9.000 Vorsprechen für die Hauptrollen: In dieser Serie steckt italienische Hingabe

Die Elena-Ferrante-Adaption "Meine geniale Freundin" erzählt von zwei grundverschiedenen Freundinnen. Obwohl Kulisse und Hauptdarstellerinnen überzeugen, fehlt es der Serie an erzählerischen Kniffen.

Elena Ferrante verkauft jährlich Millionenauflagen ihrer Bücher, gilt als eine prägende Autorin der Gegenwartsliteratur und ist weit über die Grenzen ihrer Heimat Italien bekannt. Trotz des durchschlagenden Erfolgs ist die Autorin ein Mysterium. Niemand weiß, wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt. Es kursieren sogar Gerüchte, hinter Ferrante stehe ein männlicher Schreiber. Besonders populär machte sie die "Neapolitanische Saga", die in vier Romanen von der Freundschaft zwischen zwei Frauen erzählt. Der Auftakt des Romanzyklus, "Meine geniale Freundin", wurde nun als Serie adaptiert und ist ab 2. Mai als exklusive Deutschlandpremiere beim Streamingdienst MagentaTV zu sehen.

Elena Greco (Ludovica Nasti) wächst im Neapel der 1950er-Jahre auf. Gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern lebt sie in einfachen Verhältnissen, und die Grenzen ihrer Welt ergeben sich durch das Ende der Häusersiedlung. Sie ist fleißig, in der Schule eine der Besten, doch im Alltag ist sie vorsichtig und ängstlich. Ganz anders ist es um ihre Schulkameradin Lila Cerullo (Elisa del Genio) bestellt. Sie ist frech, aufmüpfig und erhebt ihr Wort sogar mutig gegen Lehrer und ältere Jungs. Obwohl oder gerade weil Lila in ihrer Unerschrockenheit das komplette Gegenteil von ihr selbst darstellt, ist Elena fasziniert von ihrer Altersgenossin. Die beiden kommen sich rasch näher und schließen Freundschaft. Doch als sich die gemeinsame Grundschulzeit dem Ende zuneigt, drohen sich die Wege der beiden zu trennen.

In insgesamt acht etwa einstündigen Episoden lässt Regisseur Saverio Constanzo ("Hungry Hearts", "Die Einsamkeit der Primzahlen") die Zuschauer ins Italien von vor 60 Jahren eintauchen. Mit viel Detailgetreue bauten die Serienmacher eine tolle Kulisse für die Handlung auf. Für noch mehr Authentizität sorgt im italienischen Original der neapolitanische Dialekt, zu dessen Verständnis selbst Italiener auf Untertitel angewiesen sind. Große Akribie ließ Constanzo auch in der Auswahl seiner Protagonistinnen walten. Insgesamt acht Wochen und 9.000 Vorsprechen ließ sich der Regisseur bis zur Auswahl seiner Hauptdarstellerinnen Zeit.

Langer Atem macht sich bezahlt

<p>Eine Mühe, die sich definitiv gelohnt hat. Dass Ludovica Nasti und Elisa del Genio, die Elena und Lila im Kindesalter spielen, Amateurschauspielerinnen sind, wird angesichts ihrer tollen Darbietungen zu keinem Zeitpunkt deutlich. In einer Beobachterrolle begleiten die Zuschauer ihre Auseinandersetzung mit Armut, Tod und einer stetig brodelnden Gerüchteküche in der Häusersiedlung. So richtig in den Bann kann &quot;Meine geniale Freundin&quot; allerdings nicht ziehen. Mit teils dramatisch langen Kameraeinstellungen wird der sich ohnehin nur langsam entfaltenden Serie noch zusätzlich Wind aus den Segeln genommen. Schade ist auch, dass die Nebenfiguren sehr blass bleiben - so zumindest der Eindruck nach den zwei Folgen, die der Presse im Vorhinein zur Verfügung standen.</p> <p>Schon vor der Deutschland-Premiere von &quot;Meine geniale Freundin&quot; ist die zweite Staffel des Formats in Planung. Wann die Fortsetzung der Koproduktion von Wildside, Rai Fiction, TIMVISION und HBO Entertainment startet. ist aber noch nicht bekannt.</p>