Alabama-Wahl könnte Trumps Senatsmehrheit schrumpfen lassen

Mehrere Frauen beschuldigen den republikanischen Kandidaten Roy Moore, sie in den siebziger und achtziger Jahren sexuell belästigt zu haben. Foto: Brynn Anderson
Mehrere Frauen beschuldigen den republikanischen Kandidaten Roy Moore, sie in den siebziger und achtziger Jahren sexuell belästigt zu haben. Foto: Brynn Anderson

So viel Aufmerksamkeit bekommt eine Nachwahl zum US-Senat normalerweise nicht. Aber in Alabama steht viel auf dem Spiel - inhaltlich, politisch und moralisch: Trumps Kandidat Roy Moore wird beschuldigt, junge Mädchen sexuell belästigt zu haben.

Montgomery (dpa) - Hochspannung in Alabama: Nach Beginn der Senatswahl in dem Südstaat hat US-Präsident Donald Trump noch einmal um Stimmen für den umstrittenen Republikaner Roy Moore geworben.

Moore werde immer mit den Republikanern stimmen, twitterte Trump. Sein Gegenkandidat Doug Jones mache sich für Abtreibung stark, sei gegen die Mauer an der Grenze zu Mexiko und schlecht für Waffenbesitzer und Veteranen.

Bei der wegweisenden Abstimmung ging es darum, wer Alabama künftig im Senat vertreten wird: Moore oder der Demokrat Doug Jones. Für die Republikaner stand viel auf dem Spiel. Verliert Moore, schrumpft ihre ohnehin knappe Senatsmehrheit auf nur eine Stimme.

Der Kandidat ist wegen seiner extremen Positionen aber selbst in den eigenen Reihen umstritten. Mehrere Frauen beschuldigen ihn zudem, sie in den siebziger und achtziger Jahren sexuell belästigt zu haben. Eine von ihnen war damals erst 14 Jahre alt. Moore weist die Anschuldigungen zurück.

Mehrere Republikaner in Washington waren auf Distanz zu dem heute 70-Jährigen gegangen. Trump erklärte dagegen nach anfänglicher Zurückhaltung seine Unterstützung für Moore. Er malte als Konsequenz einer Niederlage negative Auswirkungen für seine politische Agenda an die Wand.

In einer kurz vor der Wahl erschienenen Umfrage der Monmouth Universität kamen beide Kandidaten auf je 46 Prozent der Stimmen. In einigen Erhebungen lag Moore vorne, in anderen Jones.

Kritiker werfen den Republikanern vor, für den Machterhalt alle Moral fahren zu lassen. Das Weiße Haus und die Partei hatten zuletzt die Linie verfolgt, die Wähler selbst sollten in Alabama entscheiden, wie gewichtig die Anschuldigungen gegen Moore seien.

In Umfragen geht bei der Bewertung der Vorwürfe gegen Moore ein selten tiefer Riss durch die Menge der Befragten. Eine überwältigende Mehrheit der Republikaner schenkt den Vorwürfen keinen Glauben oder findet sie irrelevant. Bei den Demokraten ist es genau andersherum.

Sollte Moore gewinnen, stehen rechtliche Folgen im US-Senat im Raum. Dort könnten die Vorwürfe gegen ihn geprüft werden. Einige Republikaner fürchten außerdem, dass der belastete Moore im Jahr der Halbzeitwahl 2018 eine schwere Bürde für die Partei sein könnte, wenn es darum geht, die Mehrheiten in Senat und Abgeordnetenhaus zu halten.

Die Nachwahl in Alabama war durch den Wechsel des früheren Senators Jeff Sessions an die Spitze des Justizministeriums notwendig geworden. Eigentlich ist der Staat mit seinen rund 4,8 Millionen Einwohnern ein traditionell sicheres Rennen für die Republikaner. Durch den Streit um Moore war die Wahl aber viel offener als sonst.