Aktenzeichen XY: Führt diese Decke zum Mörder von Sonja Engelbrecht?
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wird regelmäßig aktualisiert, wenn es neue relevante Entwicklungen oder Erkenntnisse zu dem Fall gibt.
Der Mord an der Teenagerin Sonja Engelbrecht schien für immer ungelöst zu bleiben. Doch nach der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" gab es neue Hinweise - und doch noch Hoffnung, dass der Täter des Verbrechens gefunden werden könnte. Vor allem zu einer Decke, die am Tatort gefunden worden, meldeten sich zahlreiche Anrufer.
Im Fall der 1995 verschwundenen Schülerin Sonja Engelbrecht führen Hinweise aus der Bevölkerung zu neuen Erkenntnissen. Wie der ehemalige Landeskriminalamt-Kommissar Alfred Hettmer in der ZDF-Sedung "Aktenzeichen XY" am Mittwoch (22.3.) mitteilte, hatten sich zahlreicher Anrufer*innen vor allem zu der auffälligen Decke gemeldet, die in der Sonderausgabe zu Cold Cases Anfang März gezeigt worden war. "Vermutlich oder womöglich steht fest, wo die Decke verkauft wurde", sagte Hettmer nun.
Gen-Tests nach "Aktenzeichen XY"
Zudem waren Hinweise zu Personen eingegangen, die im Zeitraum 1994/95 im Landkreis Eichstätt Renovierungsarbeiten durchgeführt haben. Auch konkrete Namen waren darunter, die Polizei gehe diesen "interessanten Hinweisen mit aller Vorsicht nach", sagte Hettmer. Am Fundort der Leiche waren Klebeband und Folien mit Farbspuren gefunden worden, weshalb die Ermittler vermuten, der Täter könnte privat oder beruflich mit Bau- oder Malerarbeiten zu tun haben.
Insgesamt wurden nach der Ausstrahlung der ersten "Aktenzeichen XY"-Sendung zu dem Fall etwa 50 Personen aus dem Raum Kipfenberg von der Polizei überprüft. Doch trotz Gen-Tests war keine Übereinstimmung dabei.
Die 19-jährige Schülerin war in der Nacht zum 11. April 1995 spurlos verschwunden. Die Mordkommission 5 der Münchener Polizei versuchte 28 Jahre lang vergeblich, das mutmaßliche Verbrechen aufzuklären. Bis im vergangenen Jahr Waldarbeiter in einem Waldstück bei Kipfenberg auf die menschlichen Überreste einer jungen Frau stießen. Eine DNA-Analyse bestätigte die Vermutung: Es handelte sich tatsächlich um die Überreste der vermissten Sonja Engelbrecht.
120 Hinweise nach "Aktenzeichen XY... Cold Cases"
Durch den Fund der Leiche nahmen die Ermittlungen in dem Cold Case unverhofft noch einmal Fahrt auf. Der Bericht im ZDF am 1. März, führte zu zahlreichen Hinweisen aus der Bevölkerung. In der Sonderausgabe der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... Cold Cases" wurden die neuesten Entwicklungen des 25 Jahre alten Falles noch einmal nachgezeichnet.
In der Sendung wandte sich der mit dem Fall befasste Münchner Kriminalhauptkommissar Roland Baader an die Zuschauer*innen und bat emotional um deren Mithilfe bei der Aufklärung: gewandt. "Tatsächlich haben wir heute vielleicht die letzte Möglichkeit, diesen Fall Sonja Engelbrecht zu klären."
Der Appell hatte den gewünschten Effekt. Noch während der Sendung gingen die ersten Telefonanrufe mit Hinweisen bei der Polizei ein. Das Landeskriminalamt hatte dafür eigens Mitarbeiter*innen abgestellt, um jeden Hinweis aufnehmen zu können. Am Ende der "Aktenzeichen XY"-Folge waren es bereits 50 Anrufe, wie der ehemalige Polizeibeamte Alfred Hettmer in der Sendung berichtete. Bis zum nächsten Morgen gingen noch zahlreiche weitere Anrufe ein, so dass es inzwischen mehr als 120 Hinweise aus der Bevölkerung zu dem Fall gibt, wie die "Süddeutsche Zeitung" schrieb.
Führt die Kunststoffdecke zum Mörder?
Viele der Anrufer*innen bezogen sich auf die auffällig gemusterte Kunstfaserdecke, die von den Polizeibeamt*innen bei den Überresten der Leiche gefunden worden war. Wer eine solch blau-schwarze Decke besitze, solle sie der Polizei zu Vergleichszwecken zur Verfügung stellen. Zahlreiche Anrufer*innen erwähnten bereits mögliche Hersteller der Decke. Mittlerweile ist geklärt, welche Firma die Decken produzierte, sie existiert aber inzwischen nicht mehr.
Auch der abgelegene Fundort bei Grösdorf im Altmühltal könnte die Ermittler*innen auf die richtige Spur führen. Dieser weise auf einen Täter hin, der die Wälder um Kipfenberg sehr gut kenne, vermutet die Polizei. Der Fundort befindet sich gut 100 Kilometer entfernt von der Telefonzelle am Münchener Stiglmaierplatz, an der ein Freund Sonja Engelbrecht das letzte Mal vor ihrem Verschwinden gesehen hatte. Zudem erwähnte Kriminalhauptkommissar Baader, der Täter habe den Ort nach dem Verbergen der Leiche nochmals aufgesucht. Worauf sich diese Erkenntnisse stützten, wurde allerdings nicht an die Öffentlichkeit weitergegeben.
Verbindung zu einem Cold Case aus Freiburg?
Auch Plastikfolie, Müllsäcke und Klebestreifen mit Farbresten waren in der Felsspalte neben den Knochen gefunden worden. Dies könnte bei der Tätersuche entscheidend sein. Denn kurz vor dem Mord fand in München auf der Theresienwiese die Baumaschinen-Messe "Bauma" statt. Das rief Parallelen zu dem Fall einer Freiburger Studentin hervor, die im Jahr 1997 ebenfalls entführt, missbraucht und umgebracht worden war. Auch in Freiburg hatte kurz zuvor eine Industriemesse stattgefunden. Auch ihr Leichnam war in einem Waldstück entdeckt worden.
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Noch wichtiger könnte deshalb vielleicht die sogenannte "DNA-Spurenlage" werden, die von Kriminalhauptkommissar Baader bestätigt wurde. Die DNA-Spuren könnten dabei helfen, den Mörder nach Hinweisen aus der Bevölkerung tatsächlich zu überführen. Für Hinweise, die zur Lösung des Falles beitragen, ist eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt.
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