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"Rübels Übeltäter": McDonald’s ist auf das Huhn gekommen



Kennen Sie den? Beteuert ein Dieb vorm Richter: „Ich höre damit auf – in zwei Jahren.“ Ähnlich klingen die Säuselsätze von Mike Andres. „Unsere Kunden wollen Nahrung, bei der die Lebensmittelkette stimmt, von der Farm bis zum Restaurant“, sagte der US-Chef von McDonald’s. Klingt toll, das will ich auch. Andres wollte damit sagen: In den 14.000 landesweiten Filialen soll nur Geflügelfleisch aufs Tablett kommen, in dem keine wachstumsfördernden Antibiotika stecken. Dumm nur, dass man sich zwei Jahre gedulden muss – denn erst dann sollen diese Grundsätze nicht nur einen hübschen Sound haben, sondern verwirklicht werden.

McDonald’s hat einen richtigen Weg eingeschlagen. Aber die Fastfood-Kette kalkuliert mit einer viel zu langen Wegstrecke. Das ginge schneller – als wollte man mit dem Taxi zum Supermarkt an der nächsten Ecke fahren.

Mike Andres, Chef von McDonald's (AP Photo/McDonald's)
Mike Andres, Chef von McDonald's (AP Photo/McDonald's)

Antibiotika in der Massentierhaltung sind ein großes Problem. Als vor über hundert Jahren Mediziner entdeckten, dass gewisse Stoffwechselprodukte von Pilzen oder Bakterien andere Mikroorganismen hemmen oder töten – war das ein Durchbruch in der Medizingeschichte. Infektionskrankheiten wurden heilbar. Noch heute sind Antibiotika in der Menschheit nicht wegzudenken. Doch wir haben das System pervertiert.

In den USA werden Antibiotika in der Massentierhaltung nicht nur gegen Krankheiten eingesetzt. Manche sollen speziell die lebende Fleischware schneller wachsen lassen. Zeit ist Geld. Platz ist Geld. Die Folge: Durch den massenhaften Einsatz dieser Stoffe haben sich Resistenzen gebildet, die Antibiotika wirken zunehmend nicht mehr; und diese Resistenzen übertragen sich zunehmend auf den Menschen. Immer mehr Menschen sind Infektionskrankheiten hilflos ausgesetzt, weil die verabreichten Antibiotika verpuffen.

Da ist es gut, wenn wenigstens Mike Andres umdenkt. Dennoch klingt der Aufschub von zwei Jahren wie das Kleingedruckte beim Kauf einer Waschmaschine. Muss das sein? Andres ist als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet.

Zeit also, ein wenig w

rübel
rübel

eiter zu denken: Können wir mit dem Wahnsinn unseres Fleischkonsums einfach so weiter machen? Eines vorweg – ich bin leidenschaftlicher Fleischesser, ich komme davon nicht los. Es schmeckt mir zu gut. Die Fakten aber lassen sich nicht vom Tisch wischen: 60,3 Kilogramm Fleisch und Wurst pro Jahr verzehrt jeder Deutsche im Durchschnitt, Kinder und Vegetarier eingerechnet. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt hingegen für eine gesunde Ernährung 300 bis 600 Gramm in der Woche. Dennoch übersteigt die Produktion deutlich den Bedarf. In deutschen Schlachthöfen wurden 2009 etwa 3,7 Millionen Rinder, 56 Millionen Schweine und rund 120 Millionen Hühner und Puten geschlachtet. Und es sollen immer mehr werden, neue Großmastanlagen entstehen derzeit. Dort leiden die Tiere qualvoll. Die EU-Richtlinie für Geflügel zum Beispiel erlaubt 42 Kilogramm Huhn pro Quadratmeter.

All diese Tiere müssen während ihres Turbolebens ernährt werden – mit speziellen Futtermischungen aus eiweißhaltigem Soja aus Südamerika. Riesige Monokulturen sind entstanden, die aufgebrachten Pestizidmengen gewaltig. Würde man auf diesem Boden Nahrung für die Menschheit anpflanzen – es gäbe keinen Hunger mehr. Lieber Herr Andres, wollen Sie nicht ein wenig am Zeiger Ihrer Uhr drehen? Die Zeit drängt.

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