Die AfD gewinnt (im Osten) den Kampf um junge Wähler – in der Gen Z gelten radikale Positionen zunehmend als normal

Stolz-Limo, Vertreibungs-Banner, Heimat-Aufkleber. Werbematarial der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“.  - Copyright: Picture Alliance
Stolz-Limo, Vertreibungs-Banner, Heimat-Aufkleber. Werbematarial der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“. - Copyright: Picture Alliance

Bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hat die AfD den Kampf um die Stimmen von Erstwählern sowie jungen Erwachsenen gewonnen. Wieder einmal. Dagegen schnitt die rechtsextreme Partei bei älteren Wählerinnen und Wählern schlechter ab als insgesamt. Die AfD und ihre radikalen Haltungen würden in der Generation Z zunehmend als normal wahrgenommen, sagte der Generationen-Forscher Rüdiger Maas der Deutschen Presse-Agentur.

In Thüringen wählten laut Forschungsgruppe Wahlen 36 Prozent der Menschen zwischen 18 und 29 die dort besonders radikale AfD. Das waren 11 Prozentpunkte mehr als bei der Landtagswahl 2019. CDU und Linke landeten in dieser Altersgruppe mit je 13 Prozent auf Rang zwei. Verlierer bei den Jüngeren sind in Thüringen vor allem die Linken.

In Sachsen wählten 30 Prozent in der Altersgruppe der Gen Z die AfD. Hier waren dies neun Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren. In Sachsen landete die CDU in in der jungen Altersgruppe mit 15 Prozent abgeschlagen auf dem zweiten Platz. Bei allen Wählern zusammen lag die CDU dagegen vor der AfD. Stark eingebüßt haben hier vor allem die Grünen.

Grafik-Diagramm Nr. 107760, Hochformat 60 x 105 mm, "Wie wählen die jungen Leute?"; Redaktion: J. John, Grafik: F. Bökelmann - Copyright: Picture Alliance
Grafik-Diagramm Nr. 107760, Hochformat 60 x 105 mm, "Wie wählen die jungen Leute?"; Redaktion: J. John, Grafik: F. Bökelmann - Copyright: Picture Alliance

Die AfD und junge Wähler: Alles ganz normal hier?

Dieses gute Abschneiden der AfD bei jungen Wählerinnen und Wählern sieht Mass als Ausdruck einer Normalisierung der Partei. „Die AfD wird nicht als unmittelbar rechtsextrem wahrgenommen“, sagte er. Viele junge Menschen schätzten sich selbst als politisch mittig ein, wählten dann aber AfD, sagte Maas. Er hatte kürzlich eine Studie zu dem Thema veröffentlicht. Sie zeigte auch, dass in jüngeren Altersgruppe radikale Behauptungen hoffähig werden, etwa dass die Regierung bewusst gegen die Menschen arbeite, Die AfD wird sowohl in Sachsen als auch in Thüringen vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung" eingestuft.

Für junge Wähler verliere die klassische Aufteilung der Parteienlandschaft in links und rechts an Bedeutung, sagte Maas. „Dadurch rutschen diese Extremparteien auch nicht an die Ränder.“ Es gebe unter jungen Leuten auch eine hohe Toleranz gegenüber AfD-Wählern im Freundeskreis. „Uns haben viele junge Leute gesagt: 'Die Rechtsextremen tun uns nichts, die sind nicht böse'", berichtete Maas. „Diese Gefahr scheinen vor allem ältere Menschen zu sehen. Das wird völlig unterschätzt.“

Die Erzählung von der AfD als Opfer

Ein ähnliches Bild erwarte er für die nächsten Landtagswahlen am 22. September in Brandenburg, sagte Maas. Der Erfolg der AfD in der Altersgruppe und die Normalisierung der Partei seien vor allem auf die Bespielung der sozialen Netzwerke zu erklären. „AfD-Themen funktionieren auf Social Media nun mal viel besser als SPD- oder CDU-Themen“, sagte Maas. Außerdem habe die Partei gezielt Influencer aufgebaut, die eine große Reichweite erlangten.

Junge Menschen nähmen auch befeuert durch Social Media die AfD eher als eine Partei wahr, die von anderen stark benachteiligt werde. „Da gibt es wenig Korrektiv.“ Keine Rolle spiele für viele hingegen, dass die Partei aktuell gar keine realen Koalitionsoptionen in den Ländern habe. „Das kriegt man auf Social Media auch nicht so mit.“

Andere Parteien hätten da nur eine Chance, wenn sie schnell viel Geld investierten und ebenfalls auf reichweitenstarke Persönlichkeiten im Netz setzten, so Maas.

Mit Material der dpa.