Aktien-Crash - Börsen rauschen reihenweise ab: Wie Sie jetzt Ihr Geld retten

Viel Rot: Die Monitore der Händler an der Frankfurter Börse vermelden seit Tagen vor allem fallende Kurse.<span class="copyright">Boris Roessler/dpa</span>
Viel Rot: Die Monitore der Händler an der Frankfurter Börse vermelden seit Tagen vor allem fallende Kurse.Boris Roessler/dpa

Die Börse bricht ein. Der Nikkei schloss am Montag zweistellig im Minus. Auch in Deutschland und den USA sacken die Kurse weg. Experten schwanken zwischen Weltuntergangsphantasien und Alles-wird-gut-Gerede. Vier Regeln erklären, wie Anleger den Crash gut überstehen.

Das passiert: Angst, schlechte Wirtschaftsdaten, Gewinnrückgänge

An den Börsen weltweit liegen die Nerven der Anleger zum Wochenauftakt blank. Der Kursrutsch vom Freitag setzte sich am Montag nahtlos fort. Ein unerwartet schwacher US-Arbeitsmarktbericht hatte vor dem Wochenende die Furcht vor einer Rezession in den USA und in der Folge einem deutlicheren Abkühlen der Weltwirtschaft befeuert sowie die Börsen auf Talfahrt geschickt.

Hinzu kamen enttäuschende Quartalszahlen aus dem heiß gelaufenen US-Technologiesektor. Der Hype um das Trendthema Künstliche Intelligenz (KI) könnte zu weit gegangen sein, heißt es aus dem Handel. An den asiatischen Börsen litten am Montag die Technologiewerte unter einem Bericht, dem zufolge der Chip-Produzent Nvidia den Start neuer KI-Chips wegen sogenannter Designmängel verschiebt. Nvidia war zuletzt als großer Profiteur des Boom-Themas Künstliche Intelligenz das Zugpferd der allgemeinen Börsen-Rally.

„Die Anleger werden gerade mit zwei unangenehmen Tatsachen konfrontiert“, schrieb Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. „Zum einen kommt das Wachstum im Bereich Künstliche Intelligenz mit enormen Kosten daher, was die Margen schmälert und hohe Aktienbewertungen plötzlich als übertrieben erscheinen lässt. Und zum anderen entfalten die restriktive Geldpolitik von Europäischer Zentralbank und Federal Reserve nun ihre Wirkung.“

Hinzu kommen wohl Sorgen um den Nahost-Konflikt, der sich zum Flächenbrand auszuweiten droht. Außerdem beendete die japanische Zentralbank vergangene Woche als letzte Zentralbank ihre Nullzinspolitik. Banken können sich damit nicht mehr extrem günstig Geld leihen und müssen ihre Investitionen neu überdenken. Deshalb leidet auch der Bitcoin.

In Europa gingen die Kurse am Montagvormittag auf Tauchstation. Der deutsche Leitindex Dax verlor zwischenzeitlich um die drei Prozent und tendierte in Richtung der 17.000-Punkte-Marke. Ähnlich hoch waren die Einbußen für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50. In den USA brachen die Indizes zur Markteröffnung ebenfalls ein: Der Technologie-Index Nasdaq gab über fünf Prozent nach, Dow Jones und S&P 500 je über drei Prozent. Im Vergleich zum Donnerstag der Vorwoche verloren die Indizes damit binnen drei Handelstagen fast zehn Prozent.

Wie sehr in New York die Verunsicherung um sich greift, lässt sich am Angstbarometer VIX erkennen. Dieses misst die Schwankungsintensität an den Aktienbörsen und erreichte am Montag ein Hoch seit Mitte 2020.

Wie lange der Kursrutsch andauert, ist offen.

1. Oberste Regel bei fallenden Kursen: Langfristig denken und Ruhe bewahren

Wer einen ETF bespart, hat derzeit Grund zur Freude: Langfristig werfen Börsen sechs bis acht Prozent Rendite ab, besagt die ETF-Theorie. Kurzfristig schwanken die Kurse jedoch.

Das bedeutet:

  • Wer regelmäßig Aktien kauft, kauft Unternehmensanteile bei Börsenflauten günstiger als zu Höchstwerten.

  • Wer monatlich einen gleichbleibenden Betrag spart, kauft bei Börsenflauten mehr Unternehmensanteile als bei Höchstkursen.

Langfristigen ETF-Sparern spült die Kursdelle also günstige Werte ins Depot. Nach einer langen Teuer-Phase eine hervorragende Nachricht. Bis sie den ETF in einigen Jahrzehnten verkaufen, ist der jetzige Durchhänger gemäß ETF-Theorie längst vergangen.

Viele Anleger vergessen das leider: Wenn Sie Haus, Auto oder Lebensmittel kaufen, freuen Sie sich über niedrige Preise. An der Börse wollen sie aber unbedingt teuer einkaufen. Das ergibt keinen Sinn. Freuen Sie sich auch bei Aktien über das Sonderangebot.

Sollten Sie gerade nicht einkaufen, aber trotzdem langfristig investiert sein, stellen Sie sich am besten vor, Sie hätten das Haus bereits gekauft: Klopft danach täglich ein aufgedrehter Mensch an Ihre Tür und bietet Ihnen Preise, blenden Sie Ihn aus. Ruft er eines Tages „Heute biete ich nur halb so viel wie gestern!“, antworten Sie „Wen juckt’s? Ich will ja gar nicht verkaufen.“ Soll er sich in zehn Jahren wieder melden.

Gleiches gilt an der Börse: Nur weil der Markt sekündlich Preise erzeugt, brauchen sich Anleger nicht darum kümmern. Wollen Sie erst in zehn Jahren verkaufen, bleiben kurzfristige Preisschwankungen folgenlos.

Wer langfristig Aktien kauft, weiß vorher, dass die Kurse in dieser Zeit mal boomen und mal einstürzen. Passiert das dann tatsächlich, bedeutet es für ihn: gar nichts. Wer damit nicht umgehen kann, sollte keine Aktien kaufen.

2. Wer weiß, warum er Aktien kauft, schippert seelenruhig durch jede Krise

Die Ebbe zeigt, wer nackt schwimmt, scherzt Börsenlegende Warren Buffett. Damit spielt er auf den Grund an, warum viele Langfrist-Anleger bei Börsencrash eben doch nicht ruhig bleiben: Sie wissen schlicht nicht, was sie sich da ins Depot geholt haben.

Also begehen sie, die Schweißperlen auf der Stirn riechend, den größten Börsenfehler von allen: Sie verkaufen die Hype-Aktien, die sie zur Boom-Phase teuer eingekauft haben, panisch zu Günstigpreisen.

Diesen Fehler müssen Anleger unbedingt vermeiden. Das geht nur mit Vorbereitung.

Wer sein hart verdientes Geld anlegt, sollte sich diese Anlagen genauso hart überlegen:

  • Nur Einzelunternehmen kaufen, wenn er genau versteht, wie diese Unternehmen Geld verdienen und wie verschiedene Ereignisse diese Unternehmen beeinflussen. Treten die Ereignisse ein, wissen vorbereitete Anleger, was sie zu tun haben.

  • Nur ETFs kaufen, wenn er wirklich überzeugt ist, damit langfristig sechs bis acht Prozent Rendite einzufahren. Ist er das, können Anleger kurzfristige Schwankungen ausblenden.

Badende wissen, dass irgendwann die Ebbe kommt. Sie sollten sich entsprechend kleiden oder lieber nicht schwimmen gehen. Investoren wissen, dass irgendwann der nächste Crash kommt. Auch sie sollten sich vorbereiten oder lieber nicht investieren.

Für Anleger, die kurzfristig Geld brauchen, heißt das: Fragen Sie sich am besten regelmäßig, was Sie bei einem Börsencrash tun. Kommt dieser dann, können sie zügig reagieren. Entweder noch schnell verkaufen oder, wenn die Kurse schon zu weit gefallen sind, auf die Erholung warten.

3. Bei Börsen-Crashs können Sie Experten ruhig Experten sein lassen

Viele eigentlich ruhige Anleger lassen sich von Experten verunsichern. Sollten sie nicht.

Die Welt kennt zwei Arten von Börsenexperten: Die einen haben es dank jahrzehntelangem Anlageerfolg zum Multi-Milliardär gebracht. In dieser Kategorie spielt Warren Buffett. Er sagt: Langfristig investieren, kurzfristige Schwankungen ausblenden. Niemand weiß, was der Markt über die nächsten Monate macht.

Die anderen Experten hatten entweder kurzfristige Erfolge oder nicht mal das. Sie behaupten alles Mögliche, wissen aber meist nichts. Weil niemand die Treffgenauigkeit ihrer alten Aussagen prüft, fällt das nur nicht auf. Wer lange genug googelt, findet alle möglichen Meinungen.

Denken Sie an den großen Covid-Crash und den Boom seitdem: Experten sagten alles Mögliche voraus. Die Wahrheit trafen nur die, die sagten, sie wissen nicht, was passiert. Dieses Muster greift bei jedem Crash.

Hier ist, was wir wissen: Börsen steigen und fallen nicht wegen bestimmten Ereignissen:

  • Börsen steigen ausschließlich, weil die Menschen mehr von einer Aktie kaufen als verkaufen.

  • Börsen fallen ausschließlich, weil die Menschen mehr von einer Aktie verkaufen als kaufen.

Alle anderen Ereignisse können dazu führen, dass Menschen kaufen oder verkaufen. Sie müssen es aber nicht. Niemand weiß, wie Menschen reagieren. Täglich kaufen Menschen Aktien, weil sie gerade einen Bonus bekommen haben, oder verkaufen, weil sie ein neues Auto brauchen.

Wer den Börsen längere Zeit folgt, trifft oft auf Ereignisse, bei denen Experten sagen: „Wenn X passiert, steigen die Kurse.“ Dann passiert X und der Markt rauscht ab. Oder umgekehrt.

Niemand kann kurzfristige Kursbewegungen vorhersagen. Vermeintliche Experten, die es dennoch tun, wollen damit Geld verdienen.

Wir wissen nur: Demokratie und Welthandel befeuern den Wohlstand. Wächst der Wohlstand, steigen langfristig die Kurse. Investieren Sie entsprechend. Und lassen Sie sich vom Rest nicht verrückt machen. Erhalten wir Demokratie und Welthandel, bleibt der jetzige Kursrücksetzer langfristig unbedeutend.

4. Wer Krypto kauft oder kurzfristig investiert, muss mit seinem Schicksal leben

Anleger, die nach dieser Vorrede nun rufen, sie hätten kurzfristig investiert oder Krypto gekauft, also helfe ihnen das alles nichts, sei gesagt: Ihnen kann auch niemand helfen.

Kurzfristige Anlagen unterliegen den Zufällen des Marktes. Krypto ist ein Schuss ins Blaue. Wer bei diesen Investitionen auf Tipps hofft, kann auch einen Experten dafür bezahlen, ihm beim Roulette zu Rot oder Schwarz zu raten.

Für Zufallsinvestitionen gilt die Lektion der Punkte eins und zwei: Wer weiß, was er tut, vermeidet Panik. Legen Sie nur Geld an, dessen Verlust Sie sich leisten können. Und gewöhnen Sie sich an den Gedanken, dass Sie es wahrscheinlich verlieren.