„Liebe Vollidioten und Asoziale!“

Bürgermeister findet deutliche Worte für Vandalen

So brutal gingen die Vandalen vor (Bild: Facebook/Augsburger Allgemeine)
So brutal gingen die Vandalen vor (Bild: Facebook/Augsburger Allgemeine)

Einen derartigen Umgangston ist man bei politischen Amtsträgern hierzulande eher nicht gewohnt. Mit der Anrede „Liebe Vollidioten und Asoziale!“ machte ein bayerischer Bürgermeister auf Facebook seinem Ärger über den Vandalismus in seiner Stadt Luft. Damit erntete der Politiker viel Zustimmung, aber auch Kritik.

Für den Gersthofener Bürgermeister Michael Wörle war das Maß voll. Nur zwei Wochen nach dem Aufstellen waren drei Statuen der Künstlerin Christel Lechner im Stadtzentrum von Vandalen zerstört worden. Zwei der lebensechten und –großen Figuren wurden geköpft, eine dritte lag zerbrochen auf dem Boden, wie die Zeitung „Augsburger Allgemeine“ berichtete. Dem parteilosen Bürgermeister riss angesichts dieser Zerstörungswut der verbindliche Geduldsfaden. Mit den Worten „Liebe Vollidioten und Asoziale!“ machte er seinem Frust auf Facebook Luft.

Wörle hielt auch in den folgenden Sätzen nicht mit seiner Wut hinter dem Berg. „Wenn Ihr glaubt, dass die erneute Zerstörung einer unserer Figuren der Ausstellung ‚Alltagsmenschen’ cool sei, muss ich euch enttäuschen. Diese Aktionen sind sinnlos, niveaulos und einfach nur primitiv“, stellte der Bürgermeister in seinem Post klar. Die Täter könnten sich aufgrund der ausgesetzten Prämie für sachdienliche Hinweise auch nicht mit dem Vandalismus brüsten. “Denn bei einer Belohnung von 1.000 € könnt ihr es nicht mal den Kumpels erzählen. Ihr ‚Vollpfosten’“.

Das Stadtoberhaupt erhielt für den Wut-Post überwiegend Beifall. „Endlich mal ne richtige Ansage“, „Diese Worte sitzen“ und ähnliche zustimmende Worte hinterließen Facebook-Nutzer auf der Seite Wörles. „Kunst hin oder her - hier geht es aber um feige Sachbeschädigung und grundlose Zerstörungswut. Und da hört der Spaß definitiv auf!“, meinte ein anderer User. In einer Online-Umfrage der „Augsburger Allgemeinen“ zur Frage, ob die Wortwahl eines Bürgermeisters angemessen war, meinten 84 Prozent von 801 Lesern: „Ja! Auch ein Politiker darf mal austicken!“.

Auf Wörles Facebook-Seite gab es jedoch auch kritische Anmerkungen. „So eine Wortwahl von einem Bürgermeister“, tadelte eine Nutzerin. Ein Redakteur der „Augsburger Allgemeinen“ war ähnlicher Ansicht. „Wer Straftäter als ‚Asoziale’ beschimpft, heizt die Stimmung unnötig an, schrieb der Kommentator. Wörle habe sein richtiges Anliegen mit „falschen Ausdrücken vergiftet“. Unterdessen sucht die Polizei weiterhin nach den Vandalen. Eine Augenzeugin hatte zwei junge und offensichtlich angetrunkene Männer an einem der Tatorte beobachtet. Die 20 lebensgroßen Figuren waren am 12. Juli im Rahmen der Ausstellung „Alltagsmenschen“ zum 20. Jubiläum der Stadthalle in Gersthofen aufgestellt worden.

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