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Flüssiggas aus Katar soll Deutschland helfen

Doha/Berlin (dpa) - Katar will von 2026 an Flüssigerdgas (LNG) nach Deutschland liefern. Die geplante Menge könnte etwa drei Prozent des deutschen Jahresbedarfs decken.

Der Energieriese Qatar Energy unterzeichnete dazu zwei Abkommen mit dem US-Unternehmen Conoco Phillips, das das Gas nach Brunsbüttel liefern soll. Dort wird ein Flüssiggasterminal gebaut. Deutschland will mit LNG aus aller Welt ausbleibendes Erdgas aus Russland ersetzen.

Die Lieferungen aus Katar sollen bis zu zwei Millionen Tonnen im Jahr umfassen und über mindestens 15 Jahre gehen. Das Gas solle in Deutschland bei verschiedenen Käufern vermarktet werden, sagte der Chef von Conoco Phillips, Ryan Lance. Details sind unklar.

«Jedes zusätzliche Angebot erhöht die Versorgungssicherheit»

Dem Branchenverband Zukunft Gas zufolge entspricht die vereinbarte jährliche Menge rund 30 Terawattstunden und damit etwa drei Prozent des bisherigen Verbrauchs in Deutschland. «Wir müssen aber knapp 500 Terawattstunden ersetzen, die bislang über russische Gaslieferungen gedeckt wurden», sagte Vorstand Timm Kehler. Es gebe noch viel Arbeit, um die Versorgung langfristig zu sichern. Trotzdem sieht der Verband ein positives Signal.

«Jedes zusätzliche Angebot erhöht die Versorgungssicherheit», hob die deutsche Energiewirtschaft hervor. Langfristige Lieferverträge stabilisierten das Gesamtsystem. «Insofern profitieren sowohl private als auch industrielle Gasverbraucher von neuen Langfristverträgen», sagte die Chefin des Branchenverbandes BDEW, Kerstin Andreae.

Scholz nennt Katar-Gas «Baustein» in Energieversorgung

Kanzler Olaf Scholz bezeichnete die Lieferungen als Baustein für die künftige Energieversorgung Deutschlands. «Wir werden insgesamt dafür sorgen, dass wir sehr viele unterschiedliche Länder haben, die unsere Energieversorgung gewährleisten.»

Unionsfraktionschef Friedrich Merz zeigte sich dagegen unzufrieden. «Wir hätten jetzt Lieferverträge gebraucht in wesentlich höherem Umfang», sagte der CDU-Chef. Die Lieferungen kämen sehr spät und lösten keines der aktuellen Probleme. Zu den Kritikern gehört auch die Deutsche Umwelthilfe. Der Gasdeal helfe nicht in der jetzigen Krise, schaffe aber langfristige Abhängigkeit.

Dagegen begrüßte Wirtschaftsminister Robert Habeck das Abkommen. «15 Jahre ist super», sagte er. Es hätte auch längere Verträge geben können. Für Deutschland tragen nun die Reisen Habecks und Scholz’ nach Katar Früchte. Im Mai hatten beide Länder eine Energiepartnerschaft geschlossen.

«Gute Beziehungen zur deutschen Regierung»

Katars Energieminister Saad Scharida al-Kaabi sagte, Qatar Energy sei mit deutschen Unternehmen über weitere Gaslieferungen im Gespräch. «Wir haben gute Beziehungen zu deutschen Unternehmen und zur deutschen Regierung.»

Allerdings waren die Beziehungen zwischen beiden Ländern zuletzt angespannt. Vor allem Habeck wird im Emirat wegen seiner Kritik an der Fußball-WM mit großen Vorbehalten gesehen. Auch der Auftritt von Innenministerin Nancy Faeser mit der vom Fußball-Weltverband Fifa verbotenen «One-Love-Binde» beim Auftaktspiel der deutschen Mannschaft stieß in Katar auf kritische Reaktionen. Die künftigen Gaslieferungen aus Katar können jedoch als Signal der Entspannung gelesen werden. Das Emirat steht wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik.

Für den Golfstaat ist eine lange Laufzeit der Abkommen wichtig, weil es Investitionssicherheit haben will. Es handele sich um die ersten langfristigen Abkommen über LNG-Lieferungen nach Deutschland, sagte Al-Kaabi. Sie trügen zur langfristigen Energiesicherheit des Landes, aber auch Europas bei. «Dies ist eine konkrete Demonstration (...) unseres Engagements für die Deutschen.»

Die Bundesregierung sieht Gas als Brückentechnologie. Der Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne soll beschleunigt werden. Derzeit gibt es aber noch viele Hürden.

Katar ist einer der weltweit größten LNG-Exporteure

Deutschland baut im Moment die LNG-Infrastruktur in großem Umfang aus. Die ersten deutschen Terminals stehen kurz vor Betriebsbeginn. Im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel soll in diesem Jahr ein Schwimmterminal seine Arbeit aufnehmen. Der erste LNG-Tanker soll Ende Dezember festmachen. Parallel plant dort die German LNG Terminal eine feste Anlage, die voraussichtlich 2026 in Betrieb gehen könnte. Zwei Millionen Tonnen Flüssiggas entsprechen knapp 35 Prozent der geplanten Terminal-Kapazität. Das LNG wird mit Spezialschiffen geliefert.

Katar ist einer der weltweit größten LNG-Exporteure. Das Emirat verfügt nach Russland und dem Iran über die drittgrößten Gasreserven weltweit. Zuletzt hatte Katar mit China ein langfristiges Lieferabkommen unterzeichnet.