"After Passion": Wie viel vom Buch steckt noch im Film?

Der Hype um die Buchverfilmung "After Passion" ist groß. Doch wird der Film mit Hero Fiennes Tiffin der Buchvorlage von Anna Todd gerecht?

Ab dem 11. April ist "After Passion" in den deutschen Kinos zu sehen. Der Film basiert auf dem erfolgreichen, gleichnamigen Buch von US-Autorin Anna Todd (30). Insgesamt vier Bücher umfasst die "After"-Reihe. Todd hat sie zunächst als Fan-Fiction verfasst und Sänger Harry Styles (25), einst Mitglied der Boyband One Direction, als Hauptfigur gewählt. Erst später nannte sie die Figuren um. Doch wie nah am Buch orientiert sich nun der Film "After Passion"?

Worum geht's im Film?

Die pflichtbewusste Tessa Young (Josephine Langford) beginnt ihr erstes Jahr am College fernab von Mutter Carol (Selma Blair) und ihrer Jugendliebe Noah (Dylan Arnold). Ihre ältere Mitbewohnerin Steph (Khadijha Red Thunder) will sie ins gesellschaftliche Leben am College einführen und überredet sie zu einer Party. Dort trifft Tessa auf den geheimnisvollen Hardin Scott (Hero Fiennes Tiffin), der sie einerseits zur Weißglut bringt, sie andererseits aber auch fasziniert. Die Anziehung ist groß, da hilft auch die Warnung von Tessas Kumpel Landon (Shane Paul McGhie) nichts. Es entwickelt sich eine stürmische Romanze zwischen den beiden. Doch Hardin scheint ein Geheimnis zu hüten, das ihre Liebe zu zerstören droht.

Mehr Unterschiede als Parallelen?

So viel sei vorweg genommen: Parallelen zum Buch sind vorhanden, doch auch ebenso viele - wenn nicht sogar mehr - Unterschiede. Es kommen so ziemlich die gleichen Figuren darin vor wie in der Vorlage, mit den gleichen Namen. Große Ausnahme: Tristan, im Buch der Freund von Tessas Mitbewohnerin Steph, im Film ihre Freundin, gespielt von US-Sängerin Pia Mia (22). Ein willkommener Wechsel. Das Aussehen der Figuren, wie es im Buch detailliert beschrieben wird, weicht allerdings oft ab, doch daran sollte sich niemand stören, es passt.

Der Cast ist gut gewählt, die Chemie stimmt. Vor allem den Hauptdarstellern Josephine Langford (21) und Hero Finnes nimmt man die Liebesgeschichte ab. Herrlich gut gecastet ist zudem Selma Blair (46, "Eiskalte Engel") als Tessas Mutter. Von "O.C., California"-Vorzeigevater Peter Gallagher (63) wünscht man sich hingegen mehr Szenen. Da der Fokus klar auf Tessa und Hardin liegt, bleiben die anderen Figuren allerdings etwas blass. Überraschend wurde jedoch Bad Boy Jace (Swen Tremmel) ein richtiger Job verpasst.

Der Plot des Films ist stringent, zielführend und im Vergleich zum über 700 Seiten langen Buch auf eine kinotaugliche Zeit zusammengekürzt. Das permanente On/Off in der Beziehung von Tessa und Hardin bleibt etwa aus. Schlüsselszenen wurden zum Teil verkürzt oder in anderer Form sowie an anderer Stelle der Handlung eingebaut. Dafür gibt es auch etliche neue Szenen, wie etwa in einer riesigen Unterwasserwelt, die stimmungsvoll daherkommt.

Wie Tessa jedoch erfährt, dass Hardin der Vater des Uni-Rektors ist und was mit seiner Mutter passiert ist, wirkt etwas fehl im Platz. Als hätten diese Informationen noch schnell mit in die Geschichte gepackt werden müssen. Der Spagat, den Film auch für Menschen zu machen, die das Buch nicht kennen, gleichzeitig aber die Buch-Fans zu befriedigen, scheint den Machern etwas schwer gefallen zu sein. Ein Schema, wo gekürzt, verlängert, gestrichen oder neu ausgerichtet wurde, ist nicht zu erkennen. Es wirkt willkürlich.

Da wäre zum Beispiel die berühmte Szene am See, die im Film verkürzt ausfällt und etwas Entscheidendes weglässt, was an anderer Stelle jedoch wieder aufgegriffen wird. Wer schon auf die heißen Sex-Szenen gespannt ist, sollte seine Erwartungen ebenfalls zurückschrauben. Ja, Tessa und Hardin schlafen miteinander. Natürlich wird das aber in keinster Weise derart explizit dargestellt wie im Buch, was bei einem Film für Jugendliche auch unmöglich ist. Fast schon unschuldig wirken die wenigen Szenen. Dafür wird die Intimität in Form des gemeinsamen Badens groß geschrieben. Ob ein "Ich liebe dich" fällt, sei hier nicht verraten.

Unschuldig erscheint eine ideale Umschreibung für den Film. Während im Buch der viele Sex und Hardins Ausraster polarisieren, kommt der Film etwas weich gewaschen daher. Selbst Hardin wirkt gerade mal ein Viertel so unberechenbar wie im Buch. Apropos Hardin: Seine Tattoos sind bekanntlich sein Markenzeichen. Auch diese unterscheiden sich zuweilen von denen in der Vorlage, erklärt werden die Motive im Film jedoch nie. Ein Manko der deutschen Synchronisation ist zudem, dass der britische Akzent von Hardin wegfällt, was wohl den besonderen Charme seiner Figur für Tessa und viele Leser ausmacht.

Fazit

Von Autorin Anna Todd gibt es mehrere Bücher aus der "After"-Reihe. Ob alle verfilmt werden, hängt wohl vom Erfolg von "After Passion" ab. Es ist ein netter Teenie-Film, der so dahinplätschert und dabei gute Musik abspielt. Buch-Fans könnten anhand der doch großen Unterschiede ihre Probleme mit der Umsetzung haben. Sie können sich aber damit trösten, das Anna Todd als Produzentin jeden Tag am Set war und jegliche Änderungen abgesegnet hat.

Foto(s): 2019 Constantin Film Verleih GmbH