Airline-CEO Jens Bischof im Interview - Flatrate-Flüge nach Mallorca? Jetzt macht Eurowings-Chef der Konkurrenz eine Ansage
Mallorca protestiert gegen den Massentourismus. Für die Fluggesellschaft Eurowings, die zu den größten Arbeitgebern auf der Insel gehört, ist das ein Problem. Jens Bischof, CEO von Eurowings, erklärt im Interview welche Herausforderungen jetzt zu bewältigen sind.
Mallorca ist für Eurowings eines der wichtigsten Ziele überhaupt. Rund 420-mal die Woche starten Flieger der deutschen Airline von 26 Flughäfen in ganz Europa nach Palma. Auf der beliebten Baleareninsel betreiben die Kölner ihre größte europäische Basis.
Am Flughafen Son Sant Joan vor den Toren der Inselhauptstadt Palma hat die Airline knapp zehn Flugzeuge stationiert und beschäftigt fast 1000 Mitarbeiter. Damit gehört Eurowings zu den größten Arbeitgebern auf der Insel. „Entsprechend ist unsere Verbundenheit zu Mallorca natürlich enorm“, sagt Jens Bischof, der seit März 2020 Vorsitzender der Geschäftsführung und CEO von Eurowings ist.
Doch wie reagieren er und sein Unternehmen auf die jüngsten Proteste gegen den Massentourismus auf Mallorca? Und wie will sich Eurowings künftig weiter auf Mallorca aufstellen? FOCUS online hat Bischof zum Interview auf Mallorca getroffen.
FOCUS online: Es wird auf Mallorca momentan vermehrt kritisiert, dass zu viele Touristen auf die Insel kommen. Für Reiseunternehmen durchaus ein Problem. Spürt auch Eurowings den Gegenwind?
Jens Bischof: Grundsätzlich ist die Reiselust gerade auch Richtung Mallorca als eine der Hauptziele im Mittelmeer natürlich ungebrochen. Aber ich verstehe dennoch natürlich die Sorge gerade der lokalen Einwohner hier, dass etwa bezahlbarer Wohnraum ein wahnsinnig wichtiges Thema ist. Und deswegen kann ich auch nachvollziehen, dass es nicht überall nur positive Stimmung hervorruft, wenn viele Touristen auf die Insel kommen.
Aber mit Massentourismus und dem Wort Masse verbindet man immer was Negatives. Wir haben hier so ein großes Hotelkontingent und Angebot. Das muss auch gefüllt werden, weil zu einem wahnsinnig hohen Prozentsatz lebt diese Insel vom Tourismus. Und deswegen bin ich persönlich für alle Maßnahmen, die auch politisch und von der Regierung ergriffen werden, um diesen Tourismus nachhaltig zu gestalten und auch zu steuern. Damit nicht jede leer werdende Wohnung am Ende ein Airbnb wird, sondern dass natürlich auch für die lokale Bevölkerung bezahlbarer Wohnraum da ist.
Und auf der anderen Seite braucht es auch viele, viele Flüge, um die Hotelkapazitäten hier vollzumachen und die Jobs zu erhalten, da alle am Tourismus hängen.
„Protest gegen zu viel Tourismus war schon immer da“
Der Airport auf Mallorca wird im Winter nochmals kräftig ausgebaut. Gleichzeitig wird gesagt, wir brauchen eigentlich weniger Tourismus. Passt das zusammen?
Bischof: Na ja, da ist natürlich immer ein Spannungsfeld da. Aber ich glaube nicht, dass man sagt, man braucht weniger Tourismus. Es sind wahrscheinlich eher die Belastungsspitzen, die besondere, ich sage mal, Herausforderungen, gerade für die lokale Bevölkerung darstellen. Aber die Saisonalität in Mallorca war schon immer da.
Nebenbei bemerkt, war auch der Protest gegen zu viel Tourismus auch schon immer da. Ich glaube, er wird dieses Jahr besonders heftig in den deutschen Medien aufgegriffen. Letztes Jahr waren es die Kreuzfahrtschiffe in Venedig, die besonders stark in der Presse waren. Dieses Jahr tatsächlich die immer wieder vorhandenen Proteste gegen Massentourismus.
Wie gesagt, am Ende muss es eine vernünftige Balance sein, die lokale Bevölkerung muss sich wohlfühlen, muss bezahlbaren Wohnraum bekommen, braucht auch keine übermäßigen Belastungsspitzen. Aber so ganz kriegt man die Saisonalität natürlich auch nicht raus. Wir tun da wahnsinnig viel für. Der Tourismus tut hier wahnsinnig viel auf der Insel dafür, dass man die Saisons im Prinzip verlängert und noch etwas streckt. Aber das ist eine Balance, die sehr, sehr anspruchsvoll ist. Aber die müssen wir finden, weil ein Ziel wie Mallorca muss halt auch nachhaltig und auch in vielen Jahren noch attraktiv sein.
Spielt da Eurowings denn mit? Schließlich dünnen auch Sie den Flugplan im Winter deutlich aus. Da wird es auf Mallorca doch schwer, die Saison zu verlängern.
Bischof: Klar, man darf die Wirtschaftlichkeit auch bei einer Fluggesellschaft natürlich nicht ausblenden. Und im Sommer, in den Spitzenzeiten, fliegen wir aktuell über 420 Mal die Woche von 26 Flughäfen in ganz Europa nach Palma. Das ist natürlich ein sehr stattliches Angebot. Und damit ist Eurowings nicht nur der größte Ferienflieger in Deutschland, sondern auch der Platzhirsch hier in Mallorca.
Aber auf der anderen Seite darf man nicht vergessen: Selbst für Weihnachten, für Neujahr und ähnliche Zeiten, die eben in der Low-Season liegen, haben wir immer noch 150 Flüge die Woche. Das ist schon eine ganze Menge Kapazität. In einer etwas kühleren Januarwoche sind es dann vielleicht nur 60, 70 oder 80 Flüge. Es kommt immer darauf an, aber wir versuchen das natürlich auch zu unterstützen, dass diese Saisonverlängerung und der ganzjährige Tourismus auch in Mallorca einen Platz findet und damit der Tourismus insgesamt besser ausbalanciert ist.
„Wir sind preiswert und mit der Betonung auf Wert“
Die ungarische Billigfluggesellschaft WizzAir bietet neuerdings Flugreisen im Flatrate-Paket an. Wäre das auch ein Geschäft für Eurowings, speziell für Mallorca-Gäste, die regelmäßig auf die Insel fliegen?
Bischof: Man muss sich vielleicht zunächst einmal die WizzAir-Angebote ein bisschen genauer anschauen: So darf man sie erst 72 Stunden vor Abflug buchen. Sie sind in der Werbung bei 4,99 Euro, normalerweise bei 5,99 Euro und man muss auch noch einen Obolus für den jeweiligen Flug bezahlen. Und am Ende ist auch nicht garantiert, ob man mitkommt.
Wirkliches All-you-can-fly ist nur dann wirklich ein tolles Angebot, wenn man wirklich auch die Chance hat, den letzten Platz im Flugzeug zu bekommen, den man haben möchte. Und das muss verlässlich sein. Und ganz ehrlich: Der ist dann so teuer, dass ich eine Flatrate fürs ganze Jahr kaum für den Gast lohnt und dann am Ende doch die Einzelbuchung den Vorzug bekommt.
Also keine Option für Eurowings für Mallorca-Reisende?
Bischof: Wir sind preiswert und mit der Betonung auf Wert. Und Eurowings möchte das auch wirklich aufrechterhalten. Und ganz ehrlich: Ich stelle nichts ins Schaufenster, was am Ende nicht als preiswert empfunden wird und deswegen ist es aktuell keine Option.
Sie sind selbst auch ein großer Mallorca-Fan. Verraten Sie uns Ihre Lieblings-Hotspots?
Bischof: Zunächst einmal muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich unfassbar gerne in Palma bin. Palma ist für mich die schönste Inselhauptstadt im ganzen Mittelmeer. Und egal, ob man den Passeig del Borne hochläuft und am Ende seinen Cappuccino oder Espresso in der Bar Bosch trinkt, ob man im Viertel Santa Catalina irgendwie am Wochenende versinkt und wirklich ganz tolle Bars und kulinarische Angebote genießt. Letztendlich sind es auch die kulturellen Aspekte. Palma ist einfach traumhaft.
Und ich wandere gerne in der Tramontana und ich bin sehr gerne auch auf dem Wasser, nicht nur im Wasser, sondern auf dem Wasser. Mallorca hat viel zu bieten und ich find's auch toll, dass sich Mallorca wirklich von diesem reinen Partyimage emanzipiert hat. Es wird wahnsinnig viel angeboten, es ist vielfältig und das macht mir wahnsinnig viel Spaß, hier auf der Insel zu sein.