"Costa Concordia": Neuer Bericht enthüllt dramatische Details

"Costa Concordia": Das vor einem Jahr havarierte Kreuzfahrtschiff konnte bis heute nicht geborgen werden. (Bild: ddp images)

Über ein Jahr ist es her, dass die „Costa Concordia“ vor der italienischen Insel Giglio kenterte. Bei dem Unglück am 13. Januar 2012 kamen 32 Menschen ums Leben. Ein Bericht enthüllt nun erschreckende Details ihrer letzten Stunden. Frauen und Kinder zuerst? Von wegen. Für ein fünfjähriges Mädchen war kein Platz mehr im Rettungsboot. Die kleine Dayana Arlotti starb, wie viele der Opfer, bei der chaotischen Evakuierung der „Costa Concordia“.

Warum mussten 32 Menschen bei der Havarie des Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“ sterben? Im Fokus der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Grosseto steht Kapitän Francesco Schettino. Ihm wird unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung und Körperverletzung, Havarie, vorzeitiges Verlassen des Schiffs und das Zurücklassen Hilfsbedürftiger vorgeworfen.

Doch auch andere Besatzungsmitglieder sollen sich in der Schreckensnacht nicht gerade souverän verhalten. Laut CNN enthüllt ein neuer Bericht der Ermittler aus der Provinzhauptstadt Grosseto die chaotischen Umstände der Evakuierung. Gegen die Crew würden schwere Vorwürfe erhoben. Auf den 60 Seiten versammeln sich dramatische Geschichten über die letzten Stunden auf der gekenterten „Costa Concordia“.

Wie die der fünfjährigen Dayana Arlotti und ihres Vaters Willams Arlotti. Für sie war kein Platz mehr in den Rettungsbooten, wie CNN berichtet. Auf Anraten der Crew versuchten Vater und Tochter sich auf die Steuerbordseite durchzukämpfen, dabei stürzten sie in das große Loch zwischen Atrium und Restaurant. 40 Tage später, am 22. Februar 2012, wurden ihre toten Körper gefunden. Dayana war das jüngste Opfer der Katastrophe. Offenbar musste sie sterben, weil keiner der Erwachsenen bereit war, seinen Platz im Rettungsboot für sie aufzugeben.

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Maria D'Introno ist das einzige Opfer, deren Leiche nicht geborgen werden konnte. Auch für sie fand sich kein Platz in einem der überfüllten Rettungsboote. Zuletzt soll sie zitternd vor Angst an der Flanke des Schiffs gesichtet worden sein, so CNN. Maria D'Introno trug keine Rettungsweste, trotzdem wagte die Nichtschwimmerin in Panik den Sprung ins Wasser. Sie ertrank nur wenige Meter von der Küste entfernt. So viel zum Thema Frauen und Kinder zuerst.

Die Barkeeperin Erika Molina hingegen hatte es noch in eines der Rettungsboote geschafft. Beim chaotischen zu Wasser lassen des Bootes soll sie wieder von Bord gefallen sein. Ohne Schwimmweste am Körper hatte Erika Molina keine Chance: Sie wurde vom Sog des sinkenden Kreuzfahrschiffs in die Tiefe gerissen.

Doch der Report erzählt auch von echten Heldentaten: Giuseppe Girolamo, der als Musiker auf der Costa Concordia gearbeitet hatte, bewies in der dunkelsten Stunde wahre Größe. Girolamo hatte großes Glück: Er saß bereits in einem der Rettungsboote. Für einen anderen Passagier opferte er seinen Platz und damit sein Leben – Girolamo ertrank in den Stunden nach dem Unglück.

Die Besatzung der „Costa Concordia“ soll sich in der Notsituation nach dem Kentern weder routiniert noch vorbildlich verhalten haben. Das legen die neuen Erkenntnisse des Berichts zumindest nahe. Auch am Image von Manrico Giampedroni kratzt der Report. Er war als einer der letzten von Bord gegangen und wurde dafür als Held gefeiert. Nun wirft man ihm vor, bei der Evakuierung seine Pflichten vernachlässigt zu haben. Laut CNN empfehlen die Ermittler ein Verfahren gegen ihn und vier weitere Besatzungsmitglieder.


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