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2018! Menschen, Bilder, Emotionen: Das Jahr aus Sicht von RTL

Günther Jauch präsentiert allerlei Kuriositäten aus 2018. Vieles hat der geneigte Zuschauer sicher noch nie gehört und gesehen. Foto: MG RTL D / Frank Hempel
Günther Jauch präsentiert allerlei Kuriositäten aus 2018. Vieles hat der geneigte Zuschauer sicher noch nie gehört und gesehen. Foto: MG RTL D / Frank Hempel

„Große Gefühle, weltbewegende Ereignisse und spannende Geschichten jenseits aller Schlagzeilen“ – ein Jahresrückblick voller Aha-Erlebnisse. Weil den Großteil der Sendung Menschen und News bestreiten, die einem völlig unbekannt sind. Das ist mitunter wirklich schön und rührend. Wenn da nicht der alte RTL-Voyeurismus wäre.

Ein junger Elefant tritt einen Touristen in den Hintern, während der ein Selfie machen will. Ein Fluglehrer vergisst auf einem Ultraleichtflug seinen Schüler zu sichern, der hängt zwei Minuten an nur an einem Arm am Trapez. Alles geht gut. Eine Frau lässt vor Angst ihr Kind aus dem ersten Stock eines brennenden Hauses fallen. Ein Feuerwehrmann fängt es. Alexander Gerst wird erster deutscher Kommandant auf der ISS und Ingolf Lück ältester “Let’s Dance”-Champion. Und tatsächlich, der ist auch noch im Studio, legt einen flotten Tango aufs glänzende Show-Parkett.

Mit diesem Themenzusammenschnitt legt RTL nach wenigen Sendeminuten die Marschroute des Abends fest: Vorbei geht es an gesammelten Kuriositätenmeldungen des Jahres, ein paar Nachrichten fürs Herz gibt es aus der Nähe zu betrachten, nur, um immer wieder längere Zwischenstopps einzulegen, bei der RTL-Mehrfachverwertungsmaschinerie. Klar, eine Wer-wird-Millionär-Kandidatin erscheint auch noch.

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Keine Frage: Das ist mitunter schön und inspirierend, wie der Auftritt der zehnjährigen Vanessa Bosse, die ihr Dorf von Müll befreien wollte und dafür alle Einwohner zum Plastikfasten animierte. Nach vier Wochen Nachhaltigkeit halbierten sie gemeinsam ihren Berg aus Plastikmüll. Manchmal braucht es nicht viel mehr, als den naiven Mut eines kleinen Kindes: „Klar geht das, wieso soll das nicht gehen?“ Dafür hat Vanessa den „Grünen Juniorengel“ vom Umweltministerium erhalten. Und durfte der Kanzlerin einen Brief schreiben, darin stand: „Liebe Frau Merkel, ich habe ein Wörtchen mit Ihnen zu reden. Wieso dürfen Firmen lügen und wir Kinder nicht.“ Daraufhin Günther Jauch: „Den Brief hättest du an VW schreiben sollen.“

Robert Habeck und Jens Spahn sind auch da

Diese schönen Momente wechseln sich ab, mit den belanglosen oder gar voyeuristischen. Wenn RTL etwa groß den Auftritt von Lilly Becker über die ganze Dreieinhalbstundenmarathonsendung hinweg ankündigt, die dann, im Showfinale wohlgemerkt, von ihrer Boris-Trennung erzählt. Sie sagt: „Was es so schlimm macht: Dass alles in der Öffentlichkeit passiert. Aber ich habe einen öffentlichen Mann geheiratet, vielleicht gehört das dazu.“ Gut, dass sie das im Privatfernsehen erzählt. Sonst würde es womöglich nicht so bleiben. Jedenfalls wollen beide Beckers alles geben, um dem gemeinsamen Sohn ein schönes Leben zu bieten.

Lilly Becker spricht über ihre Trennung von Boris Becker. (Bild Getty Images/Michael Gottschalk)
Lilly Becker spricht über ihre Trennung von Boris Becker. (Bild Getty Images/Michael Gottschalk)

Über einen ominösen Drogentest darf Lilly hingegen nicht sprechen, weil es ein englisches Gericht verboten hat. Jetzt müsse Lilly, wie sie sagt, ihrem Sohn zeigen, dass seine Mama „auch arbeiten kann“. Wir wünschen ihr und uns an dieser Stelle, dass sie keine TV-Karriere machen muss und darin ihre Boris-Vergangenheit ausschlachtet (aber RTL hat da sicher schon was gedreht). Sondern einen richtigen Job findet. Lilly, du hast doch mehr drauf, als das!

Die geladenen Politiker des Abends sind: Parteichef der Grünen Robert Habeck und Gesundheitsminister der CDU Jens Spahn. Das ist bei den Grünen noch irgendwie verständlich, unter der Doppelspitze Annalena Baerbock und Robert Habeck erreichen sie immerhin bei Umfragen Traumergebnisse, aber das sei erstmal nur „ein Vertrauensschuss, mehr nicht“, so sagt es jedenfalls der zweitbeliebteste Politiker nach Wolfgang Schäuble. Der dann weiter auf den Unterschied von Volksparteien und „radikalen“ Kleinparteien eingeht: „Bürgerlich und radikal schließt sich meiner Meinung nach nicht mehr aus. Die Herausforderungen sind radikal, wie der Klimawandel, die Digitalisierung oder Donald Trump im Weißen Haus. Politische Antworten müssen daher so groß sein, wie die Probleme. Radikalität ist sozusagen der neue Realismus.“

Wieso aber Jens Spahn, vor allem zum jetzigen Zeitpunkt – als einer der drei Kandidaten um den CDU-Vorsitz, eine Woche vor der Wahl – eingeladen ist? Keine Ahnung. Er plaudert dann ein wenig von den Regionalkonferenzen der Partei, da würde er wieder „Lust auf Debatte“ vorfinden und „ruhige Diskussionen und Interesse an Zusammenhängen“ von Tausenden Mitgliedern. Da habe es sich gelohnt, dass die Partei erstmals seit 40 Jahren wieder eine Wahl für ihre Spitze habe. Egal, wie es ausgeht: „Natürlich ist Verlieren nicht schön, nicht im Fußball oder bei ‚Mensch ärgere dich nicht‘. Entscheidend aber ist weitermachen und weiterkämpfen.“

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Ein Opfer des Brückeneinsturzes in Genua durchlebt sein Trauma

Dann machen wir das auch mal, im Schnelldurchlauf: Ein Highlight war Ivan Krasouski, der beim Gleitschirmfliegen über einem Wald abstürzte (macht er zur Sicherheit immer so, also über Wald fliegen) und in einem Baum landete, sich dabei einen Ast durch die Schulter spießte. Beim Einlaufen, mit ebenjenem Ast, spielt RTL dann „Ich und mein Holz“ von den 257ers. Guter Gag.

Überrascht von seiner eigenen Stimme: Heino (Bild: Getty Images/ Michael Gottschalk)
Überrascht von seiner eigenen Stimme: Heino (Bild: Getty Images/ Michael Gottschalk)

Genauso lustig, aber eher unfreiwillig, ist das schlechte Mienenspiel von Heino, der ein Medley der besten Songs 2018 zum Besten geben soll. Nur hat der noch nie was von den Liedern gehört und ist bei jedem Einsatz sichtlich überrascht über seine Stimme, die da vom Band schallt. Ein tanzender Doktor, der seine Patienten glücklich macht, hüpft noch vorbei und die Silbermedaillengewinnerin im 100-Meter-Sprint Gina Lückenkemper, sowie Mateusz Przybylko, der deutsche Hochspringer (der nur für Deutschland springt, weil damals die Konkurrenz in Polen zu groß war – gute Entscheidung, heute ist er amtierender Europameister).

Ein Opfer des Brückeneinsturzes in Genua, der vier Stunden in 15 Metern Höhe neben einem Toten festhing, wird von Günther Jauch noch gefragt: „Sie waren mit uns erstmals wieder am Unglücksort, was hat das ausgelöst?“ „Angst.“ Gut gemacht, RTL.

Dann kommt noch der Vater von Daniel Küblböck herein, der erstmals über seinen Sohn spricht. Der ehemalige DSDS-Teilnehmer ist anscheinend auf einer Kreuzfahrt über Bord gegangen und wird seither vermisst. Sein Vater warnte im Vorfeld die Schiffsärzte und sogar den Kapitän vor den Psychosen Daniels. Die konnten ihn aber nicht an der Fahrt hindern. Jetzt will Günther Küblböck, dass in Zukunft psychisch Kranken auch gegen deren Wille „geholfen“ werden kann. Weil: „Behörden können nicht helfen, erst, wenn eine Person sich selbst schadet.“

Mit einem Mutmacher endet es dann: Die Olympiasiegerin im Bahnradfahren, Kristina Vogel, ist erst vor kurzem zur Radfahrerin des Jahres gewählt worden. Dabei sitzt sie im Rollstuhl, seit einem Trainingsunfall dieses Jahr ist sie querschnittgelähmt. In diesem ersten Live-Interview erzählt sie, was sie in Zukunft machen will: „Was mir Spaß macht!“