Über 40 und Kinderwunsch - Frauenärztin über spätes Baby-Glück: „Ab Ende 30 zählt jeder Eisprung“

Seltener Traum, aber doch nicht unmöglich: Die Natürliche Schwangerschaft nach 40<span class="copyright">Getty Images/Westend61</span>
Seltener Traum, aber doch nicht unmöglich: Die Natürliche Schwangerschaft nach 40Getty Images/Westend61

Viele Frauen stellen sich die Frage, wie es um ihre Fruchtbarkeit nach dem 40. Lebensjahr steht. Frauenärztin Sabine Miltenberger beleuchtet Chancen, Methoden und Risiken rund um das Thema Schwangerschaft in späteren Lebensjahren.

Wie hoch sind die Chancen auf eine natürliche Schwangerschaft für Frauen über 40?

Diese Frage kann man nicht pauschal beantworten, da viele Faktoren zur Verbesserung als auch zur Verschlechterung der Fruchtbarkeit der Frau führen können. Also ist eine pure Chancen-Prozentangabe meines Erachtens nicht möglich. Zudem eine Frau, selbst wenn die Chancen nur im einstelligen Prozentbereich liegen, nicht prozentual schwanger wird, sondern zu 100 Prozent.

Tatsächlich sage ich meinen Patientinnen aber, dass ab Ende 30 wirklich jeder Eisprung zählt, wenn noch ein Kinderwunsch besteht. Seit Jahren allerdings sehen wir hier bei uns in der Praxis (Stadtmitte München) immer mehr Frauen, die auch mit 40+ auf natürlichem Wege schwanger werden, nicht nur mit Hilfe der IVF-Medizin.

Leider ist unsere Evolution nicht so schnell wie die gesellschaftliche Entwicklung, sodass unsere Eizellen im Laufe unseres Lebens (wir können keine neuen produzieren) immer mehr genetische Fehler aufweisen und nicht mehr zu gesunden Kindern führen.

Welche Methoden der künstlichen Befruchtung stehen Frauen über 40 zur Verfügung?

Bei Frauen über 40 haben viele Versicherungen keine Zahlungsvereinbarungen mehr, sodass alle Prozeduren aus eigener Tasche gezahlt werden müssen. Das sollte jede betroffene Frau vorab mit ihrer Versicherung abklären, um sich finanziell nicht übermäßig zu belasten.

Grundsätzlich kann man eine sogenannte „Insemination“ machen, also eine Spermagabe über einen dünnen Schlauch in die Gebärmutter zum Zeitpunkt des Eisprunges.

Eine klassische IVF - also eine Entnahme mit oder ohne Stimulation der Eierstöcke der Eizelle(n) und die nachfolgende außerkörperliche Befruchtung mit einer Samenzelle - sind ebenso gängig wie die „ICSI“, also das Einbringen der Samenzelle über eine dünne Nadel in die Eizelle. Nach einer gewissen Bebrütungszeit werden dann die Embryonen zurück in die Gebärmutter gegeben.

Welche Risiken sind mit einer künstlichen Befruchtung und Hormontherapie für Frauen über 40 verbunden?

Die Patientinnen können bei der Stimulation mit Hormonen überreagieren, sodass die Eierstöcke anschwellen, besonders wenn sie sehr viele Eizellen produzieren. Das führt zu starken Bauchschmerzen, mitunter auch zu einem Flüssigkeitsverlust in den Bauchraum und schlimmstenfalls zu einem Klinikaufenthalt.

Auch Nachblutungen nach Mehrfachentnahme der Eizellen aus den Eierstöcken können passieren, sind aber selten. Eine Verschleppung von Bakterien in den Bauchraum gehört auch zu seltenen Komplikationen. Daraus können aber dann auch Verwachsungen entstehen, die weiterhin zu Schmerzen führen.

Gibt es finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten oder Versicherungen, die die Kosten für eine künstliche Befruchtung und Hormontherapie abdecken?

Das muss die jeweilige Patientin mit der eigenen Versicherung klären. Auch die Anfrage der Kostenübernahme bei der männlichen Versicherung macht Sinn, wenn eine Mit- oder sogar die Hauptursache der männliche Faktor ist.