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Das 126-Millionen-Fragezeichen

Seinem Namen macht Joao Félix aktuell keine Ehre.

Felix bedeutet ins Deutsche übersetzt "der Glückliche". Und glücklich scheint der 20 Jahre alte Portugiese in Diensten von Atlético Madrid derzeit nicht wirklich zu sein. Zumindest, wenn man den Bildern vom vergangenen Freitag Glauben schenken darf.

Als er gegen den RCD Mallorca (wieder mal) vorzeitig ausgewechselt wurde, nahm er das alles andere als regungslos hin. Er schlurfte vom Platz, um seinen Frust dann an einem Ball auszulassen, den er auf die Tribüne boxte. (La Liga: Celta Vigo - Atlético Madrid, ab 22 Uhr im LIVETICKER)

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Das Ergebnis dürfte nicht der Grund die schlechte Laune des hochgepriesenen Wunderkinds gewesen sein, schließlich lagen die Rojiblancos zu diesem Zeitpunkt mit 2:0 in Front, gewannen das Spiel am Ende souverän mit 3:0. Nachdem Fèlix vorher schon am Knöchel behandelt worden war, entschied sich Trainer Diego Simeone, seinen Superstar schon nach 53 Minuten vom Feld zu nehmen.

Félix erneut ausgewechselt

Vielmehr dürfte Félix mit seiner eigenen Leistung gehadert haben. Während sein Sturmpartner Àlvaro Morata einen Doppelpack schnürte, ließ Felix zwei gute Möglichkeiten liegen und zeigte erneut eine schwache Leistung.

Zudem musste der Offensivspieler nicht das erste Mal vorzeitig vom Feld. Kein anderer Spieler der Madrilenen wurde so oft ausgewechselt wie der Königstransfer des vergangenen Sommers. Auch das dürfte Portugals Sturmhoffnung nicht besonders schmecken.

Die 126 Millionen Euro Ablöse, die Atlético vor fast genau einem Jahr an Benfica Lissabon zahlte, scheinen Félix eher zu hemmen als zu beflügeln. Mit riesigen Erwartungen und Vorschusslorbeeren war der junge Portugiese in die spanische Hauptstadt gekommen. Er sollte in die Fußstapfen keines Geringeren als Antoine Griezmann treten, der für eine ähnliche Summe zum FC Barcelona wechselte. Nur drei Spieler waren überhaupt jemals teurer als er.

Dass ein damals 19-Jähriger, der zuvor erst eine Saison im Profibereich absolviert hatte, den französischen Weltmeister nicht sofort eins zu eins ersetzen kann, dürfte jedem klar gewesen sein.

Dabei lief es zu Saisonbeginn gar nicht so schlecht für Félix. Er verzückte in Testspielen gegen Juventus Turin und Real Madrid. Doch nach gutem Start in die Saison ging die Formkurve des Dribbelkünstlers nach unten. Zudem zog er sich eine Knöchelverletzung zu, die ihn einige Wochen außer Gefecht setzte.

Egoismus-Vorwurf gegen Sturmjuwel

Obendrein offenbarte der Golden-Boy-Gewinner von 2019 Anpassungsschwierigkeiten in der neuen Liga, mit der ruppigen Gangart hatte er so seine Probleme. 34 Pflichtspiele absolvierte Félix bisher für Atlético, darunter nur vier über die volle Distanz. Acht Tore und drei Vorlagen lautet seine Bilanz. Zum Vergleich: Für Benfica waren es vergangenen Saison 20 Tore und elf Vorlagen in 43 Spielen.

Doch nicht nur die mangelnde Torgefahr ist ein Kritikpunkt. "Die sieben Todsünden des Joao Félix", titelte die Marca vor einigen Tagen. Das Blatt wirft der Nummer sieben der Rojiblancos unter anderem Egoismus vor. Wenn Félix in Strafraumnähe an den Ball komme, ende der Spielzug fast immer mit einem Abschluss von ihm.

Die richtige Rolle im Spiel der Madrilenen scheint Félix darüber hinaus noch nicht gefunden zu haben. Mit dem destruktiven Simeone-Fußball kommt der hochtalentierte Portugiese allem Anschein nach noch nicht wirklich zurecht.

Zudem dürfte auch der mentale Druck ein Faktor für die Probleme des Megatalents sein. Schon zu Benfica-Zeiten litt er darunter, wie er einst erzählte. Zwei Tage vor dem Viertelfinalhinspiel der Europa League gegen Eintracht Frankfurt sei über ihn gelästert worden. "Ich ging zur Toilette, um zu weinen. Keiner wusste davon", erzählte der als schüchtern und introvertiert geltende Félix BenficaPlay. Damals antwortete er den Kritikern auf seine Art: Mit einem Hattrick gegen das Team von Adi Hütter.

Simeone bittet um Geduld

Solche Highlights zeigte er in Madrid bisher kaum. Simeone bat nach dem Mallorca-Spiel um Geduld für seinen Schützling und stärkte ihm den Rücken. "Wir sind zu 100 Prozent von seinem Talent, seinen Fähigkeiten und seinem Spielstil überzeugt", erklärte er.

Atlético müsse alles versuchen, dass Felix diese Fähigkeiten auch auf den Platz bringt. Dennoch betonte Simeone: "Gleichzeitig sind jedoch auch immer die Ziele des Teams und damit auch des Klubs wichtig."

Die Ziele der Rojibancos in La Liga sind klar: die Qualifikation für die Champions League. Durch den Erfolg gegen die Mallorquiner machte Atlético einen großen Schritt in diese Richtung, als Dritter hat das Team vier Spieltage vor dem Ende acht Punkte Vorsprung auf Rang fünf.

Trotz des Griezmann-Abgangs liegt die Simeone-Elf also im Soll. Im Champions-League-Achtelfinale räumte Atlético zudem den Titelverteidiger FC Liverpool aus dem Weg.

Da kann es sich der Argentinier auch leisten, seinem Juwel eine gewisse Anpassungszeit zu geben. Dann dürfte Félix auch bald wieder glücklicher werden.