"Traum vom Fliegen" wird zum Horror - Copilot kam aus dem Westerwald

+++ Aktuelle Meldung - Hausdurchsuchungen in den Wohnungen des Co-Piloten +++ Französische Staatsanwälte haben die Ermittler in Düsseldorf um Rechtshilfe im Fall der abgestürzten Germanwings-Maschine gebeten. Ermittler haben die Durchsuchung der beiden Wohnsitze des Copiloten eingeleitet. Sowohl vor seinem Elternhaus in Montabaur im Westerwald als auch vor seiner Wohnung am Stadtrand von Düsseldorf ist die Polizei aufgezogen. In das Haus im rheinland-pfälzischen Montabaur gingen mehrere Ermittler hinein.

Polizei durchsucht Wohnungen des Copiloten. (Bild: Reuters)
Polizei durchsucht Wohnungen des Copiloten. (Bild: Reuters)

 

+++ Copilot war laut Bericht psychisch labil - Wie die Passauer Neue Presse in ihrer Online-Ausgabe berichtet, war der 27-Jährige nach Angaben eines guten Bekannten psychisch labil. "Er ist ein Freak, er wollte unbedingt Pilot werden, aber er ist psychisch labil, hatte deshalb auch seine Ausbildung für einige Monate unterbrochen", wird der Bekannte dort zitiert. Dazu ist jedoch bislang nichts bestätigt. +++

„Spiegel“-Korrespondent Matthias Gebauer twitterte

 

 

Aber zu der Frage, ob der 27-jährige Co-Pilot an Burnout gelitten haben könnte oder womöglich psychisch labil war, gibt es von offizieller Seite keinerlei Bestätigung.

Zur Ausbildung des Copiloten ist laut dpa so viel bekannt: Er kam als Absolvent der Verkehrsflieger-Schule der Lufthansa in Bremen zu dem Kölner Unternehmen. Die Bremer Schule gehört nach eigenen Angaben zum Unternehmen Lufthansa Flight Training mit insgesamt acht Standorten.

Die Ausbildung zum Flugkapitän dauert 29 bis 33 Monate. Nach den ersten sechs Monaten Theorie geht es für vier Monate nach Phoenix in Arizona zum ersten Fliegen mit einmotorigen Maschinen. Nach der Rückkehr nach Bremen wird am Flugsimulator geübt, später fliegen die Flugschüler mit einer Cessna Citation. Der Abschluss mit einer Musterschulung auf einen bestimmten Flugzeugtyp ist in Frankfurt.

 

Seinen «Traum vom Fliegen», den habe er sich erfüllen können und teuer mit seinem Leben bezahlt - so hieß es in der Traueranzeige für den Copiloten der Germanwings-Maschine. Dass der 28-Jährige den Absturz nach Erkenntnissen der Ermittler absichtlich herbeiführte und mit sich 149 andere Menschen in den Tod riss, konnte der Verein LSC Westerwald nicht wissen, als er die Anzeige für den Copiloten ins Internet setzte.

Andreas Lubitz. (Bild: Reuters)
Andreas Lubitz. (Bild: Reuters)

 

Lubitz wuchs nach Stadtangaben in der Westerwald-Kommune Montabaur auf, in einem ruhigen Wohngebiet im Süden der Stadt, inmitten von Einfamilienhäusern mit Gärten und nicht weit von einem Freizeitbad. Dort ist er auch noch teilweise zu Hause, auch in Düsseldorf soll er gewohnt haben.

Seit September 2013 arbeitete Lubitz als Copilot bei Germanwings, vorher war er nach Lufthansa-Angaben während einer Wartezeit Flugbegleiter. «Er war 100 Prozent flugtauglich, ohne Einschränkungen und Auflagen» sagt Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Als Absolvent kam Lubitz frisch von der Verkehrsflieger-Schule der Lufthansa in Bremen zum Kölner Unternehmen.

Seine Mutter arbeitet als Organistin, sagte Pfarrer Johannes Seemann von der evangelischen Kirchengemeinde in Montabaur. Ihren Sohn, einen sportlichen jungen Mann, kennt er aber nicht persönlich.

Lubitz lernte das Fliegen im Luftsportclub Westerwald (Montabaur) lieben. Lange Jahre stieg er dort in die Flieger und landete sie sicher. Im vergangenen Jahr habe er seine sogenannten Scheinerhaltungsflüge gemacht, sagte der Vereinsvorsitzende Klaus Radke. «Da habe ich ihn als sehr netten, lustigen und höflichen Menschen kennengelernt», sagte er weiter. Die Internet-Seite des LSC Westerwald war nach den Meldungen aus Frankreich nicht mehr abrufbar.

«Andreas starb als erster Offizier im Einsatz auf dem tragischen Flug», hieß es in der Anzeige des Vereins weiter. Er habe als Segelflugschüler begonnen und es bis zum Piloten auf einem Airbus A 320 geschafft. «Er konnte sich seinen Traum erfüllen, den Traum den er jetzt so teuer mit seinem Leben bezahlte.»

Bestürzung im Heimatort des Copiloten

In der Heimatstadt des Copiloten hat die Nachricht, dass der 28-Jährige den Germanwings-Airbus mit 150 Menschen an Bord offensichtlich mit Absicht in die Katastrophe gesteuert hat, große Bestürzung ausgelöst. Eine Nachbarin im rheinland-pfälzischen Montabaur sagte der dpa: «Das kam für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Das ist tragisch.» Sie habe keinen Kontakt zu dem Copiloten gehabt. «Aber wenn es Nachbarn sind, berührt es einen ganz besonders, egal wie gut man sich kennt. Ich denke ständig daran.»

«Ich weigere mich zu glauben, dass er das absichtlich gemacht hat», sagt ein 23 Jahre alter Nachbar. Er kennt den 28-Jährigen nach eigener Aussage nicht sonderlich gut. Er habe ihn aber häufiger mal joggen gesehen. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand so egoistisch ist», sagt er. Viel mehr könne er aber nicht dazu sagen, die Familien lebten alle eher nebeneinander her: «Hier macht jeder seins.»

Polizei hindert Autos an der Durchfahrt

Die Polizei hat in der Straße, die zum Elternhaus des Mannes führt, Einsatzfahrzeuge quergestellt, um Autos an der Durchfahrt zu hindern. In der Gegend sind mehrere Kamerateams unterwegs und versuchen, mit Nachbarn zu sprechen. Die Bewohner der Straße haben sich jedoch in ihre Häuser zurückgezogen. Einige schauten hinter Gardinen oder halb heruntergelassenen Läden nach draußen.