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"Was ist überhaupt noch ein Kinofilm?": Was Streaming mit Tarantinos "Rückzug" zu tun hat

Quentin Tarantino (60) kritisiert den Wandel im Filmgeschäft und damit Streaming-Dienste. Gegenüber "Deadline" erklärt er, inwiefern das mit seinem bevorstehenden Ruhestand zusammenhängt. (Bild: 2023 Getty Images/Andreas Rentz)
Quentin Tarantino (60) kritisiert den Wandel im Filmgeschäft und damit Streaming-Dienste. Gegenüber "Deadline" erklärt er, inwiefern das mit seinem bevorstehenden Ruhestand zusammenhängt. (Bild: 2023 Getty Images/Andreas Rentz)

Das gute alte Kino? Oder doch lieber bequem Filme zu jeder Zeit streamen? Diese Debatte brodelt schon länger in Hollywood. Jetzt mischt sich auch Regisseur Quentin Tarantino (60) ein. Er lässt kein gutes Haar an Streaming-Diensten und begründet seinen "Rückzug".

Müssen Filme auf einer großen Leinwand zu sehen sein? Oder braucht es in Zeiten von Streaming gar kein Kino mehr? Wie ein bekennender Cineast wie Quentin Tarantino (60), zweifacher Oscar- und dreifacher Golden-Globe-Preisträger, zu dieser Frage steht, dürfte kaum überraschen. Im Gespräch mit dem Branchenmagazin "Deadline" machte er seine Abneigung aber einmal mehr als deutlich: "Ich mag es nicht mit abnehmendem Ertrag zu arbeiten", sagte Tarantino und bezog sich damit auf den Wandel innerhalb der Branche. Er ist der Meinung, dass Filme für die Veröffentlichung im Kino gemacht werden und dass es den Kinofilm aufgrund des Streamings nicht mehr gebe. Es sei fast so, "als würden manche Filme im Zeitgeist nicht mehr existieren", sagte Tarantino.

Da komme es ihm gerade recht, sich an seine Aussage von vor 14 Jahren zu erinnern: Damals sprach er über seinen "Rückzug" aus dem Filmgeschäft - und zwar mit 60. Tarantino erklärte "Deadline", dass er die Vorstellung möge, 30 Jahre lang alles zu geben und dann zu sagen: "OK, das reicht". Nun sei es an der Zeit: "Und ich meine, jetzt ist ein guter Zeitpunkt, denn was ist überhaupt noch ein Kinofilm? Ist es nur etwas, das sie auf Apple zeigen?", resümierte er. Er wolle damit niemanden angreifen, "aber anscheinend hat Ryan Reynolds für Netflix 50 Millionen Dollar mit diesem Film und 50 Millionen Dollar mit jenem Film und 50 Millionen Dollar mit dem nächsten Film verdient. Ich weiß nicht, was das für Filme sind", überlegte er. Er habe sie nie gesehen. Seine Gedanken dazu schloss er mit der provokanten Frage an den "Deadline"-Journalisten: "Du etwa?"

Quentin Tarantino äußert Unmut über Streaming-Dienste

Um sich selbst treu zu bleiben, drehe er seinen bevorstehenden letzten Film, "The Movie Critic" wahrscheinlich mit dem Filmstudio Sony. "Sie sind das letzte Unternehmen in der Stadt, das sich absolut und vollständig dem Kinoerlebnis verschrieben hat", erklärte der 60-Jährige. Es gehe dem Studio nicht nur darum, ihr Streaming-Netzwerk zu füttern. "Sie sind dem Kinoerlebnis verpflichtet. Sie messen den Erfolg an den Sitzen. Und sie messen den Erfolg an den Filmen, die den Zeitgeist treffen, und nicht daran, einen großen, teuren Film zu machen und ihn dann auf ihre Streaming-Plattform zu stellen."

Die Vorproduktion startet laut Tarantino im Juni. Er suche jedoch noch immer nach dem passenden Schauspieler für die Hauptrolle. Sein letzter Film soll im Jahre 1977 in Südkalifornien spielen und die Geschichte eines Filmkritikers erzählen, der bei einem Pornomagazin arbeitete, das Tarantino in seiner Jugend las, als er sich seine Brötchen noch als Verkäufer verdienen musste. Die Story basiere auf realen Begebenheiten.