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Alarm in Washington: Mini-Hubschrauber landet vor Kapitol

Auch ein Fluggerät mit Sprengstoff hätte ungehindert in den gesperrten Luftraum eindringen können. Foto: Thorsten Urbanski

Sicherheitsalarm in Washington: Ein Mini-Hubschrauber ist ungehindert in die Flugverbotszone der US-Hauptstadt eingedrungen und vor dem Kongress gelandet.

Es handelte sich Berichten zufolge um eine angekündigte Protestaktion eines 61-jährigen Amerikaners, der damit gegen die Wahlkampffinanzierung in den Vereinigten Staaten demonstrieren wollte.

Experten sprachen in ersten Reaktionen von einer erneuten schweren Sicherheitspanne. Der Luftraum über dem Kapitol und dem nahe gelegenen Weißen Haus gelte als extrem geschützt. US-Medien fragten, warum der Mini-Hubschrauber nicht abgefangen wurde - zumal die Behörden zuvor über die Aktion informiert worden seien. Auch ein Fluggerät mit Sprengstoff hätte ungehindert in den gesperrten Luftraum eindringen können, fürchteten Kommentatoren. «Chaos in der US-Hauptstadt», berichtete der TV-Sender CNN.

Der Vorfall ereignete sich am frühen Mittwochnachmittag. Zunächst zeigten mehrere TV-Sender Bilder des Fluggeräts auf dem Rasen vor dem Kapitol, das beide Parlamentskammern beherbergt. Das Gelände um den Kapitolshügel wurde weiträumig abgesperrt.

Spezialkräfte der Polizei untersuchten den sogenannten Tragschrauber, der in einem Außensitz einer Person Platz bietet, nach Sprengstoff - wurden aber nicht fündig. Der Pilot sei festgenommen und verhört worden, teilte die zuständige Kapitols-Polizei mit.

Der Zeitung «Tampa Bay Times» zufolge handelte es sich um eine angekündigte Protestaktion gegen die Wahlkampffinanzierung in den USA. Der 61-Jährige, ein Postbote, habe in dem Mini-Hubschrauber über 500 Protestbriefe an alle Kongressmitglieder geladen.

Er habe keinerlei böse Absichten gehabt, sagte der Mann in einem Video, das die Zeitung veröffentlichte. «Kein normaler Mensch würde so etwas tun.» Er wisse, dass er den gesperrten Luftraum verletze, sei aber weder ein Selbstmörder noch ein Terrorist. «Terroristen kündigen ihre Aktionen nicht vorher an.» Er kritisierte, Regierungen würden immer abhängiger von «Big Money» - dem großen Geld. Er habe mit seinem Protest nicht warten wollen, «bis das Land zu Bruch geht». Demnach wurden die Behörden vor dem Start - etwa eine Flugsstunde von Washington entfernt - informiert. «Ich denke nicht, dass sie einen 60 Jahre alten Postboten auf einem fliegenden Fahrrad abschießen.»

Der Vorfall erinnert an den Deutschen Mathias Rust, der 1987 im Alter von nur 18 Jahren mit einem Sportflugzeug unweit des Roten Platzes in Moskau landete. Der Vorfall löste damals weltweit Schlagzeilen aus.

Der Flug des Mini-Hubschraubers dürfte die Debatte um die Sicherheit in der US-Hauptstadt anheizen. Die Leibwache von Präsident Barack Obama ist seit Monaten wegen einer Pannenserie unter Druck. Mehrfach gelang es Eindringlingen, über den Zaun um das Weiße Haus zu klettern. Die Secret-Service-Chefin Julia Pierson musste im Oktober zurücktreten.

Unklar ist, ob die Aktion vom Mittwoch auch eine Debatte über das Thema Geld im US-Wahlkampf in Gang setzt. Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton sprach diesbezüglich zwar kürzlich von einem «funktionsgestörten politischen System» und verlangte strengere Regulierung. Doch sie setzt im Präsidentenwahlkampf 2016 ebenfalls auf Spenden in Milliardenhöhe.

Schon jetzt ist absehbar, dass der Wahlkampf der teuerste aller Zeiten werden dürfte - allein die superreichen US-Brüder Charles und David Koch wollen eine Rekordsumme von fast 900 Millionen Dollar (846 Mio Euro) hinein pumpen. 2010 hatte das Oberste Gericht Beschränkungen bei der Wahlkampfwerbung für Unternehmen aufgehoben - seitdem sind so gut wie unbegrenzte Finanzhilfen erlaubt.

Bericht Tampa Bay Times