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"Air Defender 23": 10 wichtige Fakten rund um das größte Nato-Luftwaffen-Manöver

Ab dem 12. Juni übt die Nato mit dem Manöver "Air Defender 23" über Teilen Ostdeutschlands den Luftkampf. Was heißt das, wie lange dauert das und was ist sonst noch wichtig? Die relevantesten Infos!

Der Luftraum über Deutschland wird ab dem 12. Juni für zehn Tage etwas voller: Mit "Air Defender 23" findet das größte Luftwaffen-Manöver in der Geschichte der Nato auch über Deutschland statt. (Symbolbild: Getty Images)
Der Luftraum über Deutschland wird ab dem 12. Juni für zehn Tage etwas voller: Mit "Air Defender 23" findet das größte Luftwaffen-Manöver in der Geschichte der Nato auch über Deutschland statt. (Symbolbild: Getty Images)

Während des Kalten Kriegs waren Kampfflugzeuge, die im Tiefflug ihre Manöver abhielten, Alltag rund um die damals noch zahlreich vorhandenen deutschen Militärflugplätze. Seit den 1990ern sind die Übungsflüge militärischer Kampfflugzeuge immer seltener geworden. Bis jetzt: Denn die Deutsche Luftwaffe wird ab 12. Juni unter dem Namen "Air Defender 23" das größte Luftwaffen-Manöver in der Geschichte der Nato abhalten. Was das konkret bedeutet und welche Botschaft dahinter steckt? Hier gibt’s alle Infos.

1. Was erwartet uns bei "Air Defender 23"?

Bei dem Manöver, das die Deutsche Luftwaffe mit einer Führungsrolle vom 12. bis zum 23. Juni über Deutschland und einigen weiteren Ländern durchführt, wird die gemeinsame Reaktionsfähigkeit der Nato-Streitkräfte in einer Krisensituation geprobt. Deutschland übernimmt dabei eine Führungsposition und ist logistische Drehscheibe. Neben dem Verlegen von Flugzeugen soll unter anderem auch der Luftkampf trainiert werden. Insgesamt sind etwa 2.000 Flüge mit 23 unterschiedlichen Flugzeugtypen geplant.

Vor dem
Vor dem "Air Defender 23"-Manöver: Drei Kampfjets vom Typ F16 aus den USA fliegen in Formation kurz vor ihrer Landung auf dem Fliegerhorst im schleswig-holsteinischen Jagel. (Foto: Georg Wendt/dpa)

2. Wer ist an "Air Defender 23" beteiligt?

Folgende Nationen nehmen am Manöver teil: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Japan, Kroatien, Lettland, Litauen, Niederlande, Norwegen, Polen, Rumänien, Schweden, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Türkei, Ungarn, die USA und das Vereinigtes Königreich. Alle Länder gemeinsam stellen rund 10.000 teilnehmende Soldatinnen und Soldaten. Von den 250 beteiligten Flugzeugen stammen rund 100 aus den USA, bzw. vom U.S. Air National Guard.

3. Wo finden die Übungen genau statt?

Für die Flugmanöver sind drei "Übungslufträume" festgelegt worden. Der "Übungsraum Ost" umfasst fast den gesamten Osten Deutschlands - ausgenommen sind Thüringen und Sachsen-Anhalt. Dem NDR zufolge wird vor allem im Luftraum über Rostock und der Ostsee starker Betrieb erwartet.

4. Wie könnte eine konkrete Übung im Rahmen von "Air Defender 23" aussehen?

Wie der NDR berichtet, soll unter anderem die Verteidigung im Falle eines Angriffs auf den Rostocker Hafens und kritische Infrastruktur in der Ostsee simuliert werden. Zeitweise sollen sich dabei bis zu 60 Flugzeuge gleichzeitig im Luftraum über Rostock bewegen und auch vom Flughafen Rostock-Laage aus starten.

5. Gab es schon einmal vergleichbare Manöver?

Als Vorgänger-Manöver von "Air Defender 23" gilt "Defender Europe 21" - eine multinationale Militärübung aus der gleichnamigen Manöverserie der Nato. Die Übung lief in mehreren Phasen zwischen März und Juni 2021 in mehr als 30 Gebieten in unter anderem Estland, Bulgarien, Rumänien und im Kosovo.

6. Welche Auswirkungen wird "Air Defender 23" auf den zivilen Luftverkehr haben?

Eines ist sicher: So voll wird der Luftraum über Deutschland selten wieder sein. Zwar ist noch unklar, wie stark zivile Flüge beeinträchtigt werden. Von Beeinträchtigungen "im Minutenbereich" – so wird der Inspekteur der Deutschen Luftwaffe von der dpa zu möglichen Verspätungen von Flügen, zitiert – und "minimalen Unterbrechungen" – so der Direktor der US-Nationalgarde – bis hin zu "massiven Auswirkungen" sind die Prognosen ausgesprochen unterschiedlich. Zu letzterer Einschätzung kommt die Fluglotsengewerkschaft GdF, die auf ein von der europäischen Flugsicherungsorganisation Eurocontrol errechnetes Szenario verwies, nach dem bis zu 50.000 Verspätungsminuten je Manövertag vorhergesagt werden.

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7. Wird die Zivilbevölkerung von den Kampfflugübungen gestört werden?

Laut MDR Thüringen soll es in ausgewählten Bereichen des "Übungsraums Ost", die hauptsächlich Mecklenburg-Vorpommern betreffen, auch Tiefflüge mit einer Mindestflughöhe von 150 Metern geben. Ansonsten sollen die Mindestflughöhen für die beteiligten Flugzeuge bei 2.400 Metern liegen. Immerhin: Die insgesamt 80 Flugbewegungen pro Tag in den einzelnen Übungsräumen sollen stets zwischen 10 und 14 Uhr stattfinden – nachts und am Wochenende werden laut Luftwaffe keine Übungsflüge durchgeführt.

Air Defender 23: Wenige Tage vor der Luftwaffenübung
Wenige Tage vor der Luftwaffenübung "Air Defender 23" landet eine Boeing C17 der United States Air Force (USAF) am Fliegerhorst Wunstorf in der Region Hannover in Sichtweite eines extra errichteten Feldtanklagers. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

8. Findet "Air Defender 23" auch wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine statt?

Darüber gibt es keine offiziellen Angaben – dennoch scheint die Botschaft der größten Luftwaffenübung in der Geschichte der Nato besonders in Bezug auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin klar. "Es würde mich sehr wundern, wenn irgendein Staatsoberhaupt der Welt nicht zur Kenntnis nehmen würde, was dies (das Manöver) in Bezug auf den Geist dieses Bündnisses, das heißt die Stärke dieses Bündnisses, zeigt. Und das schließt Herrn Putin ein", sagte US-Botschafterin Amy Gutmann der dpa zufolge. Demnach gab es die Idee für das Manöver schon 2018 – nachdem Russland die ukrainische Halbinsel Krim annektiert hatte.

9. Was kostet Air Defender 23 den Steuerzahler?

Auch hierzu gibt es keine gesicherten Angaben. Der Inspekteur der Deutschen Luftwaffe Ingo Gerhartz betonte die Bedeutung, die solche Übungen für die Luftstreitkräfte haben. "Sicherheit gibt es eben nicht zum Nulltarif", wird er in Bezug auf die damit verbundenen Beeinträchtigungen und Kosten zitiert. Eine genaue Summe der investierten Steuergelder nannte er jedoch nicht.

10. Welche Kritik gibt es an Air Defender 23?

Unter anderem die Linke kritisiert das internationale Luftwaffenmanöver. "Ich bezweifele, dass die Nato mit dieser Machtdemonstration der Superlative sonderlich Eindruck bei der russischen Führung schinden wird", wird Gregor Gysi, außenpolitischer Sprecher der Linksfraktion, zitiert. Demnach habe auch das Vorgänger-Manöver "Putin nicht davon abgehalten, einige Monate später die Ukraine zu überfallen".

Mit Material der Deutsche Presse-Agentur (dpa)

VIDEO: "Air Defender 23" - Größtes Luftwaffen-Manöver in der Geschichte der Nato