Abgestumpfte Kinder - Granate im Klassenzimmer! Wie Gewaltspiele unsere Werte beeinflussen

Früher spielten Kinder Cowboy und Indianer, heute GTA und Fortnite. Diese Spiele prägen bereits Grundschüler und werfen Fragen nach unseren Werten auf.<span class="copyright">Getty Images / matrixnis</span>
Früher spielten Kinder Cowboy und Indianer, heute GTA und Fortnite. Diese Spiele prägen bereits Grundschüler und werfen Fragen nach unseren Werten auf.Getty Images / matrixnis

Früher spielten Kinder Cowboy und Indianer, heute GTA und Fortnite. Diese Spiele prägen bereits Grundschüler und werfen Fragen nach unseren Werten auf, erklärt Medien-Profi Florian Buschmann.

GTA, Fortnite oder Call of Duty: Diese Spiele begegnen uns immer wieder in den Grundschulen, wenn wir über Mediensucht aufklären. Bereits Kinder in der ersten Klasse spielen oft Gewaltspiele. Es stellt sich schnell die Frage, was ist mit unseren Werte passiert? Haben wir den Sinn dafür verloren, was richtig und was falsch ist?

Auf diese Frage hin meldete sich ein Junge in meinem Workshop und meinte: Er wäre mit seiner Familie aus der Ukraine geflohen. Niemand von uns in Deutschland wisse wirklich, was Krieg ist. Wo er recht hat, hat er recht. Die meisten von uns waren nie im Krieg. Wir sollten unseren Frieden schätzen. Wir sollte dafür dankbar sein, dass kein Hunger leiden oder an der nächsten Granate sterben. Die Killerspieldebatte wurde bereits lang uns breit diskutiert. Fazit: Gewaltspiele führen nicht zu mehr Gewalt.

Bei Erwachsenen könnte das stimmen, doch Kinder, welche in Ihrer Entwicklung noch nicht ausgeprägt sind, Lernen am Modell. Ganz unabhängig davon, ob Gewaltspiele zu mehr führen oder nicht, bewirken diese Darstellungen eine Abstumpfung. Ein Verlust der Empathie (Stockdale et al., 2017).

Wir sind gute Lügner. Wir erzählen uns: Es ist alles okay, wie es ist. Wir erhalten unser Selbstbild so lang aufrecht, wie es geht. Ganz prinzipiell: Ist es in Ordnung Menschen in Spielen abzuschießen?

Gerade bei Erwachsenen könnte es die tiefe Sehnsucht sein, welche angesprochen wird, bedeutend zu sein. Ein Held zu sein, etwas zu leisten. Die Sehnsucht nach Bedeutung und Anerkennung ist tief in unserer menschlichen Natur verwurzelt. Diese Spiele bieten eine Möglichkeit, in eine andere Welt einzutauchen, in der man eine wichtige Rolle spielt, Herausforderungen meistert und oft auch moralische Entscheidungen trifft. Für viele Erwachsene ist es eine Flucht aus dem oft monotonen oder frustrierenden Alltag, eine Möglichkeit, Kontrolle und Erfolg zu erleben.

 

Doch ist das okay? Welche langfristigen Auswirkungen hat dies auf unser Empfinden und unsere sozialen Fähigkeiten? Ist die Zeit, die wir in virtuellen Welten verbringen, eine Bereicherung oder eine Flucht vor der Realität? Und wie beeinflusst das die jüngeren Generationen, die noch mitten in ihrer Entwicklung stehen?

 

Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Sie nehmen Verhaltensweisen auf, die sie in ihrer Umgebung sehen, sei es in der realen Welt oder in der virtuellen. Wenn sie ständig in Welten eintauchen, in denen Gewalt als Lösung präsentiert wird, könnte dies ihre Wahrnehmung von Konfliktbewältigung und zwischenmenschlichen Beziehungen beeinflussen. Eine Lehrerin erzählte dem Letzt, wie ein Junge eine imaginäre Granate in den Klassenraum geworfen hatte und sich alle auf den Boden legen mussten. Auf meine Frage hin, ob sein Vater GTA spielen würde, hielt er kurz inne und antwortete zögerlich mit ja.

 

Es liegt in der Verantwortung der Erwachsenen, Kindern zu zeigen, was gut und was falsch ist. Dass es möglich ist, bedeutend zu sein und etwas zu leisten, ohne auf Gewalt zurückzugreifen. Dies beginnt in der Familie, setzt sich in der Schule fort und wird durch die Medien verstärkt. Eltern und Lehrer sollten aktiv an der Medienerziehung teilnehmen, gemeinsam mit den Kindern spielen und darüber sprechen, was in den Spielen passiert.

Ein offener Dialog über die Unterschiede zwischen Realität und Fiktion, über die Werte, die wir in der echten Welt leben wollen, und über die Konsequenzen von Handlungen ist unerlässlich. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Kinder zu verantwortungsbewussten und mitfühlenden Erwachsenen heranwachsen. Alles fängt bei uns an.