und Zerstörungen.