1000 Quadratkilometer unter Kontrolle - Symbol vom Anfang und Ende Putins - Selenskyj droht Kreml-Chef mit Kursk-Ansage

Ukraine-Krieg Wolodymyr Selenskyj (M), Olexander Syrskyj (r), und Roman Maschowez<span class="copyright">Efrem Lukatsky/AP/dpa</span>
Ukraine-Krieg Wolodymyr Selenskyj (M), Olexander Syrskyj (r), und Roman MaschowezEfrem Lukatsky/AP/dpa

Ukrainische Einheiten verstärken ihren Druck in der Region Kursk im Westen Russlands und erweitern ihre gewonnenen Gebiete. Auf der anderen Seite bemühen sich die russischen Truppen, in der Ostukraine, insbesondere im Gebiet Donbass, eine Durchbruchsoperation durchzuführen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Offensive seiner Truppen in die westrussische Region Kursk als eine notwendige Sicherheitsmaßnahme. Die dort bislang eroberten Gebiete seien zuvor Ausgangspunkte wiederholter Angriffe der russischen Streitkräfte auf die ostukrainische Region Sumy gewesen. Seit Anfang Juni wurden dort etwa 2100 Angriffe verzeichnet.

„Deshalb sind unsere Operationen eine reine Sicherheitsfrage für die Ukraine, um die Grenze vom russischen Militär zu befreien“, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache.

Kursk werde zum Symbol vom Anfang und Ende des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagte Selenskyj mit Blick auf die Katastrophe beim Untergang des modernsten russischen Atom-U-Boots „Kursk“, das im August 2000 mit 118 Besatzungsmitgliedern an Bord gesunken war. „Vor 24 Jahren gab es die Kursk-Katastrophe, die den symbolischen Beginn seiner Herrschaft darstellte; jetzt sehen wir das Ende davon - und es ist wieder Kursk.“

Offensive in Kursk: Ukrainischer Kommandeur meldet Geländegewinne

Die ukrainischen Streitkräfte berichten, dass sie bei ihrem Vorstoß auf russisches Gebiet signifikante Geländegewinne erzielt haben . Laut dem Oberkommandeur Olexander Syrskyj befinden sich etwa 1000 Quadratkilometer bereits unter ukrainischer Kontrolle. Diese Information teilte Syrskyj in einer Sitzung des Oberkommandos Stawka in Kiew mit, deren Beginn und seine Aussagen von Präsident Selenskyj auf der Plattform X übertragen wurden.

Zuvor hatte der amtierende Gouverneur der Region Kursk bereits von Gebietsverlusten berichtet. Seinen Angaben zufolge haben die ukrainischen Truppen auf einer Breite von 40 Kilometern etwa 12 Kilometer tief in russisches Gebiet vorgedrungen, was etwa der Hälfte der von Syrskyj genannten Quadratkilometer-Zahl entspricht. Der russische Militärblog „Rybar“ berichtete von schweren Kämpfen und einer teils unübersichtlichen Lage. Unabhängige Überprüfungen der Angaben beider Seiten waren zunächst nicht möglich.

Präsident Selenskyj beauftragte die ukrainische Innenbehörde und die Streitkräfte, einen humanitären Plan für das Einsatzgebiet in Westrussland auszuarbeiten. Laut russischen Berichten wurden nicht alle Zivilisten aus dem Kampfgebiet evakuiert.

Russland beschwert sich über den Einsatz westlicher Waffen

Das russische Militär beschuldigte die Ukraine, im Kampf um die Region Kursk schwere Waffen aus westlichen Lieferungen einzusetzen . Neben Artillerie und Raketenwerfern sollen auch gepanzerte Fahrzeuge, die Kiew von westlichen Partnern erhalten hat, zum Einsatz kommen. Für den Einsatz dieser Waffen gibt es seitens der westlichen Unterstützer jedoch keine Einschränkungen für die ukrainischen Streitkräfte.

Selenskyj unterstrich einmal mehr, wie wichtig die von ihm erhoffte Erlaubnis zum Einsatz der vom Westen gelieferten Langstreckenwaffen gegen Ziele in Russland sei. „Wir brauchen entsprechende Genehmigungen unserer Partner für den Einsatz von Langstreckenwaffen“, betonte Selenskyj.

„Es ist nur fair, die russischen Terroristen dort zu vernichten, wo sie sind, wo sie ihre Angriffe starten - russische Militärflugplätze, russische Logistik.“ Russland müsse gezwungen werden, Frieden zu schließen, wenn Kremlchef Putin so erpicht darauf sei, weiterzukämpfen.

Kiew versucht seit Wochen, die Genehmigung zu erhalten, Langstreckenraketen gegen Ziele in Russland einzusetzen. Bisher sind die ukrainischen Streitkräfte bei solchen Angriffen auf selbst produzierte Drohnen angewiesen, die jedoch eine deutlich geringere Sprengkraft haben.

Ukraine-Krieg: Heftige Gefechte im Donbass

Abseits der Kämpfe in der westrussischen Region Kursk setzen russische Truppen ihre Angriffe im Donbass, im Osten der Ukraine, fort. Erneut versuchten sie, die ukrainischen Verteidigungslinien bei Torezk und Pokrowsk zu durchbrechen, wie der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht berichtete. Bei den Angriffen auf Torezk wurden die russischen Bodentruppen zusätzlich durch etwa ein Dutzend Luftangriffe unterstützt.

Schwere Gefechte lieferten sich russische Angreifer und ukrainische Verteidiger rund um Pokrowsk. Insgesamt seien im Tagesverlauf rund 25 Vorstöße russischer Einheiten registriert worden, von denen ein Großteil abgeschlagen worden sei.

„Die feindlichen Verluste werden noch geklärt“, hieß es seitens des Generalstabs. Nach russischer Darstellung wurden im Verlauf der Kämpfe mehrere ukrainische Siedlungen eingenommen. Auch diese Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.