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Affenpocken: Was Sie wissen müssen

Die Fälle von Affenpocken beim Menschen häufen sich – auch in Europa. Droht die nächste Pandemie? Was bisher zu dem Virus bekannt ist.

Affenpocken – was ist das genau? Alle Infos zu dem Virus. (Symbolbild: Getty Images)
Affenpocken – was ist das genau? Alle Infos zu dem Virus. (Symbolbild: Getty Images)
  • Pocken sind seit 1980 ausgerottet – das Affenpockenvirus stammt aus der gleichen Gruppe

  • Aus Nigeria gelangte ein Fall von Affenpocken nach England

  • Erster Fall von Affenpocken in Deutschland nachgewiesen

  • Affenpocken-Fälle beim Menschen gibt es vorwiegend in Afrika

  • Zu den Symptomen von Affenpocken gehören Fieber, pockentypischer Hautausschlag und Kopf- sowie Rückenschmerzen

  • Affenpocken sind selten gefährlich: Im Vergleich zu den regulären Pocken ist der Verlauf meist mild

  • Affenpocken sind ansteckend, die Übertragung von Mensch zu Mensch galt bisher aber als selten

  • Eine Corona-ähnliche Pandemie ist unwahrscheinlich

Pocken gelten seit über 30 Jahren nach einer großen Impfkampagne als ausgerottet. Doch nun scheint dennoch ein neues, harmloseres Virus aus der gleichen Gruppe auf dem Vormarsch: das Affenpockenvirus. Aktuellen Informationen zufolge wurde ein Fall von Affenpocken aus Nigeria nach England eingeschleppt. Die meisten Fälle gibt es bisher in England, Spanien und Portugal, doch erste Infektionen wurden auch bereits in Italien, Schweden, Belgien, Australien und Nordamerika gemeldet. Am Freitag wurde auch in Deutschland ein erster Fall nachgewiesen.

Affenpocken: Was ist das?

Affenpocken sind eine seltene Viruserkrankung. Das Affenpockenvirus wurde erstmals im Jahr 1958 in einem Labor in Dänemark nachgewiesen. Seinen Namen erhielt es, weil es damals bei Affen festgestellt wurde. In erster Linie befällt es allerdings vermutlich Nagetiere. Doch auch andere Tiere sowie Menschen können sich mit Affenpocken anstecken.

Bislang wurden Affenpocken beim Menschen allerdings vornehmlich in bestimmten Regionen in Afrika festgestellt. 1970 gab es in Kongo den ersten bekannten Fall. 2003 gelangte das Affenpockenvirus erstmals über die Grenzen des Kontinents hinaus. Obwohl es also nicht das erste Mal ist, dass Affenpocken auch jenseits von Afrika festgestellt werden, gelten die aktuellen Fälle als “ungewöhnlich”, wie eine Pressesprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) tagesschau.de sagte.

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Dass nun vermehrt Fälle auftreten, könnte Experten zufolge mit dem nachlassenden Schutz der Pockenimpfung zu tun haben. Dieser Impfstoff, der die regulären Pocken einst ausrottete, schützte auch effektiv vor dem Affenpockenvirus. Langsam könnte der Immunschutz jedoch nachlassen.

Der Schutz der Pockenimpfung könnte nachlassen und damit anfälliger für andere Pockenviren machen (Symbolbild: Getty Images)
Der Schutz der Pockenimpfung könnte nachlassen und damit anfälliger für andere Pockenviren machen (Symbolbild: Getty Images)

Was sind die Symptome von Affenpocken?

Affenpocken machen sich beim Menschen durch folgende Symptome bemerkbar:

  • Plötzliches Fieber

  • Pockenartiger Ausschlag auf der Haut (im Gesicht und am Körper)

  • Kopfschmerzen

  • Rückenschmerzen

  • Husten

  • Lymphknotenschwellung

Die Inkubationszeit beträgt zwischen sieben und 21 Tagen. Ein Heilmittel gibt es nicht – behandelt werden in erster Linie die Symptome.

Im Vergleich zu den Pocken, wie es sie vor 1980 gab, ist der Verlauf in aller Regel jedoch deutlich milder und mit guten Besserungschancen innerhalb weniger Wochen. Schwerere Verläufe werden meist bei Kindern beobachtet. Bei Menschen unter 16 Jahren liegt die Todesrate bei etwa elf Prozent.

Wie ansteckend sind Affenpocken für den Menschen und wie infiziert man sich?

Dem Robert-Koch-Institut zufolge erfolgt die Ansteckung mit Affenpocken vor allem durch Kontakt mit dem Hautausschlag, dem Blut oder den Ausscheidungen infizierter Tiere (meist Nager oder Hörnchen). Auch der Umgang mit oder der Verzehr von Fleisch solcher Tiere kann zu einer Ansteckung führen.

Von Mensch zu Mensch überträgt sich das Affenpockenvirus nach bisherigen Annahmen eher selten. Bei sehr engem Kontakt ist es jedoch möglich, beispielsweise beim Kontakt mit Hautschorf oder Körperflüssigkeiten. Man geht also davon aus, dass Affenpocken sexuell übertragbar sind. Auch eine Face-to-face-Ansteckung durch Atemwegssekrete ist möglich.

Was bedeuten die neuen Fälle von Affenpocken in Europa?

Aufgrund der bislang eher seltenen Infektionsketten beim Menschen haben Experten ein wachsames Auge auf die aktuelle Häufung von Fällen von Affenpocken in Europa. “Der aktuelle Ausbruch deutet auf eine veränderte Mensch-zu-Mensch-Übertragbarkeit hin”, schrieb Leif Erik Sander, Leiter der Infektiologie an der Berliner Charité, auf Twitter.

Die Situation sei “sehr ernst zu nehmen”, doch man sei vorbereitet, hieß es in einem weiteren Tweet. Aber er erklärte auch: “Affenpocken sind nicht so ansteckend, dass wir eine breitflächige Epidemie / Pandemie wie bei COVID-19 sehen werden.”

Forscher vermuten jedoch, dass Affenpocken an globaler Bedeutung gewinnen: In den vergangenen 50 Jahren haben sich die Fälle einer Studie zufolge verzehnfacht. Ob Affenpocken die neuen Pocken sind und inwieweit eine Auffrischung beziehungsweise neue Verabreichung eines Impfstoffs helfen kann, ist noch unklar. Die WHO, das RKI und andere internationale Institute beobachten die Situation jedenfalls sehr genau.

Mehr dazu im Video: Affenpockenausbruch in mehreren Ländern Europas