Nach Übergabe seines Unternehmens - Ex-Trigema-Chef Grupp will keine 100 Jahre alt werden: „Nicht mehr lebenswert“

Wolfgang Grupp über Egoismus, Jagd und seine Frau Elisabeth<span class="copyright">dpa/Sebastian Gollnow</span>
Wolfgang Grupp über Egoismus, Jagd und seine Frau Elisabethdpa/Sebastian Gollnow

Wolfgang Grupp, Ex-Chef des Textil- und Bekleidungsunternehmens Trigema, spricht in einem Interview über seine Zeit nach der Unternehmensübergabe. Der 82-Jährige führte Trigema 50 Jahre lang und übergab Anfang des Jahres die Leitung an seine Kinder.

„Es ist aber nicht ganz so einfach, weil man weiß, dass es jetzt nur noch eines gibt: abwarten, bis man morgens nicht mehr aufstehen kann“, sagt Wolfgang Grupp im Interview mit dem Finanzportal „Cash“ . Bereits Ende letzten Jahres habe er sich entschieden, das Unternehmen zu übergeben.

Grupp: „Ich will keine 100 Jahre alt werden“

Fast zehn Monate sind seit der Übergabe vergangen und der 82-Jährige habe seine Entscheidung nicht bereut. „Das hat niemand von mir verlangt, ich wollte das machen“, betont er im Gespräch mit „Cash.“. „Das ist normal, das ist das Leben. Ich will auch keine 100 Jahre alt werden, denn das Leben ist dann nicht mehr lebenswert – wenn man sieht, was da draußen alles los ist.“

Grupp über die Ampel-Krise: Verstehe Lindner nicht

Zudem äußert sich Grupp auch zur Ampel und bezeichnet deren Legislaturperiode als “katastrophal". Zur FDP sagt der Ex-Trigema-Chef: „Ich verstehe überhaupt nicht, warum Christian Lindner es zulässt, dass seine Partei auf ein Prozent fällt. Ich bin der Meinung, dass die FDP viele Wähler zurückgewonnen hätte, wenn Lindner den Mut gehabt hätte, die Regierung aufzulösen“ Nach Ansicht von Grupp hätten viele Wähler ihm diesen Schritt „hoch angerechnet.“

"Wir würden heute sofort 100 Leute einstellen, wenn wir sie nur bekommen würden“

Der deutsche Arbeitsmarkt steht vor einem großen Problem: Nachwuchskräfte fehlen. Besonders betroffen sind Branchen, die körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten erfordern, wie die Textilindustrie. Wolfgang Grupp betont, dass diese Herausforderung auch vor seinem Unternehmen nicht haltmacht: „Nachwuchsprobleme haben wir in der Textilbranche auch, die gehen nicht an uns vorbei. Bei uns ist es wahrscheinlich sogar noch schlimmer: Im Finanzvertrieb sitzt man ja die meiste Zeit am Schreibtisch oder im Auto, in der Textilbranche dagegen muss man in der Färberei stehen, man muss Nähmaschinen bedienen, das ist alles sehr schwierig. Wir würden heute sofort 100 Leute einstellen, wenn wir sie nur bekommen würden.“

Die Schwierigkeit, Nachwuchskräfte zu gewinnen, hat viele Unternehmen dazu gebracht, ihre Strategien zu überdenken. Grupp ist der Ansicht, dass die Werte, die ein Unternehmen lebt, entscheidend sind, um junge Talente anzuziehen: „Grundsätzlich glaube ich, dass die Werte, die ein Unternehmen in der Vergangenheit gelebt hat, bei der erfolgreichen Gewinnung von Nachwuchskräften mitbestimmend sind – zum Beispiel garantierte Arbeitsplätze, keine Entlassungen.“