Mit jüdischen Freunden „in sich gegangen“ - Solidarität mit Israel? Diese heikle Nachfrage lässt Weidel zu ihrer TV-Aussage offen
Alice Weidel hat im TV-Duell mit Sahra Wagenknecht nur zögerlich beantwortet, ob und wie sie am 7. Oktober Solidarität zu Israel gezeigt hat. Die AfD-Chefin sagte, sie habe sich mit jüdischen Freunden getroffen. Details dazu will sie aber nicht beantworten.
Im Video: Weidel und Wagenknecht im kontroversen TV-Duell
Im TV-Duell mit BSW-Chefin Sahra Wagenknecht hat Alice Weidel versucht, sich als große Israel-Freundin zu präsentieren. Bei einer Frage von „Welt“-Moderator Jan Philipp Burgard geriet die AfD-Chefin aber mächtig ins Schleudern. Der Journalist wollte von Weidel wissen, ob und wie sie am 7. Oktober – dem Jahrestag des Hamas-Angriffs – Solidarität mit Israel gezeigt habe.
Sie verwies in ihrer Antwort nach einigem Nachdenken darauf, „mit meinen jüdischen Freunden in mich gegangen“ zu sein. Angesichts der zögerlichen Reaktion hat FOCUS online bei der AfD-Chefin nachgefragt, um Details zu der Aussage zu erfahren. Die Formulierung der Parteivorsitzenden lässt großen Interpretationsspielraum, ob und wann es ein Treffen mit den angeblichen Freunden gegeben hat.
Weidel kann oder will Fragen zu Gedenken mit Juden nicht beantworten
Doch die Politikerin will oder kann auf die Anfrage nicht antworten. Bis Ablauf der gesetzten Frist gab es keinerlei Reaktion der AfD, telefonisch war in der Parteizentrale am Freitagmittag niemand zu erreichen. Damit bleibt offen, wann genau Weidel mit ihren jüdischen Freunden „in sich gegangen“ sein will. Nicht beantwortet wurden auch die Fragen, wo, mit wie vielen Personen und wie lange sie sich getroffen haben will. FOCUS online hätte gerne auch erfahren, worüber die Parteivorsitzende mit den angeblichen Freunden bei dem Treffen gesprochen hat.
Bereits die Antwort im TV-Duell hat Zweifel am Wahrheitsgehalt ihrer Aussage zum 7. Oktober aufkommen lassen. „Ich habe einen … ich habe mich öffentlich dazu geäußert, auch schon im letzten Jahr. Ich bespreche das nicht auf einer öffentlichen Gedenkveranstaltung“, setzte Weidel an. Die Frage des Moderators, warum sie das nicht tut, lies sie unbeantwortet und verwies dann zögerlich auf die jüdischen Freunde.
Streit über jüdische Vereinigung in der AfD
Die Positionen der AfD zu Israel und Juden haben in der Vergangenheit immer wieder für Kontroversen gesorgt. 2018 hat sich die „Bundesvereinigung Juden in der AfD“ gegründet. Unter anderem beim Zentralrat der Juden hat das heftige Kritik ausgelöst. Unter anderem der Journalist Ronen Steinke interpretierte die Gründung als Inszenierung der Parteiführung. Politikwissenschaftler halten die Vereinigung für ein Instrument, um sich glaubhafter von Antisemitismus und Rechtsextremismus abgrenzen zu können.
Streit über die Vereinigung gab es auch innerhalb der Partei: Der damalige baden-württembergische Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon sprach von einer „zionistischen Lobbyorganisation, die den Interessen Deutschlands und der Deutschen zuwider läuft“. Weidel zeigte damals öffentlich klare Kante und forderte, dass Gedeon „endlich aus der Partei fliegt“.