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100 Millionen Dollar: Betrugsfall in Südkorea kommt ABB teuer zu stehen

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Der Schweizer Elektrokonzern ABB wird von einem 100 Millionen Dollar schweren Betrugsfall in Südkorea erschüttert.

Dort habe ein mittlerweile verschwundener Finanzdirektor mutmaßlich Firmengelder veruntreut und Unterlagen gefälscht, erklärte der Konzern am Mittwoch. Es ist der zweite Skandal innerhalb weniger Wochen, der für Schlagzeilen sorgt: Erst Anfang Februar waren Korruptionsermittlungen gegen die britische ABB-Tochter und deren Mitarbeiter bekanntgeworden.

ABB-Chef Ulrich Spiesshofer sprach in einem Reuters vorliegenden Brief an die Mitarbeiter über den neuen Fall von "schockierenden Nachrichten". Der Ruf von ABB könne Schaden nehmen. „In den kommenden Wochen und Monaten müssen wir mit kritischer Berichterstattung rechnen — und auch mit kritischen Fragen unserer Kunden.“ Dabei hatte ABB jüngst dank der zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder anziehenden Aufträge noch Morgenluft gewittert.

Die Erklärung von ABB zu dem Vorfall in Südkorea liest sich wie ein Kriminalroman: Am 7. Februar sei der Finanzdirektor der dortigen Tochter verschwunden. Zwei Tage später habe ABB Unstimmigkeiten entdeckt und nachgeforscht. Dabei seien kriminelle Machenschaften ans Licht gekommen: So wird der Finanzverantwortliche verdächtigt, gemeinsam mit anderen Personen Firmengelder gestohlen zu haben.

ABB sei daraus voraussichtlich ein Schaden von 100 Millionen Dollar vor Steuern entstanden, der noch in der Bilanz für 2016 verbucht wird. Der Konzern hofft nun, einen Teil der Summe über Versicherungen zurückerstattet zu bekommen. Neben der lokalen Polizei sei auch Interpol involviert.

Nach Einschätzung der Analysten von Morgan Stanley könnte der Fall auch Zweifel an den internen Anti-Betrugs-Richtlinien von ABB aufkommen lassen. Die Schlagzeilen seien offensichtlich nicht gut und es könnte einige legitime Fragen von Investoren über die interne Aufsicht geben, schrieben die Experten. Sie erwarten für das laufende Jahr mögliche weitere Belastungen von etwa zehn Millionen Dollar.

ABB versicherte indes, der Fall sei auf Südkorea begrenzt. „ABB hat eine Nulltoleranzstrategie in Bezug auf unethisches Verhalten und unterhält die höchsten Standards in Sachen Integrität und ethischen Geschäftsverhaltens“, erklärte der Konzern. Spiesshofer will "jeden Stein umdrehen", um den Fall aufzuklären, wie er schrieb.

Unter den Anlegern schlug das Thema zunächst keine hohen Wellen, die ABB-Aktie lag 0,2 Prozent im Minus. An der Börse stand die geplante Wahl eines Vertreters von Großaktionär Cevian in den Verwaltungsrat im Vordergrund. In das Gremium soll Mitte April Cevian-Mitbegründer Lars Förberg einziehen. Mit dem Schritt könnte ABB nach Einschätzung von Händlern versuchen, den aufmüpfigen Investor zu besänftigen.

In den vergangenen Jahren hatte der zweitgrößte Aktionär mit einer Beteiligung von knapp sechs Prozent eine Abspaltung der ABB-Netzwerktechniksparte gefordert. „Das ist wie im Militär, wenn man einen hat, der immer reklamiert, und das mit guten Gründen, dann muss man ihn befördern und er wird ruhiger“, sagte ein Börsianer. Die Einbußen durch den Betrugsfall in Südkorea seien für ABB verkraftbar, sagte ein anderer Händler. Der Konzern hatte im Vorjahr dank des harten Sparkurses von Spiesshofer einen Gewinn von knapp zwei Milliarden Dollar verbucht.

Reuters

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