600 Milliarden Euro: Wie Europas Rüstungsunternehmen von Kriegen profitieren
Laut einer Analyse des Stockholmer Internationalen Friedensforschungsinstituts (SIPRI) steigerten Waffen- und Militärdienstleister weltweit ihre Umsätze um 4,2 Prozent. Für 2023 wird ein Gesamterlös von 598 Milliarden Euro prognostiziert.
In Europa wuchsen die Gewinne um lediglich 0,2 Prozent – ein verhältnismäßig geringer Anstieg, der laut SIPRI nicht die steigenden Aufträge und die erhöhte Nachfrage widerspiegelt. Zu den führenden europäischen Rüstungsunternehmen zählen Airbus (EU), Leonardo (Italien), Thales (Frankreich), Rolls Royce (Großbritannien) und Rheinmetall (Deutschland).
Airbus, das hauptsächlich für zivile Flugzeuge bekannt ist, generiert 2023 18 Prozent seines Umsatzes mit militärischen Gütern. Waffen des deutsch-französischen Unternehmens wurden in Verbindung mit dem Konflikt im Jemen und Überwachungsprojekten zur Kontrolle von Migranten in Mittelmeerländern gebracht.
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Ein Beispiel für die Rüstungsaktivitäten von Airbus ist ein Vertrag aus dem Jahr 2018 mit Israel Aerospace Industries im Wert von 600 Millionen US-Dollar (570 Millionen Euro). Dieser ermöglicht es, Heron TP-Drohnen an das deutsche Verteidigungsministerium zu vermieten, was die Kooperation zwischen Deutschland und Israel im Bereich der Drohnenkriegsführung verdeutlicht.
Deutsche Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall verzeichneten einen deutlichen Umsatzanstieg, vor allem durch die erhöhte Nachfrage infolge des Krieges in der Ukraine. Rheinmetall steigerte seine Einnahmen um 10 Prozent, insbesondere durch die Produktion von 155-mm-Munition und die Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine.
Kleinere Unternehmen und globale Trends
Laut SIPRI-Forscher Lorenzo Scarazzato haben kleinere Unternehmen in Schweden, der Ukraine, Polen, Norwegen und Tschechien enorm von der gestiegenen Nachfrage profitiert. Diese Unternehmen starteten neue Rekrutierungskampagnen und steigerten ihre Gewinne erheblich.
Scarazzato betonte jedoch, dass der aktuelle Aufschwung bei kleineren Unternehmen erst der Anfang sei. "Sobald größere Unternehmen in Europa und den USA auf die gestiegene Nachfrage reagieren, werden wir einen noch stärkeren Anstieg sehen", sagte er.
Auch die Türkei verzeichnete ein starkes Wachstum in ihrer Rüstungsindustrie. Das Unternehmen Baykar, bekannt für die Produktion bewaffneter Drohnen, die in der Ukraine eingesetzt werden, steigerte seinen Gewinn um 25 Prozent auf 1,9 Milliarden US-Dollar (1,8 Milliarden Euro). Diese Entwicklung steht im Zusammenhang mit der Ambition der Türkei, in der Waffenproduktion unabhängiger zu werden.
Atomwaffen
Eine wichtige Rolle in der globalen Rüstungsentwicklung spielt laut SIPRI auch die Modernisierung von Atomwaffen. Das britische Unternehmen Atomic Weapons Establishment, das für die Konstruktion, Herstellung und Wartung nuklearer Sprengköpfe verantwortlich ist, verzeichnete mit einem Plus von 2,2 Milliarden US-Dollar (2,0 Milliarden Euro) den größten prozentualen Gewinnzuwachs aller britischen Firmen unter den Top 100.
Die SIPRI-Analyse deutet darauf hin, dass das Wachstum der Rüstungsindustrie in den kommenden Jahren weiter zunehmen könnte, da größere Unternehmen ihre Produktionskapazitäten ausbauen und die globale Nachfrage nach modernen Waffensystemen weiterhin steigt.