40 Millionen Menschen in der EU sind von "Urlaubsarmut" betroffen

40 Millionen Menschen in der EU sind von "Urlaubsarmut" betroffen

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) konnten sich im Jahr 2022 zwei Millionen mehr Menschen in der Europäischen Union keinen Urlaub leisten als im Vorjahr - insgesamt also 40 Millionen europäische Arbeitnehmer.

Millionen Menschen packen ihre Koffer, um im August in den Urlaub zu fahren. Andere können es sich dabei nicht einmal leisten, eine Woche, Urlaub zu machen - weder im eigenen Land noch im Ausland.

[Die Arbeitnehmer] müssen Zeit haben, um sich zu erholen.

"Auch Arbeitnehmer befinden sich in einer unsicheren Lage, denn die sie müssen Zeit haben, um sich zu erholen", sagt EGB-Generalsekretärin Esther Lynch gegenüber Euronews. Sie fügt hinzu: "Das ist sehr wichtig, um einem Burnout vorzubeugen und sicher zu gehen, dass man erholt und erfrischt zur Arbeit zurückkommt."

Urlaub ist kein Luxus, sondern eine Schutznaßnahme

In einer Pressemitteilung mit den Ergebnissen der Studie fügte Lynch hinzu, dass "Urlaub kein Luxus ist, Zeit mit der Familie zu verbringen ist der Schlüssel zum Schutz der körperlichen und geistigen Gesundheit von Arbeitnehmern und bietet gleichzeitig wertvolle Erfahrungen für Kinder."

WERBUNG

Die Situation ist nicht in allen EU-Mitgliedsstaaten gleich. Die Studie zeigt, dass der größte Anstieg der Urlaubsarmut in Frankreich zu verzeichnen ist. Der französische Wert liegt zwar immer noch unter dem EU-Durchschnitt, aber fast fünf Millionen Menschen in dem Land mit fast 70 Millionen Einwohnern konnten nicht den Urlaub fahren.

Den größten prozentualen Anstieg verzeichnete Irland, wo die Zahl der Erwerbstätigen, die sich keinen Urlaub leisten können, zwischen 2021 und 2022 um vier Prozentpunkte auf jetzt 14,8 Prozent anstieg.

In 13 Ländern ist die Situation noch schlechter als der EU-Durchschnitt von 14,6 Prozent. In Rumänien leiden 36 Prozent der Arbeitnehmer unter Urlaubsarmut. Damit bildet das Land in Südosteuropa das Schlusslicht der Liste.

Stress gehört zu den wichtigsten Herausforderungen am Arbeitsplatz

Nach Angaben der Europäischen Kommission ist etwa die Hälfte der europäischen Arbeitnehmer der Ansicht, dass Stress am Arbeitsplatz weit verbreitet ist und zu den größten Herausforderungen im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz gehört.

WERBUNG

In der von der EU-Exekutive veröffentlichten Mitteilung zur psychischen Gesundheit wird die Notwendigkeit betont, das Recht auf Abkopplung "als integralen Bestandteil der Verringerung von arbeitsbedingtem Stress und der Förderung einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben" zu fördern.

Auslandsreisen gelten als Indikator sozialen Reichtums

Laut der Statistikplattform Eurostat haben 62 Prozent der EU-Bürger im Jahr 2022 mindestens eine persönliche touristische Reise unternommen, die Hälfte davon war eine Kurzreise im Inland.

Die Daten zeigen auch, dass die Deutschen mit 85,2 Milliarden Euro das meiste Geld für Auslandsreisen ausgeben, gefolgt von Frankreich mit 39,2 Milliarden Euro.

Sich einen einwöchigen Jahresurlaub fern der Heimat leisten zu können, ist einer der Indikatoren, die die Europäische Union nutzt, um materielle und soziale Deprivation innerhalb der EU zu messen.

WERBUNG

Dieser Indikator - zusammen mit der Fähigkeit, unerwartete Ausgaben zu bestreiten, dem Zugang zu einem Auto für den persönlichen Gebrauch und der Fähigkeit, die Wohnung zu bezahlen - ist ein Maß dafür, ob jeder einzelne Zugang wünschenswerten und teilwesie notwendigen Dingen für eine angemessene Lebensqualität hat.

Urlaub war Errungenschaft des 20. Jahrhunderts

Lynch vom Europäischen Gewerkschaftsbund fügt hinzu, dass einer der großen sozialen Fortschritte des 20. Jahrhunderts darin bestand, dass sich immer mehr Familien aus der Arbeiterklasse einen Urlaub leisten konnten.

"Dies verbesserte die Gesundheit und das Wohlbefinden von Millionen Menschen und trug zu einem Gefühl des Fortschritts und des Optimismus bei", sagte sie und fügte hinzu, dass die Zahlen der Studie "zeigen, wie der soziale Fortschritt als Folge der zunehmenden wirtschaftlichen Ungleichheit ins Gegenteil verkehrt wird".

Der Gewerkschaftsbund warnt, dass die Zahlen für 2023 noch schlechter ausfallen könnten, da die Kosten für Urlaub und Löhne nicht an die Inflation angepasst werden.