„Adipocities“ - Studie sagt, warum Fettleibige in eigenen Städten länger und glücklicher leben

Adipositas, auch Fettleibigkeit genannt, kann schwerwiegende soziale, sozioökonomische und gesundheitliche Folgen haben<span class="copyright">Getty Images/Bo Zaunders</span>
Adipositas, auch Fettleibigkeit genannt, kann schwerwiegende soziale, sozioökonomische und gesundheitliche Folgen habenGetty Images/Bo Zaunders

Das Rätsel um Übergewicht und Fettleibigkeit wird sukzessive entschlüsselt. Ein ganz neuer Denk- und Lösungsansatz dabei sind „Adipocities“, also „Städte für Fette“. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop teilt seine neuesten Erkenntnisse und räumt mit Mythen auf.

Warum werden Menschen fettleibig, was sind die schlimmsten Dickmacher-Faktoren?

Die Ursachen für Übergewicht und Fettleibigkeit sind enorm vielfältig und sehr komplex in einer individuellen Matrix miteinander verwoben. Unser Körpergewicht wird dabei primär durch das Zusammenspiel folgender biologischer Faktoren und Lebensstilfaktoren bestimmt:

Aber auch sozioökonomische Faktoren spielen eine Rolle, dazu gehören

  • geringes Einkommen

  • Migrationshintergrund

  • sozialer Status und

  • niedriger Bildungsstand

Beispielsweise sind Kinder aus diesen Schichten besonders stark von Fettleibigkeit betroffen - das ist auch längst bekannt und mehrfach bestätigt. Ob, wann und wie gesundheitsschädlich Adipositas wird, hängt jedoch immer vom Einzelfall ab. Eine Studie der Universität Mannheim hat einen weiteren, sehr spannenden Aspekt geliefert, der dabei eine große Rolle zu spielen scheint.

Was hat die neue Studie der Universität Mannheim ergeben?

Adipositas, auch Fettleibigkeit genannt, kann schwerwiegende soziale, sozio­ökonomische und gesundheitliche Folgen haben. Die neue Studie zeigt nun, dass die Probleme weniger stark sind, wenn die Betroffenen in Gegenden leben, in denen Adipositas verbreitet ist. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher nach Analyse der Archivdaten von mehr als 3,4 Millionen Menschen aus den USA und dem Vereinigten Königreich.

Die Studien­autoren fanden heraus, dass in Regionen mit hoher Adipositasrate die negativen Konsequenzen für die Betroffenen schwächer sind, was teilweise auf eine geringere Stigmatisierung zurückzuführen sein könnte. Das Forschungs­team unter­suchte auch die Einstellungen der Teilnehmer zum Thema Gewicht. Sie stellten fest, dass die Voreingenommenheit gegenüber Adipositas in Gebieten mit hohen Adipositasraten am geringsten war.

Das könnte erklären, warum Menschen mit Adipositas in diesen Gebieten seltener alleinstehend sind und eine bessere Gesundheit aufweisen als vergleichbare Personen in Regionen mit geringer Adipositasrate.

Wären also „Adipocities“, also „Städte für Fette“ eine Lösung?

Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass adipöse Menschen häufiger arbeits­los sind, weniger Freunde haben und eine schlechtere physische und mentale Gesundheit aufweisen. Sie erleben außerdem Vorurteile und Diskriminierung und haben Nachteile, die in manchen kulturellen Kontexten stärker ausgeprägt sind als in anderen - die Folgen der Adipositas hängen also auch vom Wohnort ab.

In Regionen mit niedriger Adipositasrate sind Betroffene häufiger arbeits­los im Vergleich zu denen, die in Gebieten mit hoher Adipositasrate leben. Auch ihre Gesundheit ist weniger stabil. Es sei „also nachvollziehbar, dass Menschen mit Adipositas in Regionen mit niedrigen Raten an Fettleibigkeit stärker auffallen und deshalb ganz andere soziale Erfahrungen im Alltag machen“, so die Autoren.

Im Umkehrschluss liegt die Vermutung nahe, dass „Adipocities“, also „Städte für Fette“, zu mehr Gesundheit und Zufriedenheit und weniger Stress durch Stigmatisierung führen können.

Ist Dicksein denn grundsätzlich gesundheitsschädlich?

Nein. Hier muss immer der Einzelfall in all seinen Facetten betrachtet werden. Es gibt nicht nur viele Fettleibige mit einem gesunden Stoffwechsel, sondern auch das überraschende Adipositas-Paradoxon, das heißt Dicke leben teilweise länger als Dünne. Dieses wissenschaftlich kontrovers diskutierte Phänomen wurde in einer aktuellen Publikation erneut bestätigt.

Gibt es den goldenen Weg der Gewichtsreduktion, also sowas wie die „beste Diät der Welt“?

Nein, eine „beste Diät der Welt“, die sicher und bewiesen dauerhaft zum Wunschgewicht führt, gibt es nicht. Den „goldenen Weg der Gewichtsreduktion“ hingegen, der lässt sich zumindest ansatzweise skizzieren.

Wer seinen Herzenswunsch 'schlanker werden und bleiben' wirklich aus tiefster innerer Überzeugung aktiv zum Leben erwecken möchte, der kann dies nur mit  einer individuellen Ernährungs- und Lebensstilumstellung erreichen, die lebenslang perfekt zur eigenen Persönlichkeit und zum Stoffwechsel passt. Hier finden Sie die wesentlichen Grundlagen nachhaltiger Gewichtsreduktion - dazu muss man nicht einmal Kalorien zählen.