Faszinierende Naturgewalten - Das sind Deutschlands beeindruckendste Wasserfälle
Naturerlebnis und Erfrischung zugleich: Wasserfälle haben eine magische Anziehungskraft. Auch in Deutschland haben wir einige davon. FOCUS online stellt sechs tosende Naturspektakel vor, die zu den eindrucksvollsten des Landes gehören.
Wasserfälle sind das ideale Ausflugsziel für heiße Tage. Meist liegen sie eingebettet in schattigen Wäldern oder tiefen Schluchten, die Schutz vor der prallen Sonne bieten. Die feinen Wassertropfen in der Luft sorgen für ein angenehmes Mikroklima und sorgen für zusätzliche Erfrischung. Hinzu kommt die Faszination, wenn das Wasser mit lautem Getöse über Klippen und Felsvorsprünge schießt und sich in Richtung Tal stürzt. Was für eine Kraft! Dank der vielen Gebirgslandschaften und des natürlichen Wasserreichtums gibt es hierzulande viele Wasserfälle. Wir stellen sechs der bemerkenswertesten vor - quer durch die Republik.
1. Wasserfall-Paradies: Triberger Wasserfall, Schwarzwald
Wasserfall-Paradies im Südwesten Deutschlands: Der Schwarzwald ist nicht nur ein bewaldetes Mittelgebirge, sondern auch die Quelle von Flüssen wie der Donau und des Neckars. Hier sprudelt und schäumt es an vielen Ecken wie zwischen den Ferienorten Todtnauberg und Aftersteg (Todtnauer Wasserfälle) oder in Triberg. Seit 2022 trägt die 5000-Einwohner-Stadt Triberg an der Deutschen Uhrenstraße stolz den Titel Wasserfallstadt. Denn hier rauscht der Fluss Gutach mit Getöse 163 Meter in die Tiefe.
Über sieben Fallstufen und gigantische Granitfelsen. Das macht den Triberger Wasserfall zur höchsten Kaskade Deutschlands außerhalb der Alpen. Dieses Naturspektakel können Wanderer live erleben, da das Gebiet mit etlichen Wanderwegen erschlossen ist. Ein Steg mit Plattform bietet die Möglichkeit, die Gischt zu spüren und sich zu erfrischen. Auch ein abendlicher Trip lohnt sich, denn der Wasserfall ist bis 22 Uhr beleuchtet - eine besondere Stimmung!
2. 270 Meter hoch: Kuhfluchtwasserfälle, Garmisch-Partenkirchen
Garmisch-Partenkirchen kann nicht nur mit dem höchsten Berg Deutschlands, der Zugspitze, auftrumpfen, sondern auch mit rekordverdächtigen Wasserfällen: den Kuhfluchtwasserfällen im Estergebirge bei Farchant. Mit einer Gesamt-Fallhöhe von etwa 270 Metern gehören die drei Kuhfluchtfälle zu den höchsten der Republik. Ihr witziger Name wird unterschiedlich erklärt. Zum einen gilt er als eine Ableitung von „Kuhflack“, also von der Stelle, an denen sich die Kühe im Sommer gerne im Schatten aufhalten.
Zum anderen könnte er von den Römern stammen - vom lateinischen Begriff confluctum, dem Zusammenfluss mit der Loisach. Das Wasser des majestätischen Naturspektakels stammt von einem Plateau zwischen den bayerischen Bergen Krottenkopf und Simetsberg, wo es aus mehreren Karstquellen entspringt. Die Kuhfluchtfälle sind auf einer einstündigen Wanderung über einen Walderlebnispfad zu erreichen - ein Highlight für die ganze Familie. Wer trittsicher ist und noch weiter hinauf will, erreicht nach einer weiteren Stunde die Plattform an den oberen Fällen – mit Blick auf Garmisch und die Zugspitze.
3. Highlight im Allgäu: Lechfall, Füssen
Die Kleinstadt Füssen ist wegen ihrer Nähe zu den beiden König-Ludwig-Schlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau bekannt. Doch sie hat noch mehr Märchenhaftes zu bieten - den zwölf Meter hohen Lechfall. Die Höhe mag aufs Erste nicht so spektakulär klingen. Doch Formation und Wasserfarbe beeindrucken immens. Denn der Lech ergießt sich in voller Breite (bis zu 30 Meter) über eine im 18. Jahrhundert angelegte Staustufe in eine enge Klamm.
Um danach in einem breiten Bett ruhig an Füssen vorbeizufließen. Seine Wasserfarbe schimmert dabei in türkisgrünen Tönen, unterbrochen von wilder, weißer Gischt. Das Besondere am Lechfall ist nicht nur, dass er seit mehr als 120 Jahren zur Stromerzeugung genutzt wird, sondern auch seine leichte und barrierefreie Erreichbarkeit. Direkt an der Straße B17 gelegen, eignet er sich für einen Stopp mit dem Auto oder einen halbstündigen Spaziergang von der Innenstadt aus. Eine Brücke über der Staustufe bietet einen atemberaubenden Blick über den Lechfall.
4. Abkühlen statt schwitzen: Trusetaler Wasserfall, Thüringer Wald
Sehenswürdigkeiten gibt es im 170 km langen Mittelgebirge in Thüringen viele. Wie den Höhenwanderweg Rennsteig, den Nationalpark Hainich, das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet der Republik und Unesco-Weltnaturerbe oder die Kurorte Bad Liebenstein und Oberhof. Einer der wildromantischsten ist der Trusetaler Wasserfall bei Brotterode-Trusetal im Landkreis Schmalkalden-Meiningen.
Bergarbeiter legten ihn im 19. Jahrhundert künstlich an, weil ein Wasserlauf umgelegt werden musste. Davon profitieren wir heute, denn aufgrund seiner Fallhöhe von gut 58 Metern ist er ein beeindruckender Anblick. Das Wasser der Truse, ein 18 Kilometer langer Nebenfluss der Werra, rauscht in drei Kaskaden in die Tiefe. Diesen Naturgewalten können Besucher ganz nahe kommen, denn der Wasserfall ist über 228 Stufen zu besteigen.
5. Kleines Königreich: Romkerhaller Wasserfall, Harz
Der Harz gilt als ein wasserreiches Gebirge, weshalb es im nördlichsten Mittelgebirge Deutschlands auch viele Wasserfälle gibt. Einer der faszinierendsten ist der beim kleinen Ort Romkerhalle im Oktertal, zwischen Goslar und Altenau. Bekannt ist die Gegend auch als „kleinstes Königreich der Welt“, was auf König Georg V. von Hannover zurückgeht. Dieser ließ in den 1860er-Jahren dort ein Jagdschloss errichten. Und im Jahr darauf wurde der Romkerhaller Wasserfall künstlich angelegt, um die Attraktivität der Gegend zu steigern.
Mit großem Erfolg. Das Gebirgsbächlein Kleine Romke wurde über einen 350 Meter langen Kanal zu einer Klippe hin umgeleitet, um dann in 64 Metern in die Tiefe zu stürzen. Mit dieser Fallhöhe gilt der Wasserfall als einer der höchsten in Norddeutschland. Von seinem Fuß führt ein steiler Weg hinauf zur Romkeklippe, von wo aus sich das Wasserspiel gut beobachten lässt. Wer noch mehr Kaskaden erkunden will, nimmt den Promenadenweg und wandert zum nahegelegenen Radauer Wasserfall.
6. Höchster Wasserfall Deutschlands: Röthbachfall, Königssee
Das Beste, beziehungsweise Gewaltigste, zum Schluss: Im Nationalpark Berchtesgaden im äußersten Südosten Bayerns, hat die Natur den höchsten Wasserfall Deutschlands geschaffen. Der Röthbachfall donnert über die steilen Felsen der Röthwand 470 Meter hinab Richtung Obersee. Dieser liegt nicht weit vom berühmten Königssee und wird auch dessen kleiner Bruder genannt. Wer dieses Meisterwerk der Natur erleben will, muss sich ein bisschen anstrengen.
Denn der Röthbachfall ist nur zu Fuß über eine rund drei Kilometer lange Wanderung, die eine gewisse körperliche Fitness und festes Schuhwerk erfordert, zu erreichen. Doch allein die Anreise ist es wert. Diese führt erst mit einem kleinen Schiff über den Königssee bis zur Saletalm, einer traumhaft gelegenen Ausflugsgaststätte mit Blick auf den 2713 Meter hohen Watzmann. Der Weg steuert in das idyllische Talbett zum Obersee. Nach dem Passieren eines kleinen Waldstücks ist der Röthbachfall schon zu hören.