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„Homophober“ Facebook-Post wird in Brasilien zum Hit

User lässt scheinbar Tirade gegen sich umarmende Frauen los

Was regte den Brasilianer auf diesem Foto bloß so auf? (Bild: Facebook/dino.felipe.5)
Was regte den Brasilianer auf diesem Foto bloß so auf? (Bild: Facebook/dino.felipe.5)

Auf den ersten Blick scheint die Sache klar zu sein. Ein Brasilianer postet ein Foto von zwei eng umschlungenen Frauen auf einem Bahnsteig. Dazu verfasst er eine Wutschrift über derart „gefährliche“ Zurschaustellungen in aller Öffentlichkeit. Die vermeintliche homophobe Botschaft ist in Wahrheit jedoch ein witziges Plädoyer für Toleranz und wurde in Brasilien zum viralen Hit.

Zunächst gab sich Nelson Felippe demonstrativ tolerant. „Ich habe keine Vorurteile. Ich denke, Menschen sollten mit ihrem Leben tun, was immer sie wollen“, leitete der Brasilianer den Post auf seiner Facebook-Seite ein. Dann kam er jedoch zur Sache. „Aber ich finde es absurd, dass ich gezwungen werde, eine Szene wie diese zu beobachten.“ Eigentlich war klar, was der Google-Angestellte damit meinte. Im Vordergrund seines Fotos sind zwei einander umarmende Frauen auf einem U-Bahnsteig zu sehen.

Felippe legte in seiner scheinbar homophoben Wutschrift nach. In den eigenen vier Wänden könnten Menschen treiben, was immer sie wollten. Ganz anders stelle sich die Sache im öffentlichen Raum dar. „Und ich weigere mich, eine Szene wie diese zu sehen und sie als normal hinzunehmen“, schrieb der Brasilianer. Auf diese Weise würden soziale Konventionen infrage gestellt, was gefährlich werden könne. Dann schien Felippe jedoch etwas dick aufzutragen. Wer werde denn zur Verantwortung gezogen, wenn jemand zu Tode komme?, fragte der Wutbürger. „Was würde passieren, wenn ein Kind diese Szene jeden Tag sehen würde?“

Schließlich offenbarte Felippe das wahre Objekt seines gerechten Zorns. Er hatte nämlich die ganze Zeit nicht über die Frauen, sondern über den Mann im Hintergrund mit der gefährlichen Nähe zur Bahnsteigkante geschimpft. „Kinder werden denken, dass es normal ist, auf der gelben Linie auf die U-Bahn zu warten“, warnte er und lobte zugleich den vorbildhaften Sicherheitsabstand der Frauen im Vordergrund.

Das satirische Plädoyer für mehr Toleranz im Alltag wurde auf Facebook Tausende Male geteilt. Im streng katholischen Brasilien werden homosexuelle Handlungen zwar bereits seit 1823 nicht mehr juristisch geahndet. Im Alltag sehen sich gleichgeschlechtliche Paare jedoch häufig Anfeindungen und Gewalt bis hin zu Morden ausgesetzt. 2013 billigte ausgerechnet der Menschenrechtsausschuss im Unterhaus des brasilianischen Parlaments einen Gesetzentwurf, der die „Heilung“ von Homosexuellen durch Psychologen erlaubte. Anfang 2014 versetzte der erste „schwule“ Kuss in einer brasilianischen Seifenoper das Land in Aufregung.

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